Die Sozialistische Jugend Vorarlberg entdeckte letzte Woche skandalöse Fotos auf der Homepage der Jungen ÖVP Vorarlberg, auf denen drei Mitglieder der JVP auf dem Bundesparteitag der ÖVP in Salzburg lachend die drei gestreckte Finger zum Kühnen-Gruß in die Kamera halten.
Presseaussendung der SJ Vorarlberg
(Bregenz / 08.01.2008) – Die Sozialistische Jugend Vorarlberg (SJ) hat auf der Homepage der Jungen Volkspartei (JVP) Fotos entdeckt, auf denen drei Mitglieder der JVP auf dem Bundesparteitag der ÖVP in Salzburg lachend die drei gestreckte Finger zum Kühnengruß in die Kamera halten. Dabei handelt es sich um jener Gruß, der auch FPÖ-Chef Strache zum Verhängnis wurde und der in der rechtsradikalen Szene als Abwandlung des Hitler-Grußes gilt. SJ-Vorsitzender Lukas Riepler ist empört: „Dass in der Partei des Landeshauptmannes derartige Praktiken herrschen, die problemlos im Rahmen des ÖVP-Bundesparteitages ausgeübt werden können und dann auch noch auf der Homepage der Parteijungend präsentiert werden, ist ein Skandal sondergleichen! Die ÖVP Vorarlberg hat es anscheinend bis heute nicht geschafft, die richtigen Lehren aus den Verbrechen des Faschismus zu ziehen.“
Auch der Vorarlberger Historiker Werner Bundschuh, Vorsitzender der Johann-August-Malin-Gesellschaft, ist zutiefst schockiert. In einer Aussendung schreibt er: „Das Foto, das auf der Homepage der jungen ÖVP zu sehen ist und das auf dem Bundesparteitag geschossen wurde, lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. (…) Provozieren diese Jungpolitiker bewusst, dann drücken sie damit eine rechtsextreme Grundhaltung aus. Wollen sie `nur lustig´ sein, dann ist es eine politische Bankrotterklärung, die nach historischer Nachschulung verlangt“, so der Historiker.
„Dies ist ein Sittenbild der jungen Konservativen“, so Riepler abschließend. „Sie distanzieren sich nicht von autoritären Ideologien sondern stellen sich öffentlich in die Tradition von Diktatur und Unterdrückung. Autroritäre Ideologien werden in Vorarlberg nicht nur von Nazi-Schlägerbanden verfolgt sondern finden auch im Schosse der Partei des Landeshauptmannes ein gemütliches Plätzchen.“
Kommentar des antifaschistischen Historikers Werner Bundschuh: Kühnen-Gruß und Junge ÖVP
Im Frühjahr 2007 tauchten Jugendbilder von FPÖ-Obmann Strache auf, die den Schluss nahe legten, er sei mit dem „Kühnen-Gruß“ abgelichtet. Die darauf folgende peinliche Debatte und FPÖ-Verteidigungsstrategie ist noch in frischer Erinnerung: Strache habe damals bloß drei Bier bestellt…vom Anstreifen an den rechtsextremen Rand in unserer Gesellschaft könne keine Rede sein!
Das Foto, das auf der Homepage der jungen ÖVP zu sehen ist und das am ÖVP-Bundesparteitag geschossen wurde, lässt allerdings an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Drei Jung-ÖVPler halten gut gelaunt drei gespreizte Finger in die Kamera: Sollten sie Bier bestellen – dann müsste der Landeshauptmann und ÖVP-Obmann über das Alkoholproblem bei seinem Nachwuchs nachdenken. Allerdings liegt ein viel schlimmerer Verdacht nahe: Seine Nachwuchsorganisation findet den „Kühnen-Gruß“ lustig, originell – was auch immer. Provozieren diese Jungpolitiker bewusst, dann drücken sie damit eine rechtsextremes Grundhaltung aus. Wollen sie „nur lustig“ sein, dann ist es eine politische Bankrotterklärung, die nach historischer Nachschulung verlangt. Als Obmann der Johann-August-Malin-Gesellschaft bin ich jedenfalls über dieses Foto zutiefst schockiert. „Wir sind die Jugend“ – steht über diesem Jung-ÖVP-Foto. Wenn das wirklich „die Jugend“ wäre, müssten wir Angst vor der Zukunft haben…
Zur Erinnerung: Der sogenannte „Kühnen-Gruß“ ist eine Abwandlung des verbotenen Hitlergrußes. Michael Kühnen war in den Siebziger-/Achtzigerjahren in der BRD der Kopf der neonazistischen „Wehrsportgruppe Hoffmann“ oder der „Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten“ (ANS/NA) und der „Freien Kameradschaften“, die sich an NS-Formationen wie der SA orientierten. 1983 wurden sie verboten. Der ursprüngliche „Widerstandsgruß“! (!) wurde 1992 wurde in „Kühnen-Gruß“ umbenannt. Da er
dem Hitlergruß zum Verwechseln ähnlich ist, ist er in Deutschland verboten, in Österreich und der Schweiz allerdings nicht. Rechtsradikale in ganz Europa verwenden diesen Gruß.
Ich kenne die Verteidigungsstrategie: Jetzt wird es heißen, zum Kühnen-Gruß müsste die Hand völlig ausgestreckt sein, die Jugendlichen hätten die Hand doch abgewinkelt…
Die mangelnde historische Sensibilität, die dieses Jung-ÖVP-Foto ausstrahlt, ist erschreckend!
Werner Bundschuh, Obmann der Johann-August-Malin-Gesellschaft