RKP: Eine Partei für die Revolution

Unser Ziel ist es, den Kapitalismus abzuschaffen. Hier erklären wir, welche Partei wir dafür brauchen. Von Emanuel Tomaselli.
Die Arbeiterklasse ist aufgrund ihrer zentralen Rolle in der Produktion jene Klasse, die die Revolution am besten umsetzen kann, indem sie die Kontrolle über die Produktion übernimmt, eine demokratische Planwirtschaft organisiert und die Funktionen des Staates in Selbstorganisation übergibt. Die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen wird dadurch aufgehoben, spezifische Unterdrückung von Geschlecht, Nation, Religion etc. erfüllt keinen Zweck mehr und kann damit kulturell überwunden werden.
Die Arbeiterklasse ist nicht homogen. Sie umfasst viele Schichten und alle bekannten Ideen werden in ihr vertreten, fortschrittliche ebenso wie reaktionäre. Unorganisiert und ohne gemeinsames Ziel ist sie nicht mehr als Rohmaterial für die Ausbeutung durch Kapitalisten. Die geteilte Erfahrung der Lohnarbeit und Abhängigkeit von den Kapitalisten drängt beständig auf eine gemeinsame Weltsicht.
Gewerkschaften (sofern sie ein inneres Leben haben, was in Österreich durch die Sozialpartnerschaft ausgelöscht wurde), Betriebsversammlungen, Streiks und Massendemonstrationen heben das Gemeinsame über das Individuelle. Es sind Erfahrungen, insbesondere große Ereignisse wie Krisen, Kriege und Revolutionen, die offen für revolutionäre Schlussfolgerungen machen. Das Erleben von Gewalt und Unterdrückung drängen das an sich konservative menschliche Bewusstsein zu revolutionären Schlussfolgerungen – oft extrem explosiv, wie die jüngsten Revolutionen in Indonesien, Nepal und Serbien beweisen.
Die zentrale Notwendigkeit der revolutionären Partei ergibt sich daraus, dass die vielen Schichten der Arbeiterklasse nicht gleichzeitig zu denselben Schlussfolgerungen kommen. Dies gibt den Kapitalisten und ihren politischen Helfern (den Reformisten) gute Chancen, die Bewegung zu vereinzeln und ins Leere laufen zu lassen. Die meisten Revolutionen scheitern genau daran. Die zentrale Aufgabe der Partei ist daher, sich darin zu schulen die verschiedenen Kämpfe zu einem einheitlichen politischen Kampf gegen den Kapitalismus zu vereinen.
Dies ist die zentrale Idee, die Lenin anfangs des 20. Jahrhunderts theoretisch klärte und praktisch in der russischen Arbeiterbewegung verankerte. Die zentralen Schlussfolgerungen sind in zahlreichen Broschüren und Artikeln, wie etwa „Was tun?“ festgehalten. Der Sieg der Arbeiterklasse in der Russischen Revolution 1917 ist das Ergebnis dieser vorbereitenden Arbeit.
Lenin wird von Reformisten zu Unrecht dafür kritisiert, dass er eine Kaderpartei aufbaute. Dies ist kein willkürliches Konzept, sondern wird durch den Druck auf das Leben im Kapitalismus erzwungen: nicht alle haben die Möglichkeit sich politisch zu organisieren, oder sich ein tiefes philosophisches Verständnis der Welt zu erarbeiten.
In nicht-revolutionären Zeiten sind die Revolutionäre notwendigerweise in einer Minderheit, Massenbewusstsein ändert sich nur in großen Ereignissen. Die Geschichte der Bolschewiki zeigt die Dialektik von Kaderpartei und Massen: In der ersten Revolution (1905-07) verschmolz die Partei (auf Drängen Lenins!) mit den Massen und wurde auch mitgliedermäßig zur Massenpartei, in reaktionären Zeiten (nach der Niederlage der 1905er Revolution, in den ersten Jahren des Weltkrieges) wurde sie wieder auf den Kaderkern reduziert. Dieser bildete die politische Tradition und die organisatorische Basis, um 1917 alle politischen Hindernisse für den Sieg der Arbeiterklasse zu bewältigen. Es gibt Aufgaben, die man erledigen kann und muss bevor die Revolution beginnt – sie können einfach nicht improvisiert werden.
Das erste, was es zu bewerkstelligen gilt, ist es, einen Kern von Revolutionären aufzubauen, ihn ständig zu vergrößern und in der Gesellschaft zu verankern – also die Partei in geduldiger Kleinarbeit aufzubauen. In der Jugend gibt es wachsende Schichten die den Kapitalismus offensiv ablehnen, in allen aktuellen Revolutionen ist die Jugend die Avantgarde, die den Massenkampf eröffnet. Daher ist die Arbeit entlang der spezifischen Fragen ihrer Politisierung zentral. Wir wollen die besten Revolutionäre in der Jugend finden und bei der RKP organisieren. Es macht einen entscheidenden Unterschied, ob die RKP beim Ausbruch der Revolution in Österreich ein paar hundert oder ein paar tausend Mitglieder hat.
Zweitens, wir bilden uns. Marxismus ist nichts anderes als die verallgemeinerte Praxis der Arbeiterbewegung, die Lehre der Siege und Niederlagen. Die Diskussion von Ideen ist daher eine zentrale Aktivität unserer Parteimitglieder.
Drittens, wir produzieren ein Zentralorgan. Die in der revolutionären Partei aktive Avantgarde und die Gesamtklasse sind nicht durch eine chinesische Mauer voneinander abgeschottet. Im Gegenteil, wir sind Teil derselben Klasse und stehen im Dialog miteinander. Der praktische Ausdruck davon ist die vorliegende Zeitung, die wir aktiv verkaufen. Parteimitglieder oder die Gesamtpartei spielen auch vorwärtstreibende Rolle in (ausgewählten) Kämpfen.
Im ständigen Zusammenspiel von Praxis und Theorie aller bauen wir eine politisch homogene Partei auf. Das klingt kompliziert, ist aber ganz einfach: die Parteimitglieder treffen sich wöchentlich auf ihrer Ortsgruppe, in der die politische Diskussion im Mittelpunkt steht. Hier organisieren und bilanzieren wir auch die praktische Arbeit und sammeln Mitgliedsbeiträge und Verkaufserlöse der Zeitung ein. Denn die RKP finanziert sich selbst, dies ist die Grundlage dafür, dass wir keinerlei Selbstzensur üben müssen.
Es genügt uns nicht, nur lokale Erfahrungen zu verarbeiten und in lokale Kämpfe zu intervenieren – wir wollen ja die Welt erobern und nicht Sitze im Gemeinderat! Die RKP ist Teil der Revolutionären Kommunistischen Internationale und eine bundesweit einheitliche Partei. Wir treffen uns jährlich zu Konferenzen, um eine verbindliche politische Linie festlegen. Dies passiert auf Basis von Dokumenten, die wochenlang zuvor in den Ortsgruppen von allen Mitgliedern diskutiert werden, die besten Argumente sollen sich durchsetzen. Denn wir vertreten Klassenpositionen auf Basis ernsthafter Analyse – nicht situationselastische Wahrheiten! Auf dieser Basis wählen wir auch ein Zentralkomitee das die Arbeit zwischen den Konferenzen anleitet.
Wir bilden Allrounder, Spezialistinnen und Führungen heraus, die alle Aspekte der kollektiven Arbeit praktisch anleiten, indem ständig die Erfahrungen der Parteiarbeit mit Theorie und neuer Inspiration anreichert werden. Diese ständigen Tätigkeiten nach innen und außen bilden starke Verbindungen unter den Mitgliedern, ein kultivierter Umgang miteinander ist Standard. So bauen wir die Partei auf, die es braucht, um die kommende Revolution zu gewinnen.
(Funke Nr. 237/24.09.2025)