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Kapitalismus oder Kommunismus?
Die Industriellenvereinigung Oberösterreich hat auf Instagram eine belustigende Kampagne zur Frage „Kapitalismus oder Kommunismus?“ veröffentlicht. Hier spricht die Kommentarspalte für sich. Die überwiegende Mehrheit sprach sich hier ausdrücklich für den Kommunismus aus und stellte die ironische Frage, was die Industriellenvereinigung (IV) wohl für ein Interesse am Fortbestehen des Kapitalismus hat.
Auf der dazugehörigen Website stellte die IV aber zum Glück stolz das Ausmaß ihrer Realitätsferne in Form eines „Reality Check“ zur Schau. Der heutige Kapitalismus, der von weltumspannenden Monopolen dominiert ist, wird dabei als Ort der „freien Konkurrenz“ fantasiert. Während diese Monopole ganze Wirtschaftssektoren für ihre Profite planen, sei die Planwirtschaft, die entlang von Bedürfnissen planen würde, angeblich nicht im Sinne der Konsumenten. Ebenso wettert die IV gegen Staatseingriffe und staatliche Finanzspritzen. Die Unsummen an Coronahilfen (über 11 Mio. für Kurzarbeit), die sich der Präsident der IV-OÖ Stefan Pierer (KTM) selbst auszahlen hat lassen, werden seltsamerweise nicht kritisiert.
Gleichzeitig schüttete sich der KTM-Chef seit 2020 50 Mio. an Dividenden aus – zusätzliche 150 Mio. gingen an den Rest der Aktionäre des Mutterkonzerns. Pierer verdiente in den letzten fünf Jahren zusätzlich 9 Mio. als Vorstandsmitglied, nur um den Arbeitern von KTM das Novembergehalt und Weihnachtsgeld „vorübergehend“ aus Gründen der Insolvenz zu verweigern. Aber man kann der IV sicher glauben: „Kapitalismus, weil damit das Leben besser und sozialer wird“.
Simon aus Graz
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Während Bomben auf Gaza niederhageln und Arbeiter im Ukrainekrieg für die Profite der Herrschenden sterben müssen, verleiht der Deutsche Buchhandel dessen jährlichen Friedenspreis – dieses Mal an die polnisch-amerikanische Historikerin und Publizistin Anne Applebaum. Die antikommunistische Osteuropa-„Expertin“ gibt den westlichen Imperialisten publizistische Schützenhilfe in ihrer Kriegstreiberei. Im Ukrainekrieg müssten wir uns laut ihr noch viel entschlossener für den Sieg des Selenskij-Regimes einsetzen. In ihrem Artikel The Only Way the Ukraine War Can End erklärt uns Applebaum: „Aber in Wahrheit sind die imaginären roten Linien, die langsame Bereitstellung von Waffen und die Regeln darüber, was getroffen werden darf und was nicht, nicht das eigentliche Problem.“ Das wirkliche Problem: „Seit Beginn dieses Krieges konnten wir uns nicht vorstellen, dass die Ukrainer Russland besiegen könnten, und daher haben wir nicht versucht, denen zu helfen, die genau das versuchen.“ Das Getöse der Herrschenden und ihrer Schreiberlinge nach weiteren Waffenlieferungen und Aufrüstung ist die neue Normalität. Wer laut ihnen Frieden will, muss zuerst mal Krieg führen – und gewinnen. So wird die Kriegstreiberin Applebaum zur perfekten Friedensstimme. Diese Farce zeigt: Wer wirklich Frieden will, muss die Herrschenden stürzen.
Chris aus Graz
Arbeitsdruck führt zu Unfällen
Kürzlich sah ich die Meldung, dass ein Postauto wegen Glatteis 200 Meter abstürzte. Mich überraschte das gar nicht, denn bei meinem Sommerjob bei der Post hatte ich selbst erlebt, wie dort die Mitarbeiter unter Druck gesetzt werden.
Man darf zwar eine Mittagspause machen, aber wenn man sie macht, läuft man Gefahr, dass man die Route nicht schafft. Die meisten Postler machen keine Mittagspause sondern arbeiten 8 Stunden am Stück. Generell steht man unter enormem Stress, um die Route zu schaffen. Wäre ich so gefahren, wie mein Einschuler, hätte ich bestimmt auch einen Unfall gebaut.
Überstunden werden zwar bezahlt, jedoch ist es sehr ungern gesehen, wenn man welche leistet.
Noch dazu wurde mir erzählt, dass man Schäden am Fahrzeug selber bezahlen muss. Schon so manch ein Sommerpostler musste seinen ganzen Lohn nur für Reparaturen am Fahrzeug opfern. Angeblich liegt es daran, dass eine gute Versicherung der Fahrzeuge zu teuer für die Post ist. Der tatsächliche Lohn hätte dann auch nur 1200€ Brutto/Monat betragen, obwohl man die gleiche Arbeit wie ein „richtiger“ Postler leisten muss. Daher habe ich nach wenigen Tagen gekündigt. Die Post leidet unter enormem Personalmangel, die Arbeiter leisten oft Unvorstellbares für einen Hungerlohn. Theoretisch ist es ja ein schöner und sehr erfüllender Job, aber nicht unter diesen Bedingungen. Kein Wunder, dass die Post so vehement nach billigen Arbeitskräften sucht, hauptsächlich verzweifelte Jugendliche, die irgendeinen Job suchen, um sich das Leben zu leisten.
Elias aus St. Pölten
Bleiberecht für Alle!
Es ist erschreckend zu sehen, wie über das Leben so vieler Menschen entschieden wird. Für den Durchschnitt mag es „nur“ darum gehen, dass Anträge abgelehnt oder pausiert werden. Für mich und viele andere jedoch geht es um viel mehr. Diese Anträge sind nicht bloß Formulare, sondern stehen für Menschen – für Leben, die auf dem Spiel stehen.
Es handelt sich um Menschen, die alles riskiert haben, um in dieses Land einreisen zu können, und die sich nach der langen, qualvollen Prozedur des Asylverfahrens hier ein Leben aufgebaut haben. Für mich haben diese Asylanträge Gesichter und Namen.
In meinem letzten Ausbildungsjahr arbeitete ich in einem Flüchtlingsheim für unbegleitete minderjährige Jungen. Wenn ich also lese, dass Familienzusammenführungen gestoppt werden, denke ich an M., 17 Jahre alt, der seit drei Jahren auf seinen Bescheid wartet, um endlich seine Familie nachholen zu können. Wird M.s Verfahren pausiert, wird er seine Familie nicht sehen. Oder an Q., 15 Jahre alt, der alles in seiner Macht tut, um in einem System zu bestehen, das nur auf Leistung fixiert ist und seine psychische Verfassung nie berücksichtigt hat.
Ich habe gesehen, wie sehr sich diese Jungen ins Zeug legten. Ich habe erlebt, wie bitterlich sie vor ihren Interviews geweint haben – aus Angst vor Beamten, die ihre Traumata infrage stellten oder sie der Lüge bezichtigten, wenn sie nicht schnell genug antworten konnten.
Und jetzt? Soll all das – all ihre Bemühungen, ihre Hoffnung – durch die Entscheidung einiger rassistischer Parteien zunichtegemacht werden?
Ich arbeite nicht mehr in diesem Bereich, und darüber bin ich fast froh. Denn ich wüsste nicht, was ich ihnen sagen sollte, wenn sie mich jetzt nach ihrem Schicksal fragen würden.
Menna aus Graz
Antikommunismus ist lächerlich
Als ein Genosse und ich am Freitag auf dem Heimweg auf den Bus warten mussten, haben wir noch Sticker verklebt. Bald kam ein junger Mann auf uns zu und fragte, warum wir das aufkleben. Er ist aus Weißrussland und meint, dass der Kommunismus schrecklich ist und wir in Österreich gar nicht wissen, wofür wir da werben. Er hat während seiner „Lektion“ die ganze Zeit die Wörter „Kommunismus“ und “Kapitalismus“ verwechselt, als wir ihn darauf aufmerksam machten, meinte er: „Ich bin müde, ich komme gerade von der 14-Stunden-Schicht.“ Das ist die Realität im Kapitalismus, 14-Stunden-Schichten, nach denen man nicht mal mehr einen geraden Satz herausbringt. In einer demokratischen Planwirtschaft, für die die RKP kämpft, muss niemand Arbeiten bis zum Umfallen.
Mio aus Wien
(Funke Nr. 229/12.12.2025)