Ein Bündnis, angeführt von der Sozialistischen Jugend Vorarlberg und dem Funke, gemeinsam mit den SPÖ Frauen und der Jungen Generation in der SPÖ, organisierte am 1. Oktober eine Demonstration unter dem Motto „My Body – My Choice“, zu der über 400 Menschen erschienen.
In Vorarlbergs Landeskrankenhäusern dürfen keine Abtreibungen durchgeführt werden – die schwarz-grüne Landesregierung blockiert das. Der einzige Arzt, der derzeit Abbrüche durchführt, wird mit Ende des Jahres in Pension gehen und ungewollt Schwangere stehen dann ohne Lösung da.
Laut und wütend hallten auf der Demo am 1. Oktober Slogans wie „Abtreibung ist Frauenrecht“, „Was wollen wir? Abtreibung im Krankenhaus! Abtreibung auf Krankenschein!“ oder „One Solution – Revolution!“ durch die Straßen von Bregenz. Die Besucher der Demonstration kamen aus allen Altersschichten: Ältere Frauen, die vor 50 Jahren schon um die Fristenlösung gekämpft haben, Mädchen und Burschen im Teenageralter, die genug haben, dass das Recht auf das eigene Leben abgesprochen wird und alles dazwischen. Die Stimmung war geprägt von Wut und Empörung, dass reaktionäre Fundamentalisten die Politik in Vorarlberg so dominieren können.
Als die ehemalige ORF-Journalistin Ursula Kremmel über die Aufdeckung von hygienischen Missständen und Kurpfuscherei in den 70er- und 80er-Jahren in der damals einzigen Abtreibungspraxis in Vorarlberg spricht, herrscht Totenstille bei den Zuhörern. Dass ein Verbot oder die Einschränkung von Abtreibungen für Reiche nichts bedeutet und die zentrale Forderung lauten muss, dass Abtreibungen von der Krankenkassa bezahlt werden, erklingen Sprechchöre „Abtreibung auf Krankenschein!“ über den Landhausplatz.
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Sandra Schoch, Vize-Bürgermeisterin in Bregenz von den Grünen, die selbst mit in der Landesregierung sitzen, prangert der ÖVP an, sich hinter dem Argument zu verstecken, dass Krankenhäuser ein Ort des Lebensschutzes sind – schließlich finden Abtreibungen, wenn sie medizinisch notwendig sind, schon jetzt in den Krankenhäusern statt. Sie verortet das Problem bei den Männern, die nicht in der Lage sind, das Thema sachlich und rational zu diskutieren und deswegen vielleicht nichts in der Politik verloren haben. Einige müde Lacher erntet sie für diesen Seitenhieb zwar, doch das ist eine billige Parole, die nichts beiträgt, den Kampf um das Recht auf Selbstbestimmung weiter zu treiben.
Sie entlarvt die Grünen vielmehr als bürgerliche Partei, die von Solidarität und Einheit der Arbeiterklasse im Kampf um Reformen nichts versteht und sie im Gegenteil spaltet.
Spontanen Jubel erhält hingegen Funke-Aktivistin und SJ Vorarlberg-Vorsitzende Sonja Kopf: „Die ist ein nützliches und notwendiges Werkzeug für den Kapitalismus. Indem man Frauen die alleinige Verantwortung für Kindererziehung, Haushalt und Altenpflege zuschiebt, sparen sich die Kapitalisten jedes Jahr Milliarden im Sozialsystem, anstatt das gesellschaftlich zu organisieren – die Spaltung der Arbeiterklasse und Lohndrückerei inklusive.“
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Das Thema Abtreibung in den Landeskrankenhäusern ist derzeit nicht nur in Vorarlberg, sondern in ganz Österreich in aller Munde – auch in der Sozialdemokratie. So gibt es derzeit im Burgenland gar keine Abtreibungsmöglichkeiten, und Hans Peter Doskozil schiebt als Ausrede vor, dass auf Grund der ländlichen Strukturen im Burgenland die Anonymität der Frauen auch im Krankenhaus nicht gewährleistet werden könne.
Das letzte Wort in dieser Frage ist noch nicht gesprochen. Der Funke wird weiter entschieden für die Selbstbestimmung der Frau kämpfen, denn: Ohne Befreiung der Frau, kein Sozialismus – ohne Sozialismus keine Befreiung der Frau!