Wie immer im Wahlkampf geben sich die Freihetilchen besonders hip indem sie ihre „politschen Positionen“ in einem Wahlkampf-Rap musikalisch an die WählerInnen bringen. Dass sie auch hier ihr reales Hadeln genausowenig bednken wie Fakten zeigt Gerhard Herda.
Fast schon traditionell präsentierte die freiheitliche Partei Österreich (FPÖ) zwei Wochen vor der Wahl ein neues Musikvideo mit dem Titel „Good Men[Sch] Rap“. Migrantenhetzte, Rechtspopulismus und Faktenverdrehung gehen einher mit Klängen des Donauwalzers in Kombination mit klassischen Rapeinlagen. Dieses geballte Vorkommen freiheitlicher Argumentation und Weltanschauung, welche provokant Altbundeskanzler Bruno Kreisky den Refrain einleiten oder einen Mann mit Akzent gegen Flüchtlinge wettern lässt, macht eine konkrete Analyse umso spannender.
Min: 0:00-0:30: Das 38 Sekunden lange Intro lässt das Herz eines jeden Patrioten höherschlagen: Malerische Aufnahmen von Wien, wehende Österreichflagge und ein Daumenhoch von HC Strache.
Min: 0:30 – 0:45: Politische Einleitung bildet die Kritik an Genderwahn und die daraus resultierende Textänderung der Bundeshymne. Die freiheitliche Kritik an der Genderdebatte hat zutiefst sexistische Wurzeln in Ideologie und Parteistruktur. Die FPÖ ist eine Männerpartei die, wie es immer wieder heißt, „wirre Emanzen“, „Scheidungsindustrie“ und das „Frankenstein-Projekt“ Gender ablehnt. Frauen- und Familienpolitik werden partout nicht getrennt und mangelnde Emanzipation wird durch das „Zuwanderungsproblem“ erklärt.
Min: 0:45-0:56: Anschließend wird eine der zentralsten blauen Botschaften vermittelt, nämlich das Versprechen Löhne zu heben und das „Blechen des ehrlichen Bürgers“ abzuschaffen. In den 6 Jahren der Regierungsbeteiligung war das genaue Gegenteil der Fall. Arbeitnehmer wurden sukzessive zur Kasse gebeten in dem man (unter anderem) die Mindestertragsgarantie strich und den Ambulanzselbstbehalt aufzwang. Auf der anderen Seite hagelte es Schmankerl für Arbeitgeber wie zB: die Absenkung des Körperschaftssteuersatzes weit unter das europäische Durchschnittsniveau.
Min: 0:56 – 1:15: Eins darf natürlich nie Fehlen und das ist die FPÖ-Position zum Umbau der Mariahilfer Straße kurz MaHü. Felsenfest wird behauptet, dass gegen die Mehrheit der Wiener und Wienerinnen gehandelt wurde und den Beweis für die „Antidemokratische Stadtregierung“ gefunden zu haben. Die Umfrage zeigt hier Anderes: 53% der Befragten stimmten für einen Umbau. Knapp aber keine Spur von niemand.
Min: 1:15 – 1:52 und 2:28 -3:05: Der Refrain ist wie zu erwarten eine Wahlaufforderung gepaart mit dem Racheversprechen an Häupl und co.
Min: 1:52 – 2:28: Mit Naschmarktszene im Hintergrund wird klargemacht: Integrierte Migranten und Migrantinnen sind bei Erfüllung gewisser Pflichten (arbeiten, Steuer zahlen, usw.) sogar erwünscht. Pauschalierende Wahlslogans wie „Heimatliebe statt Marokkanerdiebe“ oder „Daham statt Islam“ sind Ausdruck eines Unwillen seitens der FPÖ das (im Lied) Gepredigte praktisch umzusetzen. Die Einteilung der Migranten und Migrantinnen in „gute“- oder „böse“-Ausländer ist ein Mechanismus der Spaltung der Arbeiterklasse und in aller Form abzulehnen. Andauernde rassistische Aussagen von FPÖ-Politiker, auch wenn der Ein oder Andere zurücktreten muss, sind nicht vereinbar mit der Aussage “gewisse“ Migranten und Migrantinnen aus der Kritik zu nehmen.
Min: 3:05 – 3:25: Die altbekannte Forderung Arbeitsplätze zuerst den Wienern und Wienerinnen zu geben ist zugleich auch eine der Absurdesten.
Für KapitalistInnen sind MigrantInnen und Flüchtende sehr wohl von Nutzen. Einerseits bedienen sie sich hier an gut ausgebildeten Menschen deren Ausbildung keine Kosten mehr verursachen und andererseits stehen billige Arbeitskräfte zur Verfügung. Diese werden von Teilen der Kapitalistenklasse ausgebeutet und als Lohndrücker instrumentalisiert. In dieser Logik missbraucht die FPÖ MigrantInnen und Flüchtlinge als Sündenbock für Kürzungen, teure Mieten und andere Missstände. Die Lösung kann keine rassistische Aufteilung der Arbeit sein, sondern nur die demokratisch organisierte Ökonomie, in der die Arbeiter und Arbeiterinnen das Eigentum an den Produktionsmitteln haben, bringt Wohlstand FÜR ALLE!
Min: 3:25 – 3:33: In einer skurril wirkenden Gruppe versichert HC Strache einem älteren Herrn seine Pension zu erhöhen. Dies wird wohl beim Versprechen bleiben, denn die Realität sieht freilich anders aus. An den Kürzungen, der von ÖVP/FPÖ beschlossenen Pensionsreform, leiden viele PensionistInnen heute noch. Nur durch große Proteste der Gewerkschaften und AktivistInnen konnte die 40%ige (!) Kürzung abgewehrt werden und wurde ersetzt durch eine ca 5 – 10%ige.
Min: 3:33 – 3:53: Mit dem Steckenpferd der FPÖ-Politik wird, wie zu erwarten, bis zum Schluss gewartet. Dafür kommt es heftig: Denn die Aussage Flüchtlingen wirklich zu Helfen wenn es benötigt wird, entbehrt jeglicher Realität. Auch hier ist wieder das Gegenteil der Fall, denn FlüchtlingshelferInnen sind vermehrt Opfer rechter Schmähungen seitens FPÖ und FPÖ-nahen Personen ausgesetzt. Vorschläge seitens der Blauen zur „Verbesserung“ der Situation beinhalten exakt dieselben politischen Forderungen seit jeher: Mehr Polizei, Soldaten an die Grenze und Flüchtlinge Abschieben. Provokanter Höhepunkt der Zugleich den Schluss des Liedes einleitet ist die Aussage, dass 80% der flüchtenden Menschen sog. „Scheinasylanten“ sind. Zahlreiche Medien, freiwillige HelferInnen und SprecherInnen von Caritas sowie anderen NGOs in der aktiven Flüchtlingshilfe belegen jedoch die absolut prekären und elenden Verhältnisse der zur Flucht gezwungenen Menschen.
Wie in der Vergangenheit bewiesen und weiterhin Tatsache, bietet die freiheitliche Partei Österreich keine Perspektiven für Lohnabhängige und schon gar nicht für Jugendliche. Wir lehnen eine Politik der Diskriminierung und Freiheitsberaubung vieler ArbeiterInnen entschieden ab! Theorie muss Praxis werden! Nur vereint können wir gegen Hetze, Sozialabbau und Sparzwang vorgehen.