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IT Branche auf Sparkurs
Vor kurzem wurde uns in unserem jährlichen Firmenmeeting erklärt, dass die Weihnachtsfeier aus Kostengründen komplett abgesagt werden muss. Die Lage am österreichischen Markt sei gerade äußerst angespannt und es müssen früh Maßnahmen ergriffen werden, bevor an schwerwiegenderen Bereichen gespart werden muss.
Ausschreibungen seien immer schwerer zu gewinnen, der Markt sei gerade äußerst „aggressiv“ und Mitbewerber kämpfen in Unterbietungsschlachten um neue Aufträge. Viele Bestandskunden hätten ihr Budget für laufende Projekte verringert oder unerwartet komplett zurückgezogen.
Verglichen wurde diese Phase mit der Bankenkrise 2008, auch damals wurden Investitionen aus Angst länger zurückgehalten. Doch hier wurde ein interessantes Fazit gezogen: 2008 gab es mit den Rettungspaketen einen Lichtblick und die Lage hatte sich relativ bald beruhigt. So einen Lichtblick könne man für die derzeitige Krise jedoch nicht erkennen.
Diese Beobachtung beschreibt sehr gut, dass die Krisen des Kapitalismus uns immer öfter und schwerwiegender treffen. Der einzige „Lichtblick“, den wir haben, sind nicht Rettungspakete, sondern der organisierte Kampf der Arbeiterklasse für den Sozialismus!
Thomas aus Linz
Klimaangst
Am 18.9. hat derStandard einen Artikel über Klimaangst veröffentlicht, wo sie in einem Interview mit einer Psychologin analysieren, dass immer mehr Menschen überfordert sind und keinen Ausweg mehr sehen. Als Lösung des Problems wird vorgeschlagen: „Vorsätze wie dreimal die Woche das Rad statt des Autos zu nehmen oder sein Gemüse beim Markt ums Eck zu kaufen, anstatt es liefern zu lassen, sind konkret umsetzbar und signalisieren somit Selbstwirksamkeit“. Als ob das irgendwie relevante Auswirkungen hätte. In Deutschland wird gleichzeitig diskutiert, ob erneut eine Abwrackpremie eingeführt wird, damit VW weiter Profite machen kann, während gleichzeitig Gelder für öffentlichen Verkehr eingespart werden. Es ist so absurd. Wir müssen unsere Arbeitskraft sinnvoll einsetzen. Nur wenn wir nicht mehr für die Profite der Bosse arbeiten, können wir sie für Projekte verwenden, die im Sinne der Gesellschaft und gegen die Klimakrise sind. Wir brauchen dringend Kommunismus – so bekämpft man Klimaangst!
Valentin aus Wien
Dauerauftragsspende vom Arbeitskollegen
Mit dem Einstieg in eine neue Phase des Klassenkampfs und in die Gründungsphase der RKI haben wir uns in Graz das Ziel gesetzt, 500€ in Dauerauftragsspenden zu bekommen. Dies ist ein definitiv stemmbares Ziel, welches ich diesem Text betonen will:
Mein Arbeitskollege ist Slowene, er kam nach Österreich, nachdem er seinen Abschluss an der Uni machte. Er wählt FPÖ, ist starker Impfgegner und extremst anti-Establishment. Im Laufe des letzten Jahres kaufte er 2 Bücher (Ursprung der Familie & A Marxist Analysis of the First World War), unser Manifest und viele Zeitungen. Nun hat er eine 10€-Dauerauftragsspende gestartet und war damit unser 1. Unterstützer. Wie geht es aber, dass ein politisch Andersdenkender so viel kommunistische Lektüre kauft?
Nach vielen Gesprächen sind wir auf gewisse Gemeinsamkeiten gekommen. Er selbst erkennt an, dass das System schuld ist, dass die Chefs der Welt die Arbeiter ausbeuten und diese die Macht in einer Revolution an sich reißen müssen, um sich selbst zu befreien. Zwar wählt er die FPÖ, jedoch stimmt er uns bei fast allen Punkten zu, und das ist der Ansatzpunkt. Ich gebe ihm in keiner seiner Einstellungen zu LGBT, Impfen oder Klima recht, aber der vorher genannte „Common Ground“ ist ausreichend, um mit ihm weiter über Politik zu reden.
Er wird in nächster Zeit kein Genosse werden, doch zeigt sich, dass viele Leute die Lage richtig einschätzen, sie ziehen nur die falschen Schlussfolgerungen. Ich hoffe, dass er bei einer Zuspitzung des Klassenkampfes auf unsere Seite wechselt und mit uns kämpft! Davon bin ich überzeugt.
Franz aus Graz
Berg im Besitz der Bourgeoisie
Ich habe im August mit Freunden eine Übernachtung auf dem Pfänder geplant – wir sind zu Fuß von Bregenz aufgestiegen – nachdem wir uns mit Schlafsäcken und Proviant auf einer Wiese in der Nähe des Gipfels eingerichtet hatten, kam eine Frau und erklärte uns, dass hier Privatbesitz sei und dass man hier nicht lagern und übernachten dürfe. Wir sollten uns vorstellen, wie es wäre, wenn sie einfach in unserem Garten übernachten würde. Daraufhin packten wir unsere Sachen zusammen und blieben noch eine Weile, um die Abendstimmung zu genießen. Eine halbe Stunde später kam sie ein zweites Mal vorbei – diesmal hatte sie einen jungen Mann dabei – offensichtlich ein Jäger – der ein Gewehr geschultert hatte. Sie wies uns noch einmal nachdrücklich darauf hin, dass wir den Berg verlassen müssten. Wir diskutierten eine Weile mit ihr, und im Lauf des Gesprächs stellte sich heraus, dass sie selber die Besitzerin des ganzen Berges war. Auf dem Rückweg ins Tal haben wir uns empört weiter darüber unterhalten – „Enteignen“, haben die anderen gemeint. Und dass doch nicht eine Person einfach einen ganzen Berg besitzen könne.
Das Erlebnis zeigt auf, wer das Sagen hat und wie groß die Besitztümer der herrschenden Klasse sind.
Ursula aus Bregenz
Schulsystem durch Rassismus retten?
Den gesamten Wahlkampf über wurde das Thema Migration/Asyl von rechten Parteien und Medien zum Hauptproblem hochstilisiert. Das verwundert nicht, soll es doch von den eigentlichen sozialen Problemen und der kapitalistischen Krise ablenken. Traurig ist, dass auch die SPÖ glaubt, diesen „Trend“ mitmachen zu müssen. In ihrem Wahlprogramm stehen unter dem Punkt „Schutz und Sicherheit für Österreich“ Sätze wie: „Wer schwere Straftaten begeht (…), dem muss mit der vollen Härte des Rechtsstaates begegnet werden.“
Habe ich etwas verpasst, oder gehen Asylwerbende nicht ins Gefängnis, wenn sie ein Verbrechen begehen? Als Sozialarbeiterin, die mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen arbeitet, kann ich garantieren, dass die Polizei besonders genau auf migrantisch aussehende Burschen schaut. Erst vor zwei Wochen schikanierten zwei WEGA-Einheiten, Streifenpolizei mit Hund und ein Polizist mit gezückter Pistole meine zwei unbeteiligten Jugendlichen auf der Suche nach hausfremden Tatverdächtigen einer Körperverletzung.
In Wirklichkeit sind alle sogenannten Integrationsprobleme eigentlich soziale Probleme, die (bewusst) durch Gesetze oder Sparpolitik produziert werden. Geflüchtete Jugendliche ohne Eltern kommen in eine WG mit 15 Personen. WGs für österreichische Jugendliche, die nicht bei den Eltern wohnen können, haben höchstens 8 Kinder und es gibt weitere Angebote für Kids mit höherem Betreuungsbedarf (z.B. sozialpsychiatrische WGs). Geflüchtete Jugendliche aus Syrien, die mit 14 Jahren kaum ein Jahr in der Schule waren, weil sie mehrere Jahre in verschiedenen Ländern verbracht und dort teilweise gearbeitet haben, brauchen sowas scheinbar nicht. Nicht wenige sind in lateinischer Schrift nicht alphabetisiert, manche nicht einmal auf Arabisch. Wenn ich diese Kinder in eine 4. Klasse NMS setze, wo sie nichts verstehen, braucht man sich nicht wundern, wenn manche von ihnen nicht in die Schule gehen und stattdessen auf der Straße abhängen. Es überrascht auch nicht, dass bei dem derzeitigen Personalschlüssel die Qualität der Ausbildung für alle Kinder auf der Strecke bleibt. Anstatt Kindern mit Fluchtgeschichte das Versagen des völlig unterfinanzierten Schulsystems anzulasten, braucht es mehr Personal und Ressourcen im Sozialbereich und in der Schule.
Vera aus Wien
(Funke Nr. 227/07.10.2024)