Globale Pandemien werden immer häufiger und unsere Fähigkeit damit umzugehen wird untergraben. Dies liegt an der Profitgier im privaten Sektor, rücksichtslosen Produktionsmethoden, Umweltzerstörung und Investitionsmangel in medizinischer Forschung. Der Kapitalismus hat diesen unsichtbaren und tödlichen Feind nicht nur hervorgerufen – er ist auch das größte Hindernis in unserem Kampf dagegen.
Während COVID-19 die Regierungen weltweit überrascht hat, war es ein Unfall, der irgendwann geschehen musste. So wie das wirtschaftliche und soziale Chaos, das die Pandemie hervorgerufen hat, in der letzten Zeit vorbereitet wurde, hat der Kapitalismus längst die Grundlage für eine Katastrophe dieses Ausmaßes im Bereich der öffentlichen Gesundheit gelegt.
«Wollen Sie eine Impfung? Zeigen Sie mir das Geld»
Verfechter des Kapitalismus propagieren die Überlegenheit des freien Marktsystems gegenüber der Wirtschaftsplanung. Aber die pharmazeutische Produktion sowie Forschung & Entwicklung werden durch Marktkräfte extrem behindert. In den vergangenen zwei Jahrzehnten gab es mehrere internationale virale Ausbrüche, welche Tausende von Leben gefordert haben (Sars-CoV-1, Mers, Zika, Ebola etc.). Bis jetzt wurde gegen diese Krankheiten nur eine Impfung auf den Markt gebracht – gegen Ebola.1
Coronaviren sind keine unbekannte Bedrohung. SARS ist teil der Coronavirus-Familie. Die US-Regierung hat in den vergangenen 20 Jahren über $700 Millionen für Coronavirus-Forschung ausgegeben.2 Die Wissenschaftler hinken jedoch den Entwicklungen hinterher. Jason Schwartz, Professor an der Yale School of Public Health, sagte gegenüber dem Atlantic Anfang März: «Hätten wir das Forschungsprogramm zur Suche einer SARS-Impfung [im Jahr 2004] nicht stillgelegt, hätten wir schon viel grundlegende Erkenntnisse, die wir auf dieses eng verwandte Virus anwenden könnten.»3 Das Modell der profitorientierten, medizinischen Forschung und Entwicklung, das auf hohen Kosten und hohen Gewinnen basiert, passt nicht gut zu aktiven Pandemien. Denn der Markt kühlt sofort ab, wenn die Krise ausläuft, was bedeutet, dass die Mittel abgezogen und die Forschung ad acta gelegt wird.4
Forschung für einen Impfstoff wird durch die Marktmechanismen behindert. Bild: Felipe Esquivel Reed
Vor Kurzem wurde angekündigt, dass das Nationale Institut für Allergie und Infektionskrankheiten der USA (NIAID) den ersten Impfstoff gegen COVID-19 entwickelt hat.5 Die Impfung wurde vom NIAID in Zusammenarbeit mit der Firma namens Moderna, auf der Grundlage von Forschungsarbeiten verschiedener Universitäten in den Vereinigten Staaten, Grossbritannien und Australien hergestellt.6 Das Genehmigungsverfahren wird zügig vorangetrieben, so dass die Versuche bereits im nächsten Monat beginnen könnten.7 Aber es wird mindestens ein Jahr dauern, bis ein solcher Impfstoff in Massenproduktion hergestellt werden kann. Bis dahin könnte die Pandemie bereits ausgebrannt sein – potenziell auf Kosten von Millionen von Menschenleben. Und selbst dann würde die NIAID ein anderes grosses Pharmaunternehmen benötigen, um die Aufgabe der Herstellung des Impfstoffs zu übernehmen. Denn die Top-Pharmaunternehmen, wie Pfizer, Novartis etc., kontrollieren den Großteil der Grundstoffe und haben sich Patente auf das Herstellungsverfahren für Impfstoffe gesichert.8 Bis jetzt zeigen diese pharmazeutischen Abzocker wenig Interesse. Dies, obwohl US Gesundheits- und Arbeitsminister Alex Azar versichert hat, dass private Hersteller «angemessene» Preise für ihr Produkt verlangen könnten. «Wir sind auf Investitionen des privaten Sektors angewiesen», sagte er, «Preiskontrollen werden uns dabei nicht helfen.»9 Für Millionen von Menschen könnte dieser Impfstoff lebensrettend sein – aber die Kapitalisten wollen nicht investieren, wenn keine Profite zu machen sind. Die Marktwirtschaft überlässt die Menschheit ihrem Schicksal.
Der Großteil der Finanzierung der pharmazeutischen Forschung & Entwicklung kommt aus dem privaten Sektor. Auf ihn entfielen 67% der insgesamt $ 194,2 Mrd. entfielen, die in den USA im Jahr 2018 in das Gesundheitswesen investiert wurden, verglichen mit 22% von Bundesbehörden und 8% von Forschungsinstituten.10 Pharmazeutische Konzerne nutzen die hohen Forschungs- und Entwicklungskosten als Rechtfertigung für die Preiserhöhung von älteren und generischen Medikamenten. Das geht soweit, dass lebenswichtige Medikamente wie Insulin in den USA $25 bis $100 pro Pack kosten.11 Im Jahr 2015 hat der Präsident von Tuing Pharmaceuticals, Martin Shkreli, einen Skandal ausgelöst, indem er die Kosten für Daraprim (ein Medikament, das bei der Behandlung von AIDS-bezogenen Erkrankungen eingesetzt wird) von $13.50 auf $750 pro Pille erhöhte.12 Trotz der Rechtfertigung, dass solche Einnahmen wieder in die Entwicklung von Medikamenten investiert werden, wird die überwiegende Mehrheit der neuen Medikamente durch staatlich finanzierte oder subventionierte Forschung hergestellt: einschließlich des neuen Impfstoff-Kandidaten für COVID-19.13 Anstatt medizinische Forschung und Innovation zu fördern, verwenden private Pharmakonzerne ihre finanzielle Stärke, um Patente auf Medikamente anzuhäufen, welche mit staatlichen Geldern hergestellt wurden, und um Derivate von existierenden Medikamenten zu überhöhten Preisen zu verkaufen.14 Durch diese Praktiken (und durch die Liberalisierung des Antimonopolgesetzes in den 1990er Jahren), wurde die Pharmaindustrie um die Jahrtausendwende zur weltweit am schnellsten wachsenden und profitabelsten Industrie. Sie hat allein im Jahr 2018 $1,2 Billionen eingenommen.15
Bei so hohen, leicht verdienten Profiten haben die privaten Pharmakonzerne wenig Interesse daran, aus Eigeninitiative neue Impfstoffe zu produzieren – insbesondere für aktive Epidemien. Funktionsweise & Vermehrung von wird von der Wissenschaft nur unzureichend verstanden. Krankheiten wie das Coronavirus mutieren zudem sehr schnell zu neuen Stämmen. Die Impfstoffentwicklung ist ein schwieriger, teurer und zeitaufwändiger Prozess, bei dem eine Rendite nie garantiert ist. Trevor Jones, der Direktor des Verbandes der britischen Pharmaindustrie, hat behauptet, dass es $500 Millionen kostet, ein neues Medikament zu erforschen und zu entwickeln, und dass Pharmakonzerne erwarten die Investitionen während der ersten drei bis fünf Jahren Verkaufszeit zurück zu verdienen.16 Der letzte «Blockbuster-Impfstoff» aus der Privatwirtschaft war Gardasil von Merck zur Verwendung gegen HPV, der nach 20 Jahren Entwicklungszeit im Jahr 2006 herausgegeben wurde.17 Forbes hat vor kurzem über die «Innovationskrise» in der Pharmaindustrie berichtet, wobei der Hauptwiderspruch im Herzen dieses Sektors skizziert wurde: die Profite steigen, aber die Anzahl neuer Medikamente und Impfstoffe sinkt:
«Mangelnde Produktivität scheint ein seltsames Problem in einer Industrie zu sein, die mehr Geld generiert, als sie einsetzen kann, eine unbegrenzte Nachfrage hat und eine monopolistische Preismacht ausübt. Aber Pharma ist kein ’normales‘ Geschäft. Jedes neue Medikament, jede klinische Studie ist ein Experiment. Die Entwicklung ist von Natur aus unvorhersehbar, was sich in einer Erfolgsquote von 2% widerspiegelt… [Eine] Überprüfung der Daten über die Veränderungen des Wertes von Arzneimitteln und der Einnahmen der Industrie zwischen 1995 und 2014 ergab nicht den vorhergesagten Rückgang. Das Produktivitätsproblem ergibt sich nicht aus der Beschränkung der Möglichkeiten [sondern] aus den steigenden Kosten».18
Kurz gesagt, die Entwicklung neuer Medikamente stellt ein zu hohes Risiko und nicht genügend gesicherten Gewinn dar. Dies bedeutet, dass die Pharmakonzerne ihre Ressourcen in lukrativere Bereiche investieren und dabei sehr gut abschneiden. Zur gleichen Zeit verwenden private Pharmakonzerne ihre oligarchische Macht, um die Entwicklung und Herstellung neuer Medikamente durch andere, einschließlich dem Staat, zu verhindern. Während Kapitalisten also immer noch ihr Geld verdienen, hat uns der Markt für Krisen wie den Ausbruch von COVID-19 schlecht gerüstet zurückgelassen.
Widersprüche und Krisen
Angesichts der schleppenden Entwicklung im privaten Sektor wurden viele Versuche unternommen, die staatliche medizinische Forschung & Entwicklung auszubauen. Obwohl die staatliche Forschung in den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern in den letzten Jahren mehr Mittel erhalten hat, verfügt sie beispielsweise in den USA immer noch nur über etwa 5% der Gesamtausgaben des Staats. Die Militärausgaben hingegen nehmen 54% ein.19
Das letzte Mal, als die US-Regierung ein nationales Impfprogramm genehmigt hat, war für die Schweinegrippe – das war 1976. Vier Pharmakonzerne – Merck’s Sharp & Dohme, Merrell, Wyeth und Parke-Davis – weigerten sich, die 100 Millionen Einheiten des von ihnen hergestellten Impfstoffs an die Regierung zu verkaufen, bis sie eine volle Haftungsbefreiung und einen garantierten Gewinn erhielten.20 Und kurz vor dem Ausbruch von COVID-19, hat die Koalition für Innovationen in der Epidemievorsorge (KIEV) mit Unterstützung von Ländern wie Japan, Deutschland, Kanada21 $750 Mrd. aufgebracht, um die Entwicklung von Impfstoffen zur Behandlung neuer Epidemien zu beschleunigen. Doch private Pharmakonzerne im wissenschaftlichen Beratungsgremium des KIEV (darunter Johnson & Johnson, Pfizer und Takeda) erzwangen die Aufhebung des Prinzips, dass «alle Länder gleichen und erschwinglichen Zugang zu den vom KIEV finanzierten Impfstoffen haben» sollen.22 So wurde für die Pharmafirmen sichergestellt, dass immer noch mit über diesen Fond entwickelte Impfstoffen auf jedem ausländischen Markt gesunder Gewinn erzielt wird. Dies zeigt, dass die immense Macht der pharmazeutischen Oligarchie dazu führt, dass sie die Regierungsorgane ihrem Willen unterwerfen kann – der Staat diktiert nicht dem Kapital, sondern umgekehrt.
Die beiden grössten Fesseln für die Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaft im Allgemeinen sind der Nationalstaat und das Privateigentum. Das sind eben auch die beiden größten Hindernisse für den Fortschritt auf dem Gebiet der medizinischen Forschung. Die Zunahme protektionistischer Tendenzen weltweit wirkt sich auch auf den Arzneimittelmarkt aus. Das heißt Nationen verbergen die Ergebnisse ihrer neuesten pharmazeutischen Forschung – sowohl staatlich als auch privat – neiderfüllt. Während der COVID-19-Krise haben sich diese Tendenzen beschleunigt. Führende Persönlichkeiten der Welt verschanzen sich hinter ihren Grenzen und weigern sich, wesentliche Ressourcen zur Bekämpfung der Pandemie zu teilen. Der serbische Präsident hat vor kurzem das «Märchen» der europäischen Solidarität angeprangert, da die EU-Gesetze den Austausch von Ärzten und zentralen medizinischen Gütern in Nicht-Schengen-Länder verhindern. Dann kündigte er an, dass Serbiens eigene Grenzen für «Ausländer» geschlossen seien.23 Die Solidarität bricht währenddessen auch im Schengen-Raum zusammen. Deutschland verbot anfänglich den Export von dringend benötigten Gesichtsmasken in Länder wie Italien.24 21 der 26 Schengen-Staaten haben inzwischen ihre Grenzen geschlossen und stellen damit eine existenzielle Bedrohung für die EU dar. Dieser Wahnsinn ist das Produkt eines verkrusteten Systems, das genau dann in Streitigkeiten versunken ist, wenn die Einheit am nötigsten wäre. Viren kennen keine Grenzen, und der Mangel an internationaler Koordination behindert unsere Fähigkeit, auf Pandemien zu reagieren, erheblich.
Kürzlich haben Studierende an der Universität Sheffield ganze Genome des Coronavirus von britischen Patienten sequenziert und die Veröffentlichung ihrer Forschungsarbeit steht kurz bevor.25 Dies ist eine bemerkenswerte Errungenschaft, die aus der staatlich subventionierten akademischen Forschung hervorgegangen ist. Allerdings könnte es jetzt, auf der Grundlage dieser Forschung, zu einem Wettlauf zur Sicherung der Exklusivrechte durch verschiedene Regierungen kommen. Der Erste, der das versuchte, war der US-Präsident Donald Trump, der nach dem «America First»-Prinzip dem deutschen biopharmazeutischen Unternehmen CureVac «große Summen» für Exklusivrechte an einem COVID-19-Impfstoff und antiviralen Mitteln anbot.26 Die deutsche Regierung ist diesem Schritt offenbar mit einem Angebot entgegengekommen. Ein solcher Wettstreit würde Millionen von Menschen dazu zwingen, Impfstoffe zu den vom Gewinner festgelegten Preisen zu kaufen.
Forschung an Impfstoffen ist finanziell riskant. Bild: Health mil
Im Rahmen einer geplanten Weltwirtschaft könnten alle Ressourcen des Planeten gebündelt werden, um eine wirksame Behandlung und einen Impfstoff gegen COVID-19 zu entwickeln. Aber die gegensätzlichen Interessen der kapitalistischen Nationen stehen dem im Weg. Versuche, diese Gegensätze auf kapitalistischer Basis zu überwinden, waren bisher wenig erfolgreich. So betreibt die WHO beispielsweise das Rahmenwerk zur Vorbereitung auf eine Grippepandemie (PIP), das den Austausch medizinischer Forschung zwischen den Nationen erleichtert. Aufgrund des Drucks von Industrie und Regierungen gilt es jedoch nur für die Grippe, nicht für jede andere Infektionskrankheit mit pandemischem Potenzial.27 Tatsächlich ist die WHO selbst ein Schatten ihrer hohen Ziele. Ihre Mittel wurden von der Trump-Regierung halbiert, es gibt zahlreiche Gerüchte über Korruption, und die Weltbank hat sie als weltweit größter Geldgeber für die öffentliche Gesundheit verdrängt.28 Ähnliche Einrichtungen wie die Centres of Disease Control and Prevention (CDC) haben in den letzten Jahren ebenfalls eine Kürzung ihrer Budgets erlebt: Opfer der protektionistischen Tendenz auf den Weltmärkten.29
Darüber hinaus betrachten private medizinische Unternehmen ihre Produkte (unabhängig davon, ob sie diese tatsächlich entwickelt oder nur die Patente gekauft haben) als ihren Privatbesitz: wertvoll nur wegen ihres Marktpotenzials, nicht wegen ihrer Fähigkeit, Menschen zu heilen. Kürzlich drohte ein Privatunternehmen zwei Freiwilligen, die 3D-Druckventile für den Einsatz in Beatmungsgeräten herstellen und für 1 Dollar (statt gegen einen typischen Marktpreis von $11’000) verkauften, mit einer Anklage.30 Diese Art von Reaktion wird auf dem internationalen Pharmamarkt wiederholt. So garantiert beispielsweise das Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte am geistigen Eigentum (TRIPS) von 1994 allen Unternehmen, auch Pharmakonzernen, den Schutz des geistigen Eigentums, wenn sie ihre Produkte in einem beliebigen WTO-Land verkaufen. Dies erweist sich in ärmeren Ländern als problematisch. Die exorbitanten Preise für grundlegende Medikamente sind für diese Märkte zu hoch, aber diese sind das geistige Eigentum privater Unternehmen & verhindern die Produktion billigerer Derivate im Inland. Als Reaktion auf dieses Problem wurde 2001 (auf Initiative der WHO) in der Erklärung von Doha über TRIPS und öffentliche Gesundheit – die von allen WTO-Mitgliedstaaten angenommen wurde – bekräftigt, dass die öffentliche Gesundheit stets Vorrang vor der Durchsetzung der Rechte am geistigen Eigentum haben sollte. Doch Oxfam erklärte 2019: «Reiche Länder und Pharmaunternehmen haben die Erklärung von Doha ignoriert und eine aggressive Agenda verfolgt, um die Entwicklungsländer durch Freihandelsabkommen und einseitigen Druck einem noch strengeren Schutz des geistigen Eigentums zu unterwerfen».31 Kurz gesagt: Die privaten Eigentumsrechte der Kapitalisten übertrumpfen nach wie vor die menschlichen Bedürfnisse.
In einer kürzlich abgegebenen Erklärung der britischen Regierung wurde versehentlich das Versagen des so genannten freien Marktes bei der Linderung dieser Pandemie aufgedeckt. Die Tory-Administration hat den Parallelexport von 80 Medikamenten (darunter Aluvia, Adrenalin und Morphium) verboten. Das ist auf Spekulationen privater Unternehmen zurückzuführen ist, die versuchten, die Medikamente billig in Großbritannien zu kaufen, sie dann zu horten und zu einem überhöhten Preis ins Ausland zu verkaufen. Dies wurde nicht verboten, weil es ethisch nicht akzeptabel sei, sondern weil die Regierung befürchtete, es würde «die Versorgungsprobleme verschärfen».32 Es ist weiters durchgesickert, dass die US-Firma Rising Pharmaceuticals den Preis für Chloroquin (ein Malariamittel, das als Wirkstoff gegen COVID-19 getestet wird) am 23. Januar erhöhte, genau zu dem Zeitpunkt, als das Ausmaß des Ausbruchs in China deutlich wurde. Der Medikamentenpreis stieg um 97,86% auf $ 7,66 pro 250mg-Pille und $ 19,88 pro 500mg-Pille. Es ist klar, dass Rising das Leiden von Millionen von Menschen ausnutzen wollte, um Gewinn zu erzielen.33 Und es wird nicht der letzte Versuch eines Unternehmens sein, schnellen Gewinn aus der Coronavirus-Pandemie zu ziehen.
Vergleichen wir das mit Kubas Produktion und Vertrieb von Interferon alfa 2b: Es wurde 1986 von der staatlichen BioCubaFarma in Zusammenarbeit mit China entwickelt. Dieses Medikament bekämpft einige der Symptome des Coronavirus & wurde bereits an 1.500 Coronavirus-Patienten in China mit positiven Ergebnissen getestet. Kuba hat Interferon in großen Mengen in stark betroffene Länder wie Italien verschickt. Ausserdem wurden dutzende Teams kubanischer Ärzte in verschiedene Ländern geschickt, um bei der Bekämpfung von Ausbrüchen zu helfen.34 Es ist ein klarer Beweis für die Überlegenheit einer Planwirtschaft, wenn eine kleine Karibikinsel – im Gegensatz zu mächtigen kapitalistischen Ländern – eine wirksame Behandlung für eine Krankheit hervorbringen kann und medizinische Ressourcen frei an die Bedürftigen schickt. Ähnlich verhält es sich mit der Tatsache, dass gewinnorientierte Pharmaunternehmen die Forschung zu komplexen Krankheiten wie Alzheimer aufgrund mangelnder Erträge eingestellt haben, während die staatliche medizinische Forschung in Kuba einige aufsehenerregende Durchbrüche sowohl gegen Alzheimer als auch gegen HIV hervorgebracht hat.35 Es liegt auf der Hand, dass die von den USA gegen Kuba verhängten Handelsembargos ein Hindernis für die Verbreitung von potenziell lebensrettenden Behandlungen darstellen und dass allen US-Handelspartnern, die diese annehmen, Konsequenzen drohen.
Llegada de la brigada médica de #Cuba a #Italia. Aeropuerto de #Malpensa #Milán. Tarde del #22marzo #2020. #MédicosDeCuba llegan a #Lombardia para apoyar en la contención del #COVID19. #Covid_19 I #MediciCubani / #Italia y #Cuba aún más unidas. pic.twitter.com/oKhM7NZ5iS
— JoseCarlosRR (@JoseCarlosRguez) March 22, 2020
Die Schwächen des kapitalistischen Systems haben dazu geführt, dass die medizinische Forschung und Entwicklung von Impfstoffen für schwere, lebensbedrohliche Krankheiten seit den 1960er Jahren im Grunde stagniert. Die Menschheit ist zunehmend anfällig für globale Epidemien (eine genauere Erklärung folgt weiter unten im Text), und unsere Waffen zu deren Eindämmung sind veraltet. Die Pharmaindustrie privatisiert die Gewinne dieses wichtigen Sektors und sozialisiert die Risiken. Und die kapitalistischen Regierungen erleichtern es ihnen. Ein Forscher für Infektionskrankheiten, der kürzlich in der New York Times interviewt wurde, meinte dazu: «Was ist für die Pharmaunternehmen wichtiger? Geschäftsgeheimnisse zu wahren und die Gewinne aufzubessern oder eine führende Rolle bei der Eindämmung des COVID-19-Ausbruchs zu übernehmen?»36 Die Antwort ist sonnenklar. Eine Krise wie die gegenwärtige Pandemie bietet das beste Argument dafür, diese unproduktiven Parasiten unter demokratische Kontrolle zu stellen, damit ihre immensen Ressourcen sinnvoll genutzt werden können.
Die Ärmsten leiden am meisten
Erst kürzlich hat COVID-19 die weniger entwickelten Länder getroffen. Die ersten bestätigten Fälle wurden aus Somalia und Tansania gemeldet.37 Einen weiteren positiven Fall meldet der Gaza-Streifen.38 Das Virus wird sich unweigerlich ausbreiten, mit katastrophalen Auswirkungen. Wie kann ein Land wie Somalia – mit einer kaum funktionierenden Regierung und Wohnverhältnissen und sanitären Einrichtungen in miserablen Zustand – social distancing umsetzen oder entgangene Löhne subventionieren? Wie wird die medizinische Infrastruktur mit Tausenden von infizierten Patienten zurechtkommen? Und was passiert, wenn sich die Tausenden von Flüchtlingen aus dem Nahen Osten, die in Zelten in europäischen Flüchtlingslagern leben, infizieren? Die Antwort liegt auf der Hand. Es wird keine Eindämmung geben, es wird keine konzertierte medizinische Reaktion geben. Die Menschen werden sich selbst überlassen bleiben. Dieser Zustand hat bei der Prävention von Krankheiten in unterentwickelten Ländern System.
Weniger als 10% der öffentlichen Ausgaben für die globale Gesundheitsforschung werden für Krankheiten aufgewendet, von denen die ärmsten 90% der Weltbevölkerung betroffen sind.39 Tödliche Krankheiten wie HIV/AIDS und Tuberkulose verbreiten sich in armen Ländern. Vernachlässigte Tropenkrankheiten töten jedes Jahr 500’000 Menschen in Entwicklungsländern.40 Und wenn private Arzneimittelfirmen geringe finanzielle Anreize für die Entwicklung von Medikamenten für die fortgeschrittenen kapitalistischen Länder sehen, sehen sie in den ärmsten Ländern überhaupt keine. Dr. Harvey Bale Jr., Leiter des Internationalen Verbandes der Arzneimittelhersteller, behauptete, dass «von einem Markt in der armen Welt keine Rede sein könnte».41 Dr. Bernard Pécoul von Ärzte ohne Grenzen fügte hinzu, dass das Streben nach Profiten «den Fokus auf 300 bis 400 Millionen Menschen in den reichen Ländern lenkt».42 Das ist ein sehr deutliches Beispiel für den Konflikt zwischen der Produktion für Gewinn & den Bedürfnissen.
So wurde beispielsweise Ende der 90er Jahre das Genom für Tuberkulose entschlüsselt. Tuberkulose verursacht in den ärmsten Teilen der Welt schreckliches Leid. Die WHO organisierte 1998 einen Gipfel, um die Unterstützung führender Pharmaunternehmen für die Entwicklung eines Impfstoffs und von Behandlungsmethoden zu gewinnen. Aber keines dieser Unternehmen war bereit, sich auf ein Projekt einzulassen, dass Gewinne von weniger als $ 350 Mil. pro Jahr einbringen würde. Das hätte z.B. im subsaharischen Afrika, das damals weniger als $ 10 pro Bürger und Jahr für die gesamte Gesundheitsversorgung ausgab, Gesamtkosten von $ 11 pro Pille und Patient erfordert. Kurz gesagt, die private Pharmaindustrie weigerte sich Mittel für die Linderung des Leidens der armen Nationen einzusetzen, es sei denn sie hätten Unmögliches vollbracht. Das Projekt wurde aufgegeben. Über fehlende Investitionen in Forschung und Entwicklung hinausgehend, haben viele private Firmen die Produktion bestehender, wichtiger Medikamente für Entwicklungsländer aufgegeben. Unter den eingestellten Medikamenten finden sich fünf Behandlungen gegen die Afrikanische Schlafkrankheit, Aminosidin gegen die parasitäre Krankheit Leishmaniose und sogar der Polio-Impfstoff.43 Weit davon entfernt, die menschliche Gesellschaft im Kampf gegen Krankheiten voranzubringen ist der Kapitalismus das größte Hindernis dessen.
Internationale Organisationen wie die WHO und die G8 haben Anreize für Investitionen des privaten Sektors in armen Teilen der Welt geschaffen. Und zwar durch Subventionen wie die Advanced Market Commitments (AMC). Fortgeschrittene kapitalistische Länder erklärten sich bereit, einen Teil der Kosten für die Versorgung mit erschwinglichen Impfstoffen dort zu übernehmen, wo sie am meisten gebraucht werden.44 Alternativ bietet die US Food and Drug Administration Unternehmen, die wirksame Medikamente für vernachlässigte Krankheiten entwickeln, Gutscheine für eine schnelle Überprüfung jedes zukünftigen Produkts an.45 Aber all diese Belohnungen sind gescheitert, entweder weil nicht genügend Anreiz geboten wurde oder weil die Pharmakonzerne Wege gefunden haben, das System zu manipulieren und sich noch weiter zu bereichern. Durch die Anwendung des oben erwähnten Gutscheins auf das Malariamedikament Coartem beispielsweise erzielte Novartis einen zusätzlichen Gewinn von $ 321 Mil. allein für die Registrierung bei der US-FDA, obwohl das Medikament bereits anderswo weit verbreitet ist.46
Der einzige von privaten Pharmakonzernen in den Entwicklungsländern gesehen Wert, ist jener als Testlabor, um ihre klinischen Studien, die die größten Kosten der Arzneimittelentwicklung darstellen, auszulagern.47 Diese Kosten werden durch das Ausnutzen von Testpersonen an Orten wie Indien, wo klinische Studien einen blühenden Markt geschaffen haben, erheblich reduziert. Es kommt noch besser, wenn unangenehme Bürokratie wie ethische Standards und informierte Zustimmung durch die Verlagerung in Länder mit lockereren Vorschriften, vermieden werden. So machen sie aus verzweifelten Menschen Laborratten.48
Einige ärmere Länder haben versucht steigende Arzneimittelkosten durch Investitionen in ihre eigene Arzneimittelherstellung und Vertriebskanäle auszugleichen, was zu steigender Auslandsverschuldung führte. Diese Bemühungen wurden jedoch vom Verband der pharmazeutischen Hersteller IFPMA (die Organisation der Bosse der Pharmabranche) vereitelt, der empfand das als «Verletzung ihrer Rechte auf dem freien Markt».49 Von 2008 bis 2018 setzte sich die zwischenstaatliche Arbeitsgruppe für öffentliche Gesundheit, Innovation und geistige Eigentumsrechte (IGWG) mit den Forderungen der Entwicklungsländer nach einem globalen System der Forschung und Entwicklung auseinander, das ihren Bedürfnissen besser entspräche. Aber ihre Empfehlungen wurden sowohl von den imperialistischen Ländern als auch von der privaten Pharmaindustrie völlig ignoriert. Die Situation wurde in einem vernichtenden Bericht von Oxfam zusammengefasst:
«Der Mangel an medizinischer Innovation ist ein globales Problem, das eine erhebliche Aufstockung der Ressourcen erfordert, die in effektiver und koordinierter Weise eingesetzt werden müssen. Das derzeitige System der Forschung und Entwicklung nutzt die in allen Ländern verfügbaren Kapazitäten, Fähigkeiten und Ressourcen nicht ausreichend aus. Die Bemühungen um eine Verbesserung der Forschung und Entwicklung in den Entwicklungsländern sind zersplittert, nicht nachhaltig und werden wahrscheinlich nicht größeren Veränderungen führen.»
Trotz der Beschwerden von Oxfam und der IGWG kann man die Regeln des Kapitalismus nicht ändern, indem man an das Gewisssen der Kapitalisten appelliert. Wenn es keinen profitablen Markt gibt investieren sie nicht. Die von ihnen vorgeschlagenen Reformen würden einen grundlegenden Bruch mit dem gegenwärtigen System erfordern. Natürlich würde die Forschung über lebensrettende Behandlungen für Krankheiten, die die Entwicklungsländer heimsuchen, auch einen positiven Einfluss auf die Entwicklung von Impfstoffen und Behandlungen in den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern haben. Aber das Marktsystem denkt nur an den unmittelbaren Ertrag. Menschenleben sind da Kleingeld.
Krankheiten dienen auch dazu, die arme Welt arm zu halten. Die HIV/AIDS-Krise (deren Ursprünge in der Übertragung von Primaten auf den Menschen durch den illegalen Buschfleischmarkt liegen, auf den verzweifelte Bevölkerungsgruppen nach mehreren Hungersnöten zurückgriffen) hat in Entwicklungsländern in den 1980er und 1990er Jahren brutal gewütet. Als Folge dieser Pandemie sind heute bis zu 121 Millionen Menschen weniger am Leben.50 Die Weltbank schätzte 1991, dass HIV/AIDS mehr als 4% des Gesundheitsbudgets von Tansania, 7% von Malawi, 9% von Ruanda, 10% von Burundi und 55% von Uganda ausmacht.51 Darüber hinaus verschärfen die Auswirkungen von Kriegen und Staatsstreichen die Epidemien in den armen Ländern Afrikas und Amerikas – provoziert durch imperialistische Einmischung legen sie die ohnehin anfälligen Gesundheitsinfrastrukturen dieser Länder lahm.52 Die beschämenden Versuche der Weltbank in den 1970er Jahren auf arme Länder Druck auszuüben, mehr für Krankheitsprävention und Gesundheitsfürsorge auszugeben, wurden durch die Notwendigkeit der Schuldenrückzahlungen bei Einrichtungen wie dem IWF eingeschränkt.53 Der Imperialismus trieb diese Nationen nicht nur durch Kolonialismus, Ausbeutung und Krieg, sondern auch durch Krankheit, in den Ruin. Jetzt sind sie gegen Notfälle wie die COVID-19-Pandemie praktisch schutzlos.
Umweltzerstörung und intensive Landwirtschaft: Die Aufzucht von Krankheiten
Es wird angenommen, dass COVID-19 Ende letzten Jahres in Wuhan, der Hauptstadt der Provinz Hubei in China, vom Tier auf den Menschen übertragen und anschließend durch nationale und internationale Reisen während des chinesischen Neujahrsfestes verbreitet wurde.54 Dies ähnelt den SARS-Ausbrüchen von 2003, die auf die Übertragung eines mutierten Coronavirusstammes auf einem Markt für lebende Tiere in der Provinz Guangdong zurückzuführen waren.55 Keiner dieser Ausbrüche war ein «natürliches» Ereignis. Vielmehr waren sie die unvermeidliche Folge der räuberischen kapitalistischen Produktion, die einen fruchtbaren Boden für die Entwicklung von potenziell tödlichen Krankheiten in Tierpopulationen & deren Übertragung auf den Menschen schafft.
Die erhöhte Prävalenz von Pandemien in den letzten Jahren lässt sich teilweise durch die kapitalistische Umweltzerstörung erklären. Seit 1940 sind Hunderte von mikrobiellen Krankheitserregern auf neuem Gebiet aufgetreten: darunter HIV und Ebola in Afrika, Zika auf dem amerikanischen Kontinent und so weiter. Mehr als zwei Drittel davon stammen von Wildtieren und nicht von Haustieren.56 Die Entwaldung durch Abholzung, Stadterweiterung, Straßenbau und Bergbau zerstört die Lebensräume wilder Arten und erhöht ihren Kontakt mit menschlichen Siedlungen. Das schafft mehr Möglichkeiten für Mikroben in unsere Körper «überzulaufen». Der in Scientific American interviewte Krankheitsökologe Thomas Gillespie erklärte: «Ich bin überhaupt nicht überrascht über den Ausbruch des Coronavirus. Die meisten Krankheitserreger [im Körper von Wildtieren] müssen noch entdeckt werden. Wir stehen an der Spitze des Eisbergs».57
Die Ebola-Ausbrüche im Jahr 2017 zum Beispiel stammen von Fledermausarten, die aufgrund der Abholzung gezwungen waren, in Bäumen in landwirtschaftlichen Betrieben und Hinterhöfen zu nisten. Diese Tiere werden durch wiederholten Kontakt zu Trägern von Virenstämmen, die von Tier zu Mensch übertragen werden können. Die Viren werden durch Bisse, Fäkalien oder durch den Verkauf als Nahrungsmittel auf informellen «wet markets» weitergegeben. Hier werden Arten, die sich nie auf natürliche Weise begegnen würden, nebeneinander in Käfigen gehalten.58 Solche «wet-markets» sind eine wichtige Nahrungsquelle für arme Menschen in Asien und Afrika, doch laut Gillespie sind sie «ein perfekter Nährboden für die artenübergreifende Übertragung von Krankheitserregern. Wann immer man neuartige Interaktionen mit einer Reihe von Arten an einem Ort hat, sei es in einer natürlichen Umgebung wie einem Wald oder einem «wet market», kann es zu einer Übertragung kommen».59 Genau das führte zu dem mutierten Coronavirus, das die SARS-Epidemie verursachte, und möglicherweise zur Entstehung von COVID-19.60 Eine Hypothese lautet, dass das Virus von einer Fledermaus oder einem Schuppentier auf einem «wet market» auf sein erstes menschlichen Opfer, einen 55-jährigen Mann, übertragen wurde.61
Das ist jedoch nur ein mögliches Szenario, wie gefährliche Krankheitserreger von Tieren ausgehen können. In Massentierhaltungsfarmen werden Hunderttausende auf engstem Raum zusammengepfercht, was eine ideale Umgebung für Mikroben schafft, die zu tödlichen Krankheitserregern werden können. Die Vogelgrippe etwa hat ihren Ursprung bei wildlebenden Wasservögeln. Aber wenn die Grippe Hühnerfabriken erreicht verwüstet sie deren Population und mutiert schnell, um ansteckender zu werden. Dadurch entstand der gefürchtete H5N1-Stamm der Vogelgrippe, der Menschen infizieren und töten kann.62 Darüber hinaus hat die Produktionsmaximierung tierischer Produkte zur weiten Verbreitung von Monokulturfarmen geführt – dort wird nur eine Tierart aufgezogen. Dies schafft ein ideales Umfeld für die Entwicklung gefährlicher Viren.63 Die Schweinegrippe hat ihren Ursprung beispielsweise in Monokulturen von Schweinen. Das ist eine Tatsache, trotz dem Drängen der Schweinehaltungsindustrie bei der WHO auf eine Umbenennung die Schweinegrippe in ihren wissenschaftlichen Namen H1N1, um die Aufmerksamkeit von ihrem Ursprung abzulenken.64 Einige Wissenschaftler stellten die Hypothese einer Entstehung des Coronavirus in Schweinemonokulturen auf.65
Diese Probleme betreffen die Agrarindustrie in allen fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern. Die Lebensmittelproduktion in den USA und Europa war Ausgangspunkt für die H5N2- und H5Nx-Influenza und beide wurden von den amerikanischen Gesundheitsbehörden heruntergespielt.66 Es ist jedoch kein Zufall, dass in den vergangenen Jahren eine Reihe von schweren Epidemien aus China kamen. Auch hier trägt die kapitalistische Produktion die Schuld.
Die rasche Entwicklung der chinesischen Wirtschaft auf kapitalistischer Basis hat im Land ein epidemiologisches Kartenhaus entstehen lassen. Rob Wallace’s Buch «Big Farms Make Big Flu: Dispatches on Influenza», untersucht die Entstehung der Vogelgrippe in China. Er erklärt, wie das Land in den 1980er und 90er Jahren sein Agrargeschäft in Provinzen wie Guangdong modernisierte und konsolidierte. Hier wurde 1997 der erste H5N1-Fall verzeichnet. Ausländische Unternehmen wie Charoen Pokphand (CP) wurden eingeladen, sich in Guangdong niederzulassen. Sie führten vertikal integrierte Betriebe ein, in denen Tiere, Futter und Verarbeitungsanlagen von ein und demselben Unternehmen geliefert werden. Dies führte zu einer Explosion der jährlich gezüchteten Enten und Hühner. Um die Marktnachfrage zu befriedigen und die Profite zu maximieren, wurden Intensivhaltungstechniken nach amerikanischem Vorbild (mit noch laxerer Regulierung) eingeführt. Die unüberwindliche Konkurrenz zerstörte die ländliche Agrarproduktion der Bauerngemeinschaften und führte zu einer massiven Binnenwanderung in Provinzen, wo CP sich niedergelssen hat.67 Dadurch kamen riesige Geflügelmonokulturen in engen Kontakt mit dicht besiedelten menschlichen Siedlungen. Hubei ist mit einer Bevölkerung von 58,5 Millionen Tieren die sechstgrößte Geflügelprovinz Chinas.68 Ganz gleich, wie COVID-19 entstanden ist, Hubei war immer eine tickende Zeitbombe für Krankheiten.
Es wird angenommen, dass das Coronavirus auf einem „Wet Market“ entstand. Bild: Daniel Case
Die immense Wirtschaftskraft von Unternehmen wie CP (die inzwischen 600 Mil. der jährlich verkauften 2,2 Mrd. Hühner Chinas produzieren) führt zu einer enormen politischen Macht in Asien. Dies erweist sich als nützlich erweist, wenn ihr Handeln zu Pandemien führt. So war die CP beispielsweise ein wichtiger Unterstützer des Telekommunikationsgiganten Thaksin Shinawatra. Er war Thailands Premierminister während der ersten Vogelgrippeepidemie & sein Versprechen, das Land «wie ein Unternehmen» zu führen zog massive Angriffe auf die Rechte der ArbeiterInnen und eine aggressive Liberalisierung der thailändischen Wirtschaft nach sich.69 Als die Ausbrüche in Thailand begannen, spielte Shinawatra eine aktive Rolle bei der Blockierung der Bemühungen, die Ausbreitung der Vogelgrippe einzudämmen. Die Hühnerverarbeitungsbetriebe intensivierten ihre Produktion, wobei Gewerkschafter berichteten, dass in einem Betrieb täglich immer noch zwischen 90.000 und 130.000 Hühner produziert wurden, obwohl die Hühner offensichtlich krank waren.70 Shinawatra und seine Minister aßen im Fernsehen Hühner, um ihr Vertrauen zu zeigen. Hinter den Kulissen kollaborierten CP und andere große Agrarunternehmen mit der Regierung, um ein Schweigen über infizierte Herden zu erkaufen. Im Gegenzug versorgte die Regierung insgeheim Großbauern im Gegensatz zu ärmeren Landwirten mit Impfstoffen: Sie setzten die ärmeren Landwirte und deren Tiere dem Risiko einer Infektion aus.71 Als Japan während der Krise Geflügel aus China verbot sprangen thailändische Fabriken der CP ein. So konnte das Unternehmen noch größere Gewinne aus einer weitgehend von ihnen verursachten Epidemie erzielen!72
Eine weitere langfristige Bedrohung, die von der intensiven Landwirtschaft ausgeht (auf die ich später noch zurückkommen werde), ist die Kultivierung von antibiotikaresistenten Mikroben. Kurz nach der Entdeckung von Antibiotika wurde erkannt, dass kostspielige Nutztiere länger lebten, wenn sie auf Antibiotika eingestellt wurden. Leider üben die Tiere, die diesen Behandlungen unterzogen werden, mehr als doppelt so viel Selektionsdruck auf die Bakterienpopulationen aus, so dass diese sich entwickeln und resistent werden. Das verschärft ein bereits bestehendes und sehr ernstes Problem der öffentlichen Gesundheit.73
Kurz gesagt, der massive Druck, den die kapitalistische Produktion auf Tiere und Umwelt ausübt, trägt zu dem gefährlichen Szenario bei, in dem sich die vom Menschen übertragbaren Krankheitserreger entwickeln und sich beschleunigt ausbreiten. Es erinnert an die Worte von Engels, der in Dialektik der Natur schrieb:
«Schmeicheln wir uns indes nicht zu sehr mit unsern menschlichen Siegen über die Natur. Jeder hat in erster Linie zwar die Folgen, auf die wir gerechnet, aber in zweiter und dritter Linie hat er ganz andre, unvorhergesehene Wirkungen, die nur zu oft jene ersten Folgen wieder aufheben […]»74
Nirgendwo trifft diese Beobachtung mehr zu als bei den Krankheitserregern, die aus Fabrikfarmen stammen. Die hier skizzierten Probleme müssen bei einer effizienten Nahrungsmittelproduktion aber nicht zwingend auftreten. Die Probleme stammen vielmehr aus intensiven, vor allem auf Gewinnmaximierung ausgerichteten landwirtschaftlichen Techniken, die für die Tiere, die wir essen, sehr grausam und für die öffentliche Gesundheit potenziell katastrophal sind. Es gibt keinen Grund für Monokulturen von Tieren, auf Antibiotika eingestellt, Seite an Seite in höllische Fabriken eingepfercht und Brutstätten für Krankheiten. In einer rationalen Planwirtschaft könnten all diese Prozesse so effizient, human und sicher wie möglich gestaltet werden, ohne die Profitgier der Kapitalisten befriedigen zu müssen.
«Ausbrüche sind unvermeindlich, Pandemien schon»
1994 schrieb die Pulitzerpreisgewinnerin Laurie Garret The Coming Plague: Newly Emerging Diseases in a World Out of Balance (Die kommenden Plagen: Neue Krankheiten in einer gefährdeten Welt), 2001 folgte Betrayal of Trust: The Collapse of Global Public Health (Vertrauensverrat: Der Kollaps der globalen öffentlichen Gesundheit). In diesen beiden Büchern erklärt sie, dass «die Störung der globalen Umwelt durch den Menschen in Verbindung mit Verhaltensweisen, welche Mikroben leicht zwischen Menschen und von Tieren auf Menschen übertragen, einen globalen Anstieg von Epidemien, ja sogar eine enorme Pandemie garantierten. [Diese] Ausbrüche wurden durch mangelhafte Gesundheitssysteme, menschliches Verhalten und den völligen Mangel an konsequenter politischer und finanzieller Unterstützung für Maßnahmen zur Krankheitsbekämpfung überall auf der Welt begünstigt.»75 Auch wenn sie es nicht so formulierte, waren diese Bücher eine vernichtende Anklage gegen den Kapitalismus und seine ätzenden Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit. Garretts Warnungen wurden in einem Bericht des Global Preparedness Monitoring Board (GPMB) aus dem Jahr 2018 bestätigt, der davor warnte, dass «eine sehr reale Gefahr einer sich schnell entwickelnden, hochgradig tödlichen Pandemie eines Atemwegserregers besteht, die 50 bis 80 Millionen Menschen tötet und fast 5% der Weltwirtschaft auslöscht».76
Der Bericht geht weiter: «Zwischen 2011 und 2018 verfolgte die WHO 1.483 epidemische Ereignisse in 172 Ländern. Epidemieanfällige Krankheiten wie Grippe, schweres akutes respiratorisches Syndrom (SARS), respiratorisches Syndrom des Nahen Ostens (MERS), Ebola, Zika, Pest, Gelbfieber und andere sind Vorboten einer neuen Ära hochgradiger, potenziell sich schnell ausbreitender Ausbrüche, die immer häufiger entdeckt werden und immer schwieriger zu bewältigen sind […] Jedes Land ohne medizinische Grundversorgung, öffentliche Gesundheitsdienste, Gesundheitsinfrastruktur und wirksame Mechanismen zur Infektionskontrolle sieht sich größten Verlusten ausgesetzt, darunter Tod, Vertreibung und wirtschaftliche Verwüstung.»77
In anderen Worten ist die aktuelle COVID-19 Krise, aus den Gründen die ich aufgeführt habe, Teil einer neuen Ära, in der Pandemien immer häufiger werden. Die Welt ist hierauf nicht vorbereitet und die ärmsten Länder werden am meisten leiden. Abgesehen vom Auftauchen neuer Krankheitserreger gibt es noch andere Bedrohungen am Horizont, darunter antibiotikaresistente Mikrobenstämme wie Streptokokken und Staphylokokken, die in Krankenhäusern der fortgeschrittenen kapitalistischen Länder aufgrund einer übermäßigen Verwendung von den in der Nachkriegszeit entwickelten Antibiotika kultiviert werden.78 Krankheiten des 19. und 20. Jahrhunderts wie Tuberkulose kehren zurück und treffen ärmere Gemeinden wie Harlem in New York City besonders hart – und sie entwickeln Antibiotikaresistenz.79 In den 1990er Jahren sagte eine Prognose der University of California voraus, dass die Welt bis 2070 alle antimikrobiellen Arzneimitteloptionen ausgeschöpft haben würde, da Viren, Bakterien, Parasiten und Pilze eine vollständige Resistenz gegen das menschliche Arzneimittelarsenal entwickelt hätten.80 Dieses apokalyptische Szenario könnte verhindert werden, indem mehr in Forschung und Entwicklung für Impfungen und alternative Behandlungsmethoden investiert werden würde. Aber wie bereits erklärt wurde, ist das kein profitabler Weg für Big Pharma.
In Bezug auf den oben erwähnten GPMB-Bericht war Garrett skeptisch, ob dessen Vorschläge (die darauf hinauslaufen, bei Regierungen und der Privatwirtschaft Lobbyarbeit zu betreiben, um effektiver bei der Finanzierung und Forschung zusammenzuarbeiten) überhaupt etwas bewirken würden. Sie schreibt: «Ohne die Bemühungen des GPMB schmälern zu wollen, muss ich leider sagen, dass diese Kernbotschaft schon viele Male von den Dächern geschrien wurde, mit wenig erkennbaren Auswirkungen auf taube politische Führer, Finanzunternehmen oder multinationale Institutionen. Es gibt keinen Grund zu glauben, dass es dieses Mal anders sein wird.»81
In der Tat, auf einer kapitalistischen Basis ist es unwahrscheinlich, dass sich die Situation verbessern wird. Diese Krankheiten sind vom System selbst heraufbeschworen worden, und die Lebensmuster moderner kapitalistischer Gesellschaften schaffen ideale Bedingungen für ihre Ausbreitung. Die Urbanisierung hat die überwiegende Mehrheit der 8 Milliarden Menschen auf der Erde in dichte Bevölkerungsgruppen konzentriert, in denen Krankheiten grassieren können. Und die dramatische Zunahme des weltweiten Personen- und Warenverkehrs (erleichtert durch den modernen Transport und verschärft durch Krieg und Klimawandel) schafft Kanäle für die Ausbreitung von Mikroben auf dem ganzen Planeten. Es dauerte lediglich ein paar Tage, bis sich COVID-19 vom einen Ende der Welt bis zum anderen erstreckte. Solch ein globales Problem verlangt nach einer internationalen Lösung. Aber, wie beschrieben, verhindert der Antagonismus zwischen verschiedenen kapitalistischen Nationen, das Recht auf Privateigentum der großen Pharmaunternehmen, und die profitorientierte Produktionsweise eine koordinierte Reaktion, die zur Bekämpfung von Pandemien notwendig ist.
Während des wirtschaftlichen Aufschwungs der Nachkriegszeit herrschte in Bezug auf die öffentliche Gesundheit großer Optimismus. Verbesserte Wohnverhältnisse und sanitäre Einrichtungen sowie die Entdeckung von Antibiotika führten zu einem starken Anstieg der Lebenserwartung.82 Im Vereinigten Königreich kehrte die ArbeiterInnenklasse aus einem siegreichen Krieg zurück und verlangte Reformen, zu denen auch der National Health Service gehörte: die kostenlose Bereitstellung komplexer medizinischer Hilfe. Der Polioimpfstoff von Dr. Jonas Salk reduzierte erfolgreich die Zahl der Krankheitsfälle in Westeuropa und Nordamerika von 76.000 im Jahr 1955 auf 1.000 im Jahr 1967. 1978 berief die WHO ein Treffen von Gesundheitsministern aus über 130 Nationen in Alma-Ata in der UdSSR ein und gab ein Dokument heraus («the Declaration of Alma-Ata»), das dazu aufrief, «bis zum Jahr 2000 ein Gesundheitsniveau zu erreichen, das es allen Völkern der Welt erlaubt, ein sozial und wirtschaftlich produktives Leben zu führen», und in dem Gesundheit als «ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen» und als «ein grundlegendes Menschenrecht» definiert wird.83 Doch heute, weit entfernt von einem Menschenrecht, wird Millionen von Menschen eine anständige und bezahlbare Gesundheitsversorgung verwehrt. Inzwischen haben Jahre der Unterinvestition und Privatisierung die Fortschritte in der medizinischen Forschung fast zum Stillstand gebracht, und die demokratischen Errungenschaften der Nachkriegszeit wurden beschnitten. Die herrschende Klasse begegnet dieser Krise mit einem malthusianischen Zynismus, der sich darin ausdrückt, «die positiven Effekte» des COVID-19 in Betracht zu ziehen, indem «unproduktive» Schichten der Gesellschaft beseitigt werden.84
Die Sparmaßnahmen nach der Wirtschaftskrise von 2008 haben die öffentliche Gesundheit stark beeinträchtigt. Die Folgen davon werden nun durch den neuen Coronavirus-Ausbruch rücksichtslos aufgedeckt.85 Der Mangel an (privat hergestellten) Testkits verunmöglicht es genaue Daten über das Ausmaß der Pandemie zu sammeln. Die Betten sind kritisch knapp. Pensionierte ArbeiterInnen des Gesundheitswesens werden wieder in den Dienst gestellt. Länder wie Großbritannien haben das Risiko, das von dem Virus ausgeht, zunächst heruntergespielt, bevor sie eine 180 Umkehr vollzogen und einen Lockdown verhängten. Die frühe Rede von «Abschwächung» und «Abflachung der Kurve» statt Eindämmung diente zum Teil dazu, eine Unterbrechung des Geschäftsbetriebs zu vermeiden, aber auch, weil das Gesundheitswesen die Last eines Ausbruchs, der angeblich bis 2021 dauern und 8 Millionen Menschen ins Krankenhaus bringen könnte, nicht tragen kann.86 Unterdessen haben Dezentralisierung und die sukzessiven Kürzungen des italienischen Gesundheitssystems in den letzten 30 Jahren in einem der am schlimmsten betroffenen Länder zu einem erheblichen Mangel nicht nur an Beatmungsgeräten und Betten, sondern sogar an Gesichtsmasken und Händedesinfektionsmitteln geführt.87 Überlastete italienische Krankenhäuser haben keine andere Wahl, als nach Alter zu bestimmen wer lebt oder stirbt. Das Gesundheitspersonal ist völlig überfordert. Bilder von italienischen Krankenschwestern, die vor Erschöpfung ohnmächtig geworden sind, zeugen von diesen schrecklichen Tatsachen.88 Darüber hinaus weigern sich die Bosse in einem Land nach dem anderen, angemessene Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen oder die Produktion einzustellen, bis sie durch Streiks dazu gezwungen werden. Und selbst dort, wo bürgerliche Regierungen zugestimmt haben, die Löhne zu übernehmen und bestimmte Sektoren in Besitz zu nehmen, um das kapitalistische System zu retten, wird von der ArbeiterInnenklasse unweigerlich erwartet, dass sie die Rechnung bezahlt, wenn sich der Staub gelegt hat. Der Kapitalismus hat nicht nur neue Ausbrüche wahrscheinlicher gemacht, sondern auch die öffentliche Gesundheit so stark ausgebeutet, dass er nicht mehr in der Lage ist, mit ihnen fertig zu werden.
Wie der Epidemiologe Larry Brilliant, der den Kampf gegen die Pocken leitete, einmal sagte: «Ausbrüche sind unvermeidlich, aber Pandemien sind optional»89. Nichts von all dem muss geschehen. In einer Planwirtschaft wäre der ganze Einfallsreichtum der Menschheit auf die Entwicklung von Impfstoffen gegen tödliche Krankheiten gerichtet. Massenimpfprogramme würden in jedem Land der Erde gratis durchgeführt werden – und Krankheiten wie Ebola ausgerottet, genau wie wir es mit den Pocken getan haben. Die Umweltkrisen und intensiven Landwirtschaftstechniken, die Brutstätten für Krankheitserreger schaffen, könnten durch eine im Einklang mit der Natur geplante Produktion ersetzt werden, bei der das Wohlergehen von Mensch und Tier Vorrang vor Profit hat. Jeder neue Virenausbruch könnte mit einer konzentrierten, globalen Reaktion beantwortet werden, um zu verhindern, dass er das Niveau einer Pandemie erreicht. Alle Forschungsarbeiten und Ressourcen für die Behandlung von infizierten Fällen könnten gemeinsam genutzt und je nach Bedarf eingesetzt werden. Anstatt privaten Pharmaunternehmen massiv Geld hinterherzuwerfen, würden ihre immensen Betriebe enteignet und auf demokratischer Basis verwaltet, um Impfstoffe und Antigene nach Bedarf herzustellen. Anstatt Millionen öffentlicher Gelder für die Beschaffung von Krankenhausbetten zu verschwenden, könnten diese einfach beschlagnahmt werden. Zur Bewältigung der Notsituation könnten Test- und Quarantäneeinrichtungen errichtet werden. Und anstelle von konkurrierenden kapitalistischen Ländern – gefangen in einem Wettrennen im Horten von Ressourcen und dem Streben die Wirtschaft auf Kosten der öffentlichen Gesundheit profitabel zu halten – könnte von vereinigten sozialistischen Länder eine einheitliche Front gegen Epidemien gebildet werden. Die nicht lebensnotwendige Produktion könnte gestoppt und bei Bedarf könnten soziale Distanzierungsmassnahmen durchgeführt werden, ohne dass dies Auswirkungen auf die Löhne hätte. Und die Logistik könnte so geplant werden, um sicherzustellen, dass die Regale gefüllt sind und die Grundbedürfnisse befriedigt werden. So würde niemand das Bedürfnis verspüren Wesentliches zu horten.
Die moderne Medizin stellt einen phänomenalen Sieg der menschlichen Gesellschaft über die Natur dar. Zumindest in den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern hat sie unsere Lebenserwartung verdoppelt und unsere Lebensqualität massiv verbessert. Eine moderne Gesellschaft, die ihrer Bevölkerung keine gute Gesundheit und keinen Schutz vor vermeidbaren Pandemien garantieren kann, kann nicht als zivilisiert betrachtet werden. Wo die Kapitalisten und ihre politischen Kumpanen auf Notfälle im Bereich der öffentlichen Gesundheit mit einem Achselnzucken und der Information an die Massen: «Eure Liebsten werden sterben»90, reagiern, würde eine sozialistische Gesellschaft die Menschheit mit den Waffen ausstatten, die sie im Kampf gegen Krankheiten braucht. Die gefühllose, unangebrachte Reaktion der kapitalistischen Regierungen auf die COVID-19-Pandemie und die daraus resultierenden sozialen Auswirkungen werden im Bewusstsein der Massen einen Sprung nach vorn provozieren. In Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, den USA, Kanada und anderswo gab es bereits spontane Streiks gegen Versuche der Bosse, die Arbeiterinnen und Arbeiter zu zwingen, sich zwischen dem Risiko einer Ansteckung an ihrem Arbeitsplatz oder Lohnverlust zu entscheiden. Dies ist nur ein Vorbote dessen, was noch kommen wird. Wir treten in eine neue Epoche des dramatischen Kampfes gegen ein todkrankes System ein.
1 https://www.theguardian.com/commentisfree/2020/mar/04/market-coronavirus-vaccine-us-health-virus-pharmaceutical-business
2 Ibid
3 https://www.theatlantic.com/health/archive/2020/02/covid-vaccine/607000/
4 https://www.researchgate.net/publication/321462556_Pharma’s_broken_business_model_An_industry_on_the_brink_of_terminal_decline_Comment
5 https://www.theguardian.com/commentisfree/2020/mar/04/market-coronavirus-vaccine-us-health-virus-pharmaceutical-business
6 http://www.virology.ws/2020/03/11/sars-cov-2-the-vaccine-landscape/
7 https://www.theguardian.com/commentisfree/2020/mar/04/market-coronavirus-vaccine-us-health-virus-pharmaceutical-business
8 Ibid
9 Ibid
10 https://www.healthcarefinancenews.com/news/investment-medical-and-health-rd-not-keeping-needs-nation-report-finds
11 Betrayal of Trust: The Collapse of Global Public Health, Laurie Garrett, 420
12 https://www.washingtonpost.com/business/economy/turing-reneges-on-drug-price-cut-rivals-version-sells-well/2015/11/25/d2c22bd8-93cd-11e5-b5e4-279b4501e8a6_story.html
13 https://foreignpolicy.com/2019/09/20/the-world-knows-an-apocalyptic-pandemic-is-coming/
14 Ibid
15 https://pharmaceuticalcommerce.com/business-and-finance/global-pharma-spending-will-hit-1-5-trillion-in-2023-says-iqvia/
16 Garret, 409.
17 https://www.theguardian.com/commentisfree/2020/mar/04/market-coronavirus-vaccine-us-health-virus-pharmaceutical-business
18 https://www.forbes.com/sites/stanfleming/2018/09/06/why-experts-cant-fix-pharmas-innovation-crisis-part-1-and-what-to-do-about-it-part-2/#7a34f86116fe
19 https://www.researchamerica.org/sites/default/files/Policy_Advocacy/2013-2017InvestmentReportFall2018.pdf
20 https://www.nytimes.com/2020/03/02/opinion/contributors/pharma-vaccines.html
21 Komplette Liste der beteiligten Länder: Norwegen, Indien, Grossbritannien, Deutschland, Japan, Kanada, Äthiopien, Australien, Belgien, Dänemark und Finnland.
22 Ibid
23 https://www.nationalreview.com/news/coronavirus-outbreak-serbian-president-aleksandar-vucic-labels-european-solidarity-fairy-tale-says-only-china-can-assist-in-coronavirus-response/
24 https://www.politico.eu/article/health-ministers-squabble-over-face-masks-at-coronavirus-talks/
25 https://www.sheffield.ac.uk/news/nr/coronavirus-genomes-sequenced-sheffield-1.883916
26 https://www.theguardian.com/us-news/2020/mar/15/trump-offers-large-sums-for-exclusive-access-to-coronavirus-vaccine
27 https://apps.who.int/gpmb/assets/annual_report/GPMB_annualreport_2019.pdf
28 Garrett, 8.
29 https://fortune.com/2020/02/26/coronavirus-covid-19-cdc-budget-cuts-us-trump/
30 https://www.theverge.com/2020/3/17/21184308/coronavirus-italy-medical-company-threatens-sue-3d-print-valves-treatments
31 https://www.oxfam.org/en/research/ending-rd-crisis-public-health
32 https://www.pharmaceutical-technology.com/comment/parallel-export-covid-19/
33 https://www.ft.com/content/b7a21a16-6a1f-11ea-800d-da70cff6e4d3?fbclid=IwAR17QAt70-dLt67GrwJ5l2YPOiyqHUDJbpHurevbyCPrybgc8atfnXtimqY
34 https://morningstaronline.co.uk/article/cuban-drug-could-save-thousands-lives-coronavirus-pandemic
35 https://www.theguardian.com/society/2015/jun/30/cuba-first-eliminate-mother-baby-hiv-transmission
36 https://www.oxfam.org/en/research/ending-rd-crisis-public-health
37 https://www.aljazeera.com/news/2020/03/toll-rises-coronavirus-tightens-global-grip-live-updates-200315231500487.html
38 https://www.reuters.com/article/us-health-coronavirus-palestinians-gaza/first-coronavirus-cases-confirmed-in-the-palestinian-gaza-strip-idUSKBN2190FA?il=0&utm_source=reddit.com&fbclid=IwAR0wWapPfpr_mdM08OBBiWhbiBB-dTE_d173dZ4JbMCulyJreWUfaDAfpRM
39 Ibid
40 Ibid
41 Garrett, 422.
42 Ibid, 423.
43 Ibid, 423.
44 https://www.oxfam.org/en/research/ending-rd-crisis-public-health
45 Ibid
46 Ibid
47 Ibid
48 Ibid
49 The Coming Plague: Newly Emerging Diseases in a World out of Balance, Garrett, 232
50 Ibid, 661.
51 Ibid, 659.
52 Ibid, 86.
53 https://www.oxfam.org/en/research/ending-rd-crisis-public-health
54 https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)30374-3/fulltext
55 Ibid
56 https://www.thenation.com/article/environment/coronavirus-habitat-loss/
57 https://www.scientificamerican.com/article/destroyed-habitat-creates-the-perfect-conditions-for-coronavirus-to-emerge/?
58 Ibid
59 https://www.scientificamerican.com/article/destroyed-habitat-creates-the-perfect-conditions-for-coronavirus-to-emerge/?
60 Ibid
61 https://www.nytimes.com/2020/03/05/opinion/coronavirus-china-pangolins.html
62 ig Farms Make Big Flu: Dispatches on Influenza, Agribusiness, and the Nature of Science, Rob Wallace, 32
63 Ibid, 56.
64 Ibid, 38.
65 https://climateandcapitalism.com/2020/01/29/coronavirus-a-deadly-result/
66 Ibid
67 Rob Wallace, 66.
68 https://www.cnbc.com/2020/02/06/millions-of-chickens-at-risk-amid-china-lockdowns-due-to-coronavirus.html
69 Wallace, 64.
70 Ibid, 64.
71 Ibid, 64.
72 Ibid, 34.
73 Garret, The Coming Plague, 594.
74 Friedrich Engels, Dialectics of Nature, Chapter IX http://www.marxist.com/classics-dialectics-of-nature.htm
75 https://foreignpolicy.com/2019/09/20/the-world-knows-an-apocalyptic-pandemic-is-coming/
76 https://apps.who.int/gpmb/assets/annual_report/GPMB_annualreport_2019.pdf
77 Ibid
78 Garrett, The Coming Plague, 566
79 Ibid, 382
80 Garrett, Betrayal of Trust, 412
81 https://foreignpolicy.com/2019/09/20/the-world-knows-an-apocalyptic-pandemic-is-coming/
82 Garrett, The Coming Plague, 429
83 Ibid, 290
84https://metro.co.uk/2020/03/11/telegraph-journalist-says-coronavirus-cull-elderly-benefit-economy-12383907/
85 https://www.marxist.com/coronavirus-pandemic-opens-a-new-stage-in-world-history.htm
86https://www.theguardian.com/world/2020/mar/15/uk-coronavirus-crisis-to-last-until-spring-2021-and-could-see-79m-hospitalised
87http://www.cidrap.umn.edu/news-perspective/2020/03/doctors-covid-19-pushing-italian-icus-toward-collapse
88https://news.sky.com/story/coronavirus-bruised-by-face-masks-nurses-show-the-impact-of-fighting-the-pandemic-11955457
89 https://news.harvard.edu/gazette/story/2014/12/epidemics-are-optional/
90https://www.thetimes.co.uk/article/10-000-already-infected-with-coronavirus-ministers-believe-2h578fkf9