„Iskra“ (russ. Der Funke) war ab 1900 das Organ der russischen Sozialdemokratie. Der Funke steht aber auch in der revolutionären Ausrichtung in dieser Tradition. Von Emanuel Tomaselli.
Der historische Funke wurde im westeuropäischen Exil zusammengestellt, gedruckt und von dort nach Russland geschmuggelt. Diese Zeitung erschien bis 1903 unter der Leitung von Lenin und dem Vater des russischen Marxismus, G. Plechanow, und erreichte eine durchschnittliche Zirkulation von 8.000 Exemplaren. Eine kleine Zahl, aber doch groß genug um eine zentrale Rolle zur Sammlung und politischen Klärung der regional und politisch zersplitterten Arbeiterbewegung zu spielen. Die Konflikte um die politische Ausrichtung dieses Zentralorgans wirkten als Katalysator für die politischen Debatten um den Charakter der kommenden Russischen Revolution und der daraus abgeleiteten unterschiedlich interpretierten Aufgaben der Arbeiterbewegung. Plechanow leitete aus der Tatsache, dass in Russland noch keine bürgerliche Revolution stattgefunden hatte, ab, dass sich die Arbeiterklasse politisch dem demokratischen Bürgertum unterordnen müsse. Lenin hingegen argumentierte für „ die demokratische Diktatur des Proletariats und der Bauernschaft“, und entwickelte die Perspektive einer unabhängigen Politik der Arbeiterbewegung. So wurde 1917 vorbereitet.
Auch der vorliegende Funke ist mehr als eine Zeitung. Wir sind parteiisch im Sinne der kommenden Revolution, die unausweichlich aus der neuen Krise des Kapitalismus kommen wird. Diese Parteilichkeit erlaubt uns aber nicht, uns über die Objektivität zu erheben. Im Gegenteil: Das Verständnis darüber, wo die Gesellschaft im Allgemeinen und die Arbeiterbewegung in ihr im Besonderen steht, verpflichtet uns zu Objektivität. Nur auf dieser Basis können die Arbeiterbewegung und ihr politisch fortgeschrittener Teil, die MarxistInnen, konkret nach vorne gehen.
Diese Zeitung ist zentralisierter Ausdruck der politischen Aktivität ihrer UnterstützerInnen. Materiell wäre die Herausgabe ohne das finanzielle und zeitliche Engagement ihrer UnterstützerInnen gar nicht möglich. Doch insbesondere drückt sich dies inhaltlich aus. Der Ausgangspunkt all unserer politischen Aktivität ist die verallgemeinerte Erfahrung aus Praxis der Arbeiterbewegung, also die Theorie. Ausgestattet mit dieser Erfahrung gehen wir an die praktischen Fragen der Bewegung heran. Dies betrifft sowohl die Auswahl der Themen und ihre Darstellung, als auch die vereinzelte politische Aktivität unserer UnterstützerInnen in ihren Betrieben, Schulen, Universitäten und den großen Organisationen der Arbeiterbewegung.
In unserer Geschichte gelang es uns immer wieder als Initiator und politischer Katalysator von sozialen Bewegungen und politischen Entwicklungen zu agieren. Unsere Ideen werden so zu einer materiellen Kraft. Jede nationale Schülerbewegung seit 1998 wurde durch Funke-UnterstützerInnen initiiert. Wir nützten hierbei das spezifische Gewicht der MarxistInnen in Vorarlberg, um dem Unmut einen Ausdruck zu verleihen. Das Verständnis für den Prozess der Revolution in Lateinamerika und die praktische Rolle unserer internationalen Strömung, der IMT (internationale Marxistische Tendenz) ermöglichte es uns 2006 die größte Solidaritätskundgebung mit der venezolanischen Revolution außerhalb Südamerikas in Wien zu organisieren. Hugo Chavez, unbestrittene Autorität der venezolanischen Revolution, begeisterte Tausende in Wien. Als die Sozialistische Jugend im Jahr 2000 nach Jahren einer angepassten Existenz als Parteijugend sich zu einer militanten Strömung der Arbeiterbewegung mit einer tiefen Verankerung in der Jugend entwickelte, spielten die Ideen und AktivistInnen des Funke eine vorwärtstreibende Rolle der politischen Positionierung und Konsolidierung dieses Linksruckes, der 2007 in einer Bewegung gegen die Neuauflage der Großen Koalition seinen Höhepunkt fand. Der damals von uns entwickelte Slogan einer „SPÖ-Minderheitsregierung unter Kontrolle der mobilisierten Gewerkschafts- und Betriebsrätebewegung“ fand ein breites Echo in der Arbeiterbewegung. Der spanische Slogan „Eure Krise zahlen wir nicht“ wurde von uns 2008 aufgegriffen und wurde zum zentralen Slogan einer der letzten großen linken Bündnisdemos mit anti-kapitalistischem Charakter im März 2009 in Wien.Daneben ist es uns immer wieder gelungen in gewerkschaftlichen Kämpfen ein Echo zu finden, das weit über unsere tatsächlich organisierte Stärke hinausging. Unsere ersten Sporen verdienten wir uns dabei im Konflikt um die Schließung des Reifenwerkes Semperit in Traiskirchen, wo wir erstmals mit einem Sektor einer kämpfenden Belegschaft in einen organisierten Dialog traten. Dasselbe gelang uns im Eisenbahnerstreik 2003, wo wir mit fünf Flugblättern innerhalb von 72 Stunden auf die aktuellen Manöver der Regierung zeitnah reagierten. Beim Kampf um den Drucker-KV 2012 war ein Funke-Unterstützer der einzige Nicht-Drucker, der auf der entscheidenden Betriebsratskonferenz vom Podium argumentieren konnte. Auch in den Auseinandersetzungen um die Metaller-KV haben wir stets ein breites Echo für unsere sehr konkreten Vorschläge zur Verteidigung des Kollektivvertrages gefunden. Ein besonderer Erfolg unserer Strömung ist, dass im Kampf der Ordensspitäler um Lohnerhöhung in Oberösterreich unsere Argumentation für Urabstimmungen des Verhandlungsergebnisses eine solche Kraft entwickelte, dass diese auch durchgesetzt wurde. Die meisten Kämpfe enden in einer Niederlage. Dies ist nicht anders möglich, solange das Kapital fest im Sattel sitzt. Dennoch gelang es uns in all den Kämpfen Ideen zu säen und auch nachhaltig organisierend zu wirken.
Der Funke ist kein Konsumprodukt, sondern ein kollektiver Organisator der Idee einer besseren, einer sozialistischen Gesellschaft. Zur 150igsten Ausgabe sagen wir optimistisch: die 300. Ausgabe wird in einer andern Welt auf den Straßen, Schulen und Betrieben verteilt werden. 1993, unser Geburtsjahr, war die Welt geprägt von der historischen Niederlage der Arbeiterbewegung. Heute taumelt der Kapitalismus, ohne dass eine gesellschaftlich tragfähige Alternative bereits einen massenhaften Anhang gefunden hätte. Dies wird sich in den kommenden 150 Ausgaben verändert haben. Trage etwas dazu bei, den roten Faden der Geschichte voran zu bringen! Werde aktiv und hilf uns dabei, den Marxismus in der österreichischen Arbeiterbewegung zu verankern!
Wir haben unsere UnterstüzterInnen um eine Anschubfinanzierung für das neue Jahr gebeten. Wir benötigen 8.000 Euro um unsere gesteckten Ziele vorzufinanzieren. Bereits 5.400 Euro haben uns erreicht. Unterstütze auch Du uns bei der Herausgabe des Funke mit deiner Spende an:
Der Funke
IBAN: AT48 1513 3009 5102 5576
BIC: OBKLAT2L