DIE KAPITALISTISCHE RATIONALISIERUNG, DIE ARBEITERKLASSE UND DIE GEWERKSCHAFTSBEWEGUNG.

 

(Ein Versuch Antworten auf die Offensive des Kapital Ende der achtziger Jahre zu finden - Wien Juli 1987 )

EINLEITUNG

Rationalisierung ist ein Schlagwort aus der Zwischenkriegszeit. Damals verstand man unter dem Begriff der Rationalisierung der Produktion die scharfe Beschleunigung der Ersetzung der Handarbeit durch Maschinen, die verstärkte Intensivierung der Handarbeit und organisatorische Maßnahmen, die die Produktivität der Betriebe und der Produktion im Ganzen erhöhen. Die Rationalisierung war eine Widerspiegelung der internationalen Krise des Kapitalismus, ein Werkzeug der Bestrebungen der Unternehmer jedes der kapitalistischen Länder, wenn auch nur zeitweise als Sieger in dem erbitterten Ringen um die Außenmärkte und Einflußsphären hervorzugehen. Und aus diesen Versuchen der Bourgeoisie eines jeden Landes ergab sich im ganzen eine neue Verschärfung des internationalen 'Kreuzzuges' gegen die menschenwürdige Lebensführung der Arbeiterklasse, den das Kapital führte; ergab sich eine Verschärfung des Bestrebens, den Kampf um die Märkte in einen Wettstreit um die Herabsetzung der Lebenshaltung und die Verschärfung der Ausbeutung "ihrer" Arbeiter zu verwandeln, unter dem Vorwand einer vom Ausland drohenden Gefahr. Neben dem zweifellosen technischen Fortschritt strebte die kapitalistische Rationalisierung nach Erhöhung der Produktivität der Arbeit, in erster Linie auf dem Wege ihrer Intensivierung, der maximalen Ausnutzung der Arbeitskraft, der Erreichung der gleichen Produktion bei geringerer Arbeiterzahl und niedriger Qualifikation derselben, der Senkung des Nominal-, für die Mehrzahl der Arbeiter aber auch des Reallohnes.

Die unvermeidliche Folge dieser Entwicklung war die Massenarbeitslosigkeit und die Verschärfung der Widersprüche des Kapitalismus, die schließlich im 2. imperialistischen Weltkrieg ihren Höhepunkt erfuhren. Die Arbeiterklasse verband mit dem Begriff der Rationalisierung naturgemäß verschärfte Ausbeutung, Arbeitslosigkeit und Rechtlosigkeit. Doch durch den Stachel der Konkurrenz angetrieben, ist das Kapital bei Strafe des Unterganges gezwungen den Rationalisierungsfeldzug fortzusetzen. Um die Zustimmung breiter Kreise der Arbeiterklasse zu diesem, vom kapitalistischen Standpunkt gesehenen, tatsächlichen 'Sachzwang' zu erhalten, hat das Kapital verstärkt den Kampf um die Seelen der Arbeiter aufgenommen. Der Taylorismus wurde zusehends von der übergroßen Mehrheit der Arbeiterklasse als wirtschaftliche Notwendigkeit anerkannt. Der Akkordlohn, der im Verlaufe der Revolutionen 1918 in Deutschland und Österreich abgeschafft worden war, gegen den unzählige Streikaktionen vor dem 1.Weltkrieg geführt worden waren, wurde und wird von der Arbeiterbewegung als Mittel zur gerechten Lohnfindung angesehen. Ungerechtigkeiten bei den Vorgabezeiten werden nicht mehr gesehen als Ausdruck des Ausbeutungsverhältnisses zwischen Kapital und Arbeit, sondern als persönliche Schikane von Seiten der Arbeitsvorbereitung. Diese Entwicklung war in dieser Tiefe aber nur möglich vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen Aufschwunges in den imperialistischen Ländern nach dem 2. Weltkrieg. Die Arbeiterklasse könnte durch den relativen Mangel an Arbeitskräften ihren Lebensstandard erheblich steigern.

Kapital und Arbeit schienen versöhnt, der gordische Knoten des unversöhnlichen Klassenwiderspruches durchschlagen. Die kapitalistische Rationalisierung hatte scheinbar soziale Züge angenommen. Der Begriff, der nur Erinnerungen an 'unheilvollen' Klassenkampf und Klassenhaß weckte, verschwand nahezu gänzlich. Aus Amerika kam ein neues, unbelastetes und unverbrauchtes Schlagwort. Der wissenschaftliche Begriff der "Produktivität" ersetzte den kompromittierten Begriff der "Rationalisierung".

Nur mehr selten finden wir den Begriff "Rationalisierung" in der österreichischen Gewerkschaftspresse. Der SP-Kanzler Vranitzky gab den Begriff der "Modernisierung", als allseitige Produktivitätssteigerung, aus. Und die reformistischen Gewerkschaftsführer akzeptieren diese 'Notwendigkeit' nach Modernisierung als die einzige Rettung der österreichischen 'Volkswirtschaft', die unverhohlen ihre Zähne zeigt. Die Profithaie sind im Aufwind. Im Zuge der "Modernisierung" wird die Ersetzung der Handarbeit durch Maschinen beschleunigt, wird die Arbeit intensiviert und versucht die gleiche Produktion bei geringerer Arbeiterzahl zu erreichen. Die "Modernisierung" ist von steigenden Arbeitslosenzahlen nicht zu trennen. Sie entpuppt sich als ganz gewöhnlicher Rationalisierungsfeldzug, auf den eine Antwort zu finden für die Arbeiterbewegung immer mehr zu einer existenziellen Frage wird. Es scheint geboten, aufgrund gewisser Parallelen, aus der Vergangenheit zu lernen. Es darf aber dabei nicht übersehen werden, daß sowohl das Kapital, als auch die Arbeit ihre Erscheinungsform stets verändern bzw. verändern müssen. Wir haben es heute mit einem neuen Angriff des Kapitals auf die Arbeiterklasse zu tun, der seine Wurzeln in der selben Gesetzmäßigkeit hat, wie der Rationalisierungsfeldzug in der Zwischenkriegszeit. Es gilt daher, sowohl die Gesetzmäßigkeit als auch das Neue herauszuarbeiten.

In der BRD streikten die Bankangestellten!

Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Es ist nichts Neues, daß Bankangestellten streiken. Als 1924 die österreichische Arbeiterschaft zögernd wieder in die Offensive ging, war der erste dieser Großkämpfe ein fast

3wöchiger Streik von 24.000 Bankangestellten der Republik. Die Banken versuchten damals die entschwundenen Inflationsgewinne vor allem durch Beamtenabbau zu kompensieren. Zugleich mußten die Beamten aber Überstunden bis spät in die Nacht hinein leisten.

Im Bankwesen wird seit Jahren nun unbarmherzig rationalisiert. Aufgrund des massiven Einsatzes von Datenverarbeitungssystemen sind die Neueinstellungen erheblich verringert worden, während Anfang der achtziger Jahre noch 5 bis 10% Personal jährlich mehr beschäftigt worden ist. Die Verwirklichung der im Bankwesen geplanten Investitionen wird eine Schrumpfung des Arbeitsvolumens um 30 bis 50% und somit den massiven Verlust von Vollzeitarbeitsplätzen zur Folge haben. Die Bankangestellten werden in der Regel einem Dequalifizierungsprozeß ausgesetzt, der verbunden ist mit einer Intensivierung der Arbeit. Die Monotonie wird zunehmen, die Kontrolle über ihre Arbeit, das Wissen der Angestellten von den Produktionsprozessen wird ihnen entzogen. Gleichzeitig wird die Kontrolle über sie, die Messung persönlicher Produktivität durch den profitorientierten Gebrauch der Datenverarbeitungssysteme erheblich gesteigert und perfektioniert werden. Aufgaben, die früher Spezialkenntnisse erforderten, können heute von weniger qualifizierten Arbeitskräften verrichtet werden. Dieser allgemeine Dequalifizierungsprozeß ist verbunden mit der Herausbildung einer kleinen Gruppe von Fachkräften in den EDV-Zentralen.

Die Bankangestellten, eine bisher priviligierte Schicht der Arbeiterschaft, sind dem Angriff des Finanzkapitals ausgesetzt. In den Kapitalschaltzentralen hält der Klassenkampf Einzug. Doch hier, wie überall, soll er nur von oben geführt werden; die Arbeitnehmer sollen die Betriebstreue und den Betriebsfrieden wahren und die Rationalisierungsmaßnahmen als objektive wirtschaftliche Notwendigkeit nicht nur hinnehmen, sondern auch unterstützen. Hierzu beginnen gerade die Banken eine, in Österreich noch nicht sehr verbreitete Rationalisierungsstrategie wieder anzuwenden: Die Mitarbeiter"beteiligung" in Form der bereits breit angebotenen Partizipationsscheine. Damit soll nicht nur der Klassenkampf von unten verhindert werden, sondern auch das Innovationspotential und die Motivation der Beschäftigten aktiviert werden. Die Idee der Mitarbeiter"beteiligung" ist nichts weiter als eine Verlängerung der Sozialpartnerschaft in die Betriebe und Büros hinein. Mit ihr soll die Illusion der Interessensgleichheit zwischen Kapital und Arbeit aufrechterhalten werden.

Dieser, der Organisierung des Klassenkampf erschwerenden Tendenz, steht die wachsende Besorgnis der Bankangestellten um ihren Arbeitsplatz, ihre Arbeitsbefriedigung, ihre Entlohnung und ihre Laufbahnaussichten entgegen. Die Konzentrierung auf zentrale EDV-Einheiten mit Filialanschluß gibt den Gewerkschaften und ihrer Mitgliedschaft gleichzeitig stärkere Mittel zur Störung des Bankdienstes in die Hand. So hat der Streik in den EDV-Zentralen der englischen Midland-Bank schon 1979 einen raschen Abschluß der Kollektivvertragsrunde herbeigeführt, und im Mai 1987 gab es, in Österreich weitgehend unbeachtet, in der BRD befristete Arbeitsniederlegungen, Warnstreiks und Demonstrationen der Bankangestellten.

Die deutschen Bankunternehmer gingen mit der Absicht in die Tarifverhandlungen mehr Spätöffnungszeiten, zusätzliche lange Tage, Samstagsarbeit sowie schwankende Arbeitszeiten durchzusetzen. Gegen diese Flexibilisierungspläne gab es zahlreiche Warnstreiks unter den Losungen "Samstagsarbeit - nein danke" und "Hände weg vom Feierabend". Mehrmals wurden Schaltzentralen lahmgelegt, so u.a. die Frankfurter Börsendatenzentrale für 20 Stunden. Die Urabstimmungen signalisierten eindeutige Kampfbereitschaft. Das Banken-Diktat konnte zwar so verhindert werden, doch der, von der sozialpartnerschaftlich eingestellten Gewerkschaftsführung ausgehandelte Kompromiß ermöglicht es den Bankunternehmern, mit Beteiligung der Gewerkschaften, in den nächsten 12 Monaten die besten flexiblen Arbeitszeiten zu testen und zu finden. Der Kompromiß als 'kleineres Übel' wird nun gepriesen als ein Erfolg bei der Verhinderung des 'großen Übels'. Aber die Politik des 'kleineren Übels' bereitet nur das 'größere Übel' vor. Oder anders: Die praktizierte Mitbestimmung bereitet nur die Ausschaltung der Gewerkschaften vor, denn die Gewerkschaftsführung 'will ja gegenwärtig mitbestimmen beim Angriff des Kapitals auf die Errungenschaften und die Organisationen der Arbeiterklasse!

Die Arbeiterschaft ist umfassend mit der kapitalistischen Rationalisierung konfrontiert. Der Kampf gegen diese kapitalistische Rationalisierung ist aber mehr als umstritten in der österreichischen, aber auch in der internationalen Arbeiterbewegung, und er wird fast geschlossen mit Maschinenstürmerei gleichgesetzt. Wir halten dieses Argument für oberflächlich und falsch, und sehen darin einen Hinweis auf die Tiefe der Wurzeln, die die Ideologie der Klassenzusammenarbeit - bei uns Sozialpartnerschaft genannt - in der Arbeiterbewegung geschlagen hat. Kämpfe, die tendenziell gegen die kapitalistische Rationalisierung gerichtet sind, werden von der Gewerkschaftsführung dazu genützt, um ihre Mitbestimmung bei und an der kapitalistischen Rationalisierung durchzusetzen. Übrigbleiben in der Regel die Interessen der Betroffenen, die entweder einer erhöhten Ausbeutung unterworfen werden, oder sich in das Heer der Arbeitslosen einreihen. Auch die deutschen Bankangestellten sind Opfer und zugleich aber auch Träger dieser Entwicklung. Nur wenn sie in den Banken selbst beginnen die Rationalisierung unter Kontrolle zu bekommen, wird das in der Auseinandersetzung im Mai gewonnene Selbstbewußtsein zur Stärkung der Macht der Arbeiterschaft führen und nicht abgelöst werden von Resignation und Verzweiflung. Um diesen gewaltigen Schritt vorwärts aber auch tatsächlich machen zu können, bedarf es eines klaren Verständnisses vom Wesen und vom Verlauf der gegenwärtig stattfindenden Rationalisierungswelle, von der nahezu die gesamte internationale Arbeiterbewegung betroffen ist.

Methoden der kapitalistischen Rationalisierung.

Die Stabilisierungsversuche der Bourgeoisie und auch der SP-VP-Koalition in Österreich bedeuten nach außen Kampf um den Außenmarkt und innenpolitisch tätigen überhaupt; bedeutet die Herabsetzung des Anteils der Massen am Gesamteinkommen der Nation und eine verschärfte Ausbeutung.

Der Ausgangspunkt bei der Reorganisierung der Arbeit bildet der Versuch die Arbeitszeit zu flexibilisieren und dadurch zu intensivieren; je nach Bedarf zu verlängern, oder auch zu verkürzen. Weiters Lohn- und Sozialabbau, verstärkte Besteuerung der Arbeiterklasse und breiter Schichten der Werktätigen. Ein weiterer Schritt ist die "Japanisierung" des ganzen Produktionsprozesses durch die Flexibilisierung der Produktion mittels massiven Einsatzes von Computern. Ferner Kartellierung und Vertrustung der Industrie und des Handels, Neuorganisierung der internationalen Arbeitsteilung, Vervollkommnung der Technik. All dies hat unter den gegebenen Verhältnissen eine weitere Zunahme der Arbeitslosigkeit und eine Senkung des Lebensstandards zur Folge.

Eine wesentliche Schwierigkeit bei der Durchführung der kapitalistischen Rationalisierung bildet der Widerspruch zwischen der Notwendigkeit einer Massenproduktion, die mit dem technischen Fortschritt und der "Japanisierung" der Industrie und des Handels zusammenhängt, und der schwachen Aufnahmefähigkeit des Innenmarktes, der durch den auf die Arbeiterklasse ausgeübten Druck noch mehr eingeschränkt wird.

Aus diesem Widerspruch heraus hat sich bei den linken Anhängern der SPÖ, aber auch bei der KPÖ der Glaube gebildet, daß mit Lohnerhöhungen und Preissenkungen die jetzige Krise aus der Welt geschafft werden kann. Mit der Erhöhung der Löhne und der Herabsetzung der Preise sind wir natürlich ganz einverstanden. Leider ist davon recht wenig zu merken. Und wenn die Arbeiterschaft irgendwo den Versuch macht, eine Lohnerhöhung zu erkämpfen, fallen ihr noch immer die Reformisten in den Arm. Die Position vieler Gewerkschaftsführer ist nämlich, daß die Gewerkschaften aufgrund der weltwirtschaftlichen Bedingungen in ihrer Lohnpolitik zurückhaltender sein sollten.

Eine Erhöhung der Löhne und Gehälter bei gleichzeitiger Herabsetzung der Preise könnte natürlich dem Konsum einen mächtigen Antrieb verschaffen und so zwischen Erzeugung und Verbrauch einen kurzfristigen Ausgleich herbeiführen. Dieser Ausgleich käme aber nur zustande, wenn die Masse der Produkte unverändert bliebe, und die für Löhne und Gehälter ausgezahlte Summe vergrößert würde. Und eben hier liegt bei der ganzen Angelegenheit das Problem. Nehmen wir mal an, daß infolge der Rationalisierung die Löhne durchschnittlich um 10% steigen - in Wirklichkeit ist es leider so, daß die Löhne stagnieren bzw. bereits sinken. Wenn alle Umstände gleich bleiben würden, dann würde sich die Kaufkraft der Massen erhöhen. Aber die Rationalisierung hat zur Folge, daß massenhaft Arbeiter und Angestellte entlassen werden. Wenn also auf der einen Seite durch die Lohnsteigerung die gesamte ausgezahlte Lohnsumme anwächst, so verringert sie sich auf der anderen Seite deswegen, weil massenhaft Arbeiter arbeitslos werden und als Lohnempfänger ausscheiden. Durch die Massenarbeitslosigkeit sinkt die gesamte Lohnsumme selbst dann, wenn die Löhne erhöht werden. Das bedeutet: die Kaufkraft wird nicht gesteigert. Was an Arbeitslosenunterstützung zur Auszahlung kommt, fällt nicht ins Gewicht, weil dieser Betrag ja in der Hauptsache der arbeitenden Bevölkerung abgezwackt wird.

Die Unternehmer werden aber eine Lohnerhöhung von 10% nur dann bewilligen, wenn durch die Rationalisierung die durchschnittliche Leistungsfähigkeit um viel mehr, sagen wir um 40%, steigt. Deshalb wären die Schwierigkeiten selbst dann nicht behoben, wenn die gesamte Lohnsumme tatsächlich um 10% steigen würde. Denn jetzt handelt es sich nicht mehr darum, die frühere Produktmasse, sondern eine um 40% erhöhte Menge abzusetzen. Zur Herabsetzung der Preise werden sich aber die Unternehmer nur dann entschließen, wenn sie ihren Profit durch vermehrten Absatz steigern können. Diese Voraussetzung fehlt unter den heutigen Verhältnissen, da die kapitalistischen Länder auf dem Weltmarkt wesentlich schlechtere Chancen als früher haben.

Wir sehen also, daß dieser Widerspruch unter den gegebenen gesellschaftlichen Verhältnissen nicht aufzulösen ist. Die Rationalisierung verschärft nur diesen Widerspruch und erhält unter solchen Bedingungen selbst einen widersprüchlichen Charakter: Insofern sie eine Anpassung an den Innenmarkt darstellt, zieht sie eine Einschränkung der Produktion, eine Schließung von Betrieben, eine "harte Konzentration" und manchmal Tendenzen zu verschärften Schutzzöllen nach sich, während gleichzeitig die "Normalisierung" der Produktion die Einstellung auf einen Massencharakter und ein Massenwachstum der Produktion, somit auch eine entsprechende Absatzsteigerung erfordert.

Die weitere Konzentration des Kapitals hat den Zweck sich das Marktmonopol zu sichern, die Preise in die Höhe zu treiben und eventuelle Forderungen der Arbeiterklasse planmäßig zu bekämpfen. Dies wiederum geht mit einer technischen Rationalisierung einher, die die Aufgabe hat, die Mikroelektronik und die japanischen Methoden der Arbeitsorganisation auf den europäischen Kontinent zu verpflanzen. Die Rationalisierung der Produktion ist gegenwärtig die wichtigste Waffe im kapitalistischen Konkurrenzkampf. Einerseits gegen die jeweils "eigene" Arbeiterklasse, andererseits durch den Wunsch getrieben, der wachsenden japanischen Konkurrenz um jeden Preis einen Damm entgegenzusetzen und die alten Märkte in Händen zu behalten, geht die amerikanische und europäische Bourgeoisie auf eine "Japanisierung" ihres gesamten Produktionsapparates aus. Diese "Japanisierung" macht gegenwärtig rasche Fortschritte. Ihr Zweck ist eine Verbilligung der Selbstkosten der Produktion, eine Erleichterung des Kampfes auf dem Außenmarkt und die Schaffung von Verhältnissen, unter denen es möglich wäre, den Kampf gegen die Konkurrenz aufzunehmen.

Die Rationalisierung kann einerseits auf der Grundlage einer sich erweiternden Produktion stattfinden, andererseits auf dem Boden einer sich verringernden Produktion. Der Rationalisierungsprozeß wird in den USA und Europa besonders durch das Vorhandensein von veralteten Unternehmen mit veralteten Produktionsapparat erschwert, was neue große Kapitalanlagen und eine gründliche Neueinrichtung der Unternehmungen (wie zum Beispiel in der Stahlindustrie), notwendig macht. Daher der immer stärker werdende Druck der Bourgeoisie auf die Arbeiterklasse, die alle Lasten der Rationalisierung auf die Schultern der werktätigen Masse abwälzen will. Die erste unmittelbare Folge der begonnenen Rationalisierung war die Ausstoßung von Millionen von Arbeitern und Angestellten aus der Produktion. Die Arbeitslosigkeit hat einen permanenten Charakter angenommen. Die Rationalisierung verringert die Anzahl der in der Produktion, aber auch in der Dienstleistung beschäftigten Arbeitnehmer, und schafft eine ständige industrielle Reservearmee, die in der Folge die Arbeitsbedingungen und das Lebensniveau der Arbeitermassen herabdrückt und bei den Kämpfen zwischen Arbeit und Kapital eine negative Rolle spielt.

Rationalisierung und Frauenarbeit.

Die Rationalisierung führt auch zu einem zeitweisen stärkeren Hineinziehen der Frauen in den Produktionsprozeß, denn die technischen und organisatorischen Neuerungen geben die Möglichkeit, in höheren Maße als bisher unqualifizierte Arbeitskräfte, insbesondere weibliche, zu verwenden. Die neuen Technologien werden zu einer ausgeprägteren Arbeitsteilung zwischen hoch spezialisierten Systemanalytikern, die den gesamten Computerbetrieb planen und gestalten, und einfachen Programmierern und Bedienungspersonen führen, die für den täglichen Betrieb der Systeme zuständig sind. Die bisherige Tendenz ist, daß die Arbeitsplätze an der Spitze von Männern besetzt, während Frauen in den unteren Positionen tätig sind, wo es kaum Aufstiegschancen gibt. Den Frauen werden die am schlechtesten bezahlten Arbeitsplätze zugewiesen. Die Kapitalisten werten die Lohn- und Gehaltsskala oft ab, indem sie neue Arbeitsplätze einfach niedriger bewerten als alte. So setzte eine amerikanische Bank das Durchschnittsgehalt für bestimmte Angestellte nach der Automation um 22% herab. In einer amerikanischen Versicherungsgesellschaft wurden Angestellte, die als Locherinnen ausgebildet waren, durch die Umbenennung in "Angestellte für die Dateneingabe" zurückgestuft.

Die Unternehmer setzen die weiblichen Arbeitskräfte gezielt ein, mit dem Ziel die Belegschaften neu zusammenzusetzen und durch die Verschärfung des Konkurrenzkampfes unter der Arbeiterschaft die Arbeitsbedingungen der gesamten Arbeiterklasse zu verschlechtern. Ist dieses Ziel erreicht, so schickt der Unternehmer oft die weiblichen Arbeitskräfte 'zurück zum Herd', wobei in den Reihen der Arbeiterschaft oft eine Stimmung aufkommt, die Verdrängung der Frauen aus dem Arbeitsprozeß zu unterstützen. Die Einführung neuer Produktionsmethoden ist nicht alleine die Ursache für die relative Zunahme der Frauenarbeit, sondern auch die allbekannte Tatsache, daß die 'anspruchsloseren' Frauen ein bequemeres Ausbeutungsobjekt sind, als die Männer.

Arbeitsorganisation und Rationalisierung.

Das Kapital versucht die Gewerkschaften zu "japanisieren". Dieser Versuch wird von der reformistischen Gewerkschaftsführung in vielen fällen schon mitgetragen. Es werden bereits massiv Versuche gemacht, die Sozialpartnerschaft von unten her zu organisieren, indem die Belegschaften eines jeden Betriebes zur Steigerung der Arbeitsproduktivität direkt herangezogen werden. Aus Gründen der Konkurrenzfähigkeit der Betriebe ist die Gewerkschaftsbürokratie kooperationsbereit, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind: Die Richtlinien und die Funktionsweise für die neue Arbeitsorganisation muß in Form einer Betriebsvereinbarung geregelt sein; die neue Arbeitsorganisation darf die Vertretungsrechte der Gewerkschafter weder einschränken noch antasten; Vertreter des Betriebsrates dürfen in das betriebliche Organisationsteam entsendet werden.

Hans Schramhauser meldet bereits in der 'Arbeit und Wirtschaft' vom März 1987: "Arbeitsorganisation - Taylorismus ade!" Die partnerschaftliche Organisation der Arbeit, dieser "Trend" zur Mitbestimmung, der die alte gewerkschaftliche Forderung nach "Humanisierung der Arbeit" endlich in den Bereich des Realisierbaren rückt, wird aber, nach Hans Schramhauser, leider nur von wenigen Betrieben in Österreich genützt.

Die partnerschaftliche Organisation der Arbeit ist unter dem Begriff der Teamarbeit und der Qualitätszirkel bekannt geworden. In Japan wird die Zahl der Qualitätszirkel auf rund eine Million geschätzt. Eine Studie bei Toyota veranschlagt die direkten Effekte mit drei Verbesserungsvorschlägen je Beschäftigtem und Jahr. Dazu kommen noch die indirekten Effekte, die sich aus der höheren Arbeitsmotivation, geringen Fehlzeiten und geringer Fluktuation ergeben. So verursachen z.B. in der Automobilindustrie Konfliktfälle, Wegbleiben von der Arbeit, Disziplinarfragen und Fluktuation der Arbeiter mehr als 40 Millionen Dollar 'Schaden'.

Auch im Wiener General-Motors-Werk liegt die Fluktuation bei 30% und die Abwesenheitsrate bei 16%. Dies aber nicht, weil, wie Hans Schramhauser uns einreden will, der Taylorismus überholt ist, sondern weil gerade durch die vertikale und horizontale Arbeitsteilung die Sinnentleerung der Arbeit nahezu unerträglich ist, und durch die zunehmende Kontrolle des Verhaltens und der Leistung des einzelnen Arbeitnehmer ein bisher noch nie erreichtes Niveau der Rechtlosigkeit im Betrieb herrscht. Dieser, durch die Rationalisierung geschaffenen Realität im Betrieb, soll nun durch den Schein einer partnerschaftlichen Organisation der Arbeit entgegengearbeitet werden. Die Seele des Arbeiters wird wieder zum Schlachtfeld!

Eine Partnerschaft kann nur auf Gemeinsamkeiten aufgebaut sein. Was sind nun die Gemeinsamkeiten, die nach unseren Gewerkschaftsführern, die neue Arbeitsorganisation tragen sollen? Kollege Schramhauser gibt uns auf diese Frage eine klare Antwort. Er schreibt: "'Ein qualitativ hochwertiges Produkt zu einem akzeptablen Preis erzeugen' sei die Devise, meint der Arbeitsdirektor von Volkswagen, K.H. Brian, vor einiger Zeit bei einem Symposium über die Zukunft der europäischen Automobilindustrie. In der Tat liegt diese 'Qualitätsstrategie' auch im Interesse der Arbeitnehmer, weil sie ein erfolgversprechendes 'Überlebensrezept' für viele Unternehmen darstellt und somit auch der erreichte Lebensstandard gesichert und ausgebaut werden kann."

Die Gewerkschaftsführung sieht den Kapitalismus als ihr System an und verbindet diese Sicht mit der Illusion, daß innerhalb des Kapitalismus soziale Gerechtigkeit möglich wäre. Sie akzeptiert daher auch den Konkurrenzkampf als das Mittel das Unternehmen zu sanieren, und in Folge den Lebensstandard der Belegschaften auszubauen. Die Herstellung der Konkurrenzfähigkeit ist daher oberstes Gebot unserer Gewerkschaftsführung. Dafür gibt sie dann auch systematisch die sozialen Errungenschaften der Arbeiterschaft preis. Durch diese Einstellung ist sie an den Punkt angekommen, daß durch Mitbestimmung und Mitwirkung Fehlplanungen und Fehlentwicklungen innerhalb des Kapitalismus zu verhindern und zu beseitigen, der wesentliche Punkt ihrer Politik ist. Sogenannten 'wirtschaftlichen Sachzwängen' gegenüber ist sie einsichtig und sie wird selbst zum Motor der Rationalisierung, der vielgepriesenen Modernisierung.

Im General-Motors Werk in Wien-Aspern hat die Betriebsratskörperschaft gemeinsam mit der Metallergewerkschaft bei der Einführung der Qualitätszirkel mitgewirkt, und all die oben genannten Voraussetzungen durchsetzen können. Ein gewerkschaftliches Mustermodell wurde also geschaffen, das 'auch propagiert und weiterempfohlen wird. Die Produktivität ist tatsächlich in die Höhe getrieben worden. Die GM-Arbeiter und Arbeiterinnen arbeiten also in der gleichen Zeit mehr. Die Löhne sind im Verhältnis zu denen, die bei Opel bezahlt werden, niedrig und die Pausenregelung hält mit Opel keinen Vergleich stand. Um nicht mißverstanden zu werden: wir wollen hier keineswegs die Verhältnisse bei Opel in der BRD loben, die Arbeitsbedingungen sind dort bereits hart genug, wir wollen nur Vergleiche ziehen, um die Rahmenbedingungen der Qualitätszirkel abzustecken. GM zahlt in Österreich tatsächlich an die Mitarbeiter zu Jahresende Prämien, weil deren Arbeitsleistung alle Erwartungen übertroffen hat. Die Qualität des Produktes - Motoren und Getriebe gehört zu den besten im GM-Imperium. Die Qualitätszirkel zahlen sich also aus. Wie lange noch?

GM vernichtet in den nächsten Jahren ca. 30.000 Arbeitsplätze. 11 veraltete Werke sollen geschlossen werden. Alle 11 in den USA. Die Absatz und Marktanteile von GM schrumpfen. Der Konkurrenzkampf, der Kampf vor allem gegen Ford, veranlaßt GM nun Überkapazitäten stillzulegen und die Rationalisierung voranzutreiben. GM schreitet dabei mit brutaler Härte über die Köpfe seiner Arbeiter hinweg. In Österreich wird die Produktivität in die Höhe getrieben, mit Qualitätszirkel und ständigen technischen Neuerungen (Roboter), wodurch auch in Wien-Aspern bereits Arbeitsplätze vernichtet werden, andere 'veraltete' Werke werden dafür stillgelegt. Die technische und arbeitsorganisatorische Entwicklung geht unerbittlich einher mit Massenarbeitslosigkeit!

Wie zum Beweis dieser Gesetzmäßigkeit der kapitalistischen Rationalisierung, die auf den Boden einer sich verringernden Produktion stattfindet, meldete am 30.Juni 1987 die "Neue Zürcher Zeitung" Massenentlassungen in Brasiliens Autoindustrie. Das brasilianisch-argentinische Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Volkswagen AG und des US-Autokonzerns Ford Motor co., Autolatina, hat angekündigt, daß zunächst 4000 Beschäftigte entlassen werden, je 2000 bei VW und Ford. Wenn die schlechte Absatzlage anhalte, würden weitere Entlassungen Folgen. Es sind dies die umfangreichsten Entlassungen in der brasilianischen Autoindustrie seit 1981. Derzeit befindet sich die Branche in einer der schlimmsten Krisen ihrer Geschichte. Seit Monaten hat die Nachfrage nachgelassen.

Ein Team bei GM funktioniert folgenderweise. Jede Produktionsgruppe bildet solch einen Qualitätszirkel, auch Team genannt. Das Team soll sich mindestens einmal in der Woche treffen - gemeinsam mit dem Meister und bei Wunsch auch mit einem Betriebsrat - um über Probleme, die sich im Verlaufe der Produktion ergeben haben, zu diskutieren, und gemeinsam mit dem Meister Lösungsvorschläge zu formulieren. Jedes Team wählt sich einen 'Führer', den Teamleader. Er ist theoretisch jederzeit abwählbar, und jeder aus der jeweiligen Produktionsgruppe kann Teamleader werden. Der Teamleader bekommt einen Zuschlag auf seinen Stundenlohn. Am Monatsende hat er dadurch einen um ca. 1000 Schilling höheren Lohn!

Über gewerkschaftliche Probleme hat das Team nichts zu reden oder zu beschließen. Dafür ist laut Vereinbarung der Betriebsrat zuständig. Durch das Fehlen einer Vertrauensleutestruktur gibt es im Wiener Werk dadurch eigentlich keine Gewerkschaftsstruktur im Betrieb. Dies wiederum ist ein Grund, warum der 'Japanisierung' von Seiten der Gewerkschaften in Österreich kein Widerstand entgegengesetzt wird. Die Qualitätszirkel sind auch gegen die gewerkschaftlichen Strukturen im Betrieb gerichtet. Diese sollen durch die Zirkel eine Konkurrenz erhalten, die sich aber für die Arbeiter 'auszahlt'. In England sind die Teams daher frontal gegen die Shop-Stewards gerichtet, in Deutschland gegen die Vertrauensmännerkörperschaften. In England wie auch in der BRD ist die Haltung der Gewerkschaften zur Teamarbeit folglich auch eine ganz andere als bei uns in Österreich.

In Österreich droht aber, daß die Teams und die Betriebsratskörperschaften in Kooperation das ergeben, was in Japan die 'gelben' Betriebsgewerkschaften sind. Erfüllungsgehilfen der kapitalistischen Rationalisierung, die gegen gesamtgesellschaftliche Gewerkschaftspolitik Front machen, da sie Kollektivität zur Sicherung ihrer Interessen nicht brauchen, die Betriebsgemeinschaft Ersatz für gewerkschaftliche Solidarität wird. Die Bereitschaft der österreichischen Gewerkschaften am Aufbau von Teamstrukturen mitzuarbeiten wird zur Folge eine weitere Schwächung der Aktionsfähigkeit der Gewerkschaftsbewegung haben. Deutlich kristallisiert sich die Produktivitätssteigerung als zentrales Ziel der Gewerkschaftsführung heraus, und das ergibt auch die Grundlage für die Zusammenarbeit Gewerkschaft-Betriebsrat-Qualitätszirkel!

Mittels der Teamarbeit sieht sich das Kapital in der Lage die Arbeiter zur optimalen Nutzung der vorhandenen Technik, insbesondere auf dem Gebiet der Werkzeugwechseltechnik und Standzeit, des Maschinenablaufes und der Störungsbehebung anzuhalten. Die Teamarbeit soll unterstützt werden durch technisierten und automatisierten Taylorismus. Filmaufnahmen, die durch die Teams selbst analysiert werden, um alles auszumerzen, sollen und werden gemacht. Unterstützt wird dieses Konzept durch ein Maschinenüberwachungssystem, denn die 'freiwillige' Produktivitätssteigerung muß überwacht und notfalls auch erzwungen werden. Erreicht werden im Endeffekt eine höhere produktive Nutzung der Maschinen und Einrichtungen (etwa 10%), die Reduzierung des Produktionsumlaufmaterials um ca. 45% und eine 'Optimierung' des Personals und Investmenteinsatzes um etwa 8%.

Anhand des Problems der Qualitätszirkel können wir exemplarisch unsere Haltung zur kapitalistischen Rationalisierung entwickeln. Wir sind gegen die kapitalistische Rationalisierung und folglich auch gegen das Konzept der Qualitätszirkel. Doch zur Umsetzung dieser recht allgemeinen Position bedarf es einer genauen Betrachtung des Kräfteverhältnisses und der Kampfbedingungen. Der Einführung der Qualitätszirkel müßte entschiedener Widerstand entgegengesetzt werden. Konkret könnte der etwa so ausschauen, daß die Gewerkschaft versucht selbst im Betrieb Basisstrukturen ähnlich den Vertrauensmännerkörperschaften in der BRD aufzubauen. Damit wäre eine Organisationsform geschaffen, die den Kampf gegen die Qualitätszirkel, gegen den Versuch die Ausbeutung der Belegschaft zu intensivieren aufnehmen könnte. Wenn die Bereitschaft der Belegschaft an dem Konzept der Qualitätszirkel mitzuarbeiten nicht gegeben ist, so ist dieses auch - wie Beispiele aus Großbritannien und den USA zeigen - nicht einzuführen.

Die österreichischen Gewerkschaften haben dies alles nicht getan, im Gegenteil, sie arbeiten bereitwillig am Teamkonzept mit. Die Qualitätszirkel sind in vielen Betrieben bereits Realität. Wie sollen wir uns in solchen Fällen verhalten? Die grundsätzliche Position ändert sich dadurch nicht. Wir sind gegen das Konzept und wir müssen versuchen es mit den Mitteln der Arbeiterklasse und der Gewerkschaftsbewegung zum Scheitern zu bringen. Das heißt, daß kritische Gewerkschafter/innen und Arbeiter/innen in den Qualitätszirkeln in diesem Sinne arbeiten müssen. Die Qualitätszirkel haben die Funktion die Selbstausbeutung der Belegschaft zu organisieren. Diesen Inhalt gilt es immer wieder möglichst konkret aufzuzeigen, die Einstellung der Kollegenschaft muß geändert werden und damit der Inhalt der Qualitätszirkel. Die Qualitätszirkel treffen sich einmal in der Woche. Dies« Treffs dürfen sich nicht mit den Problem der Steigerung der Ausbeutung beschäftigten, sondern mit den Problemen der Kollegenschaft und dem Versuch eine Abwehrfront von unten aufzubauen. Sicherlich ist es auch von Nutzen, wenn sich kritische Kollegen/innen zur Teamleaderwahl aufstellen. Das Bestechungsgeld, welches die Teamleader erhalten, ist jedoch an die Produktionsgruppe, an die Betriebsratskörperschaft usw. abzuführen. Auch müssen die Teams und die Teamleader versuchen ein Netz über den ganzen Betrieb aufzubauen. Regelmäßige Treffs der Teamleader sind zu fordern, eine Art Teamleaderausschuß zu wählen, der in engster Zusammenarbeit mit den Betriebsräten und der Gewerkschaft seine Tätigkeit aufbaut. Ziel all dieser Bestrebungen ist der Kampf gegen die kapitalistische Rationalisierung und der Versuch die Kontrolle über die Produktion zu erkämpfen!

Was ist "Japanisierung"?

In der Zwischenkriegszeit wurde die stattfindende Rationalisierungswelle auch als "Amerikanisierung" bezeichnet. Dieser Ausdruck sollte zeigen, welches Land am meisten fortgeschritten ist bei der Einführung neuer Produktionstechniken und -methoden. Amerika nahm damals eine Vorbildstellung für das europäische Kapital ein. Diese Vorreiterrolle ist heutzutage auf Japan übergegangen. Unter dem Begriff "Japanisierung" werden die gegenwärtig stattfindenden Veränderungen im Produktionsprozeß zusammengefaßt. Das Kapital versucht das Kräfteverhältnis der Klassen zueinander grundlegend neu zu strukturieren, indem es seinen Zugriff zur menschlichen Arbeitskraft allumfassender und ganzheitlicher versucht zu gestalten. Als Vorbild für das amerikanische und westeuropäische Kapital gilt das "Wirtschaftswunder" Japan, das einzuholen und zu überholen unser aller Ziel sein soll. "Japanisierung" bedeutet Rationalisierung, Modernisierung des Produktionsapparates und Modernisierung der Arbeitsorganisation.

Ein Charakteristikum der japanischen Produktionsorganisation ist das System der abhängigen Zulieferunternehmen, welche "Shitauke" genannt werden. Das Shitauke ist abhängig vom Mutterunternehmen und wird von jenem auch permanent unter Druck gesetzt, seine Zulieferpreise zu senken. Über die Shitauke kann das Mutterunternehmen eigenes Kapital sparen und dank ihnen fremdes Kapital für seine Geschäftszwecke mobilisieren. Das Shitaukesystem dient der Kostenreduktion bei dem Mutterunternehmen, weil das Lohnniveau in den abhängigen mittleren und kleinen Unternehmen unter dem der Großunternehmen liegt. Beträgt die Lohnspanne zwischen Großbetrieben und Kleinbetrieben in Japan bis zu 47,5%, so in den USA 'nur' 32,7% und in der BRD 28,6%.

Weiters kann das Mutterunternehmen den Shitauke als Puffer bei Konjunkturschwankungen benutzen. Im Falle einer Rezession kann es etwa die Produktion der Teile selbst aufnehmen, die bisher der Shitauke produziert hat. Das Shitaukesystem selbst ist sehr flexibel. So decken sehr kleine "Unternehmen" mit einer Belegschaft von 2-4 Beschäftigten großteils ihres Bedarfs an Arbeitskäften aus den Familienmitgliedern ab. Unter den Beschäftigten der Shitauke bilden die Frauen einen sehr großen Anteil. Ihre Löhne liegen unter denen der Männer. Sie sind meistens Hausfrauen aus Bauernfamilien. Über dieses Shitaukesystem können die Unternehmen auf Arbeitskräfte in der Peripherie, auf eine "Reservearmee" zurückgreifen. Es garantiert Flexibilität des Arbeitseinsatzes, Kostensenkung, Vermeidung von Konflikten usw.

Das Shitaukesystem wird ergänzt durch einen segmentierten Arbeitsmarkt. So spaltet sich die Belegschaft eines Großbetriebes in Stammbelegschaften, die die Privilegien der sogenannten lebenslangen Beschäftigung und der besseren Arbeitsbedingungen haben, und in Randbelegschaft auf, für die es sehr schwer ist in des Status der Stammbelegschaft befördert zu werden, da es eine sehr klare Trennungslinie zwischen beiden Gruppen gibt. Es wird geschätzt, daß nur ein Drittel aller Beschäftigten einschließlich der im öffentlichen Sektor zur Kategorie der Stammbelegschaft gehören. Durch den segmentierten Arbeitsmarkt in Stammbelegschaft, Randbelegschaften und Beschäftigte in den Klein- und Mittelunternehmen wird die Solidarität innerhalb der arbeitenden Klasse zerstört, was wiederum die Basis für die Betriebsgewerkschaften bildet, welche in den Großbetrieben die Randbelegschaften diskriminieren.

Die Funktionäre der Betriebsgewerkschaften rekrutieren sich vorwiegend aus mittleren und höheren Angestellten, und sie betreiben in der Regel betriebsbezogene Sozialpartnerschaft. Die Konkurrenzfähigkeit ihres Mutterunternehmens geht ihnen in der Regel über alles, und dem haben sich die Bedürfnisse der Belegschaft oder der Beschäftigten in den Shitaukes unterzuordnen. Die Gewerkschaftsfunktionäre fungieren so oft als Antreiber und Aufpasser, damit die Arbeitszeit möglichst lang intensivstens genutzt wird. In diesem Zusammenhang wollen wir eine dringende Bitte um internationale Solidarität an die interessierte Öffentlichkeit richten, die wir der Zeitung 'Arbeiterpolitik', Nr 3, 15.Juni 1987, entnehmen. Die Gruppe Arbeiterpolitik ist eine kommunistische Gruppe, die sich auf die Tradition von Brandler/Thalheimer beruft und in der BRD tätig ist.

"Anders als in der BRD sind die japanischen Gewerkschaften stark auf die einzelnen Betriebe konzentriert. Es gibt in Japan zwar auch gewerkschaftliche Dachverbände, sie spielen in der gewerkschaftlichen Tätigkeit jedoch eine untergeordnete Rolle.

Die Gliederung einer Konzerngewerkschaft ist der Hierarchie des Managements in dem jeweiligen Konzern angepaßt. Auf fast allen Ebenen dieser Hierarchie gibt es Verbindungen oder sogar gemeinsame Organe zwischen den Betriebsgewerkschaften und den jeweiligen Managern und betrieblichen Vorgesetzten. Dieses ist die Form, in der in den japanischen Fabriken alle Konflikte in sozialpartnerschaftlicher Weise "gelöst" werden.

Versucht ein Funktionär oder ein Gewerkschaftsmitglied, aus diesem Korsett auszubrechen, bekommt er nicht nur Probleme mit seiner Gewerkschaft, sondern auch mit dem Management des jeweiligen Konzerns.

So erging es auch den Kollegen, von denen uns der hier abgedruckte Brief aus Japan erreicht. Sie waren nicht mehr bereit, die Unterordnung der gewerkschaftlichen Politik unter die Profitinteressen von NISSAN zu ertragen. Bei Lohn- und Akkordproblemen kamen sie in Widerspruch zu ihrer gewerkschaftlichen Organisation, die sie kurzerhand ausschlössen. Damit waren sie für das Nissan-Management freigegeben und wurden prompt entlassen.

Gemeinsam mit anderen Kollegen versuchten sie nun "bessere", klassenbewußtere Gewerkschaften zu gründen. Wir können uns hier keine Kritik über die Richtigkeit dieses Weges erlauben, halten aber eine Unterstützung durch Solidaritätsadressen beim Kampf gegen die Unterordnung der Klasseninteressen der Arbeiter unter die Profitinteressen des Kapitals für notwendig!

Die Red.

Liebe Freunde,

die internationale Automobilarbeiterkonferenz vom 7. bis 19.März 1967 in Cajamar, Brasilien, war ein großer Erfolg. Im engen persönlichen Austausch und in fünftägigen heißen Diskussionen sind wir uns der Notwendigkeit bewußt geworden, die internationale Arbeitersolidarität aufzubauen und zu stärken.

Als ich hier in KAWAGUCHI von außerhalb des NISSAN-Werks über die Konferenz berichtete, schauten viele Arbeiter aus den Fenstern und hörten intensiv zu. Es ist ermutigend und aufmunternd, wenn man weiß, daß wir den gleichen kämpf wie andere aktive Gewerkschafter in der ganzen Weit führen.

Um einen weiteren Schritt in der Stärkung unserer Solidarität zu tun, fordern wir Euch dringend auf, Euch mit uns in unserem aktuellen Konflikt zusammenzuschließen und folgende Aktionen in die Wege zu leiten:

1. Sendet Briefe an das Nissen-Management, in dem Ihr fordert, die illegale Entlassung der zwei Mitglieder der NISSAN-Diesel Gewerkschaft rückgängig zu machen.

2. Die großen Autofirmen hier in Japan planen zur Zeit, Sonntagsarbeit einzuführen, um Stromkosten einzusparen (die Stromtarife sind sonntags günstiger als an Wochentagen). Dies wird drei Millionen Automobilarbeiter in Japan betreffen. Die Firmen rechnen sich durch diesen Plan einen Profit von drei Milliarden Yen aus. Die Arbeiter werden das mit dem Zusammenbruch ihres Familienlebens zu bezahlen haben.

Kämpferische Gewerkschaften werden hier den Kampf aufnehmen gegen diese Unternehmerangriff; gleichzeitig hoffen wir, daß Ihr Eure Stimme des Protestes gemeinsam mit uns erhebt. Schickt bitte Protestbriefe gegen dieses Vorhaben an das Management von NISSAN und TOYOTA. Schickt Eure Briefe wegen

Punkt l an:

Kawai Isamu

Chairman of Board of Directors of NISSAN Diesel

1-1, Ageo City, Saitama Pref., Japan

Kume Yutaka

President of NISSAN Motor Co., Ltd.

6-17-1 Ginza, Cho-ku, Tokyo 104, Japan

Wegen Punkt 2 an:

Kume Yutaka

President of NISSAN Motor Co., Ltd.

6-17-1 Ginza, Cho-ku, Tokyo 104, Japan

Toyota Shouichiro

President of TOYOTA Motor Corp.

l Toyota-cho, Toyota, Aichi 471, Japan

Wenn ihr Protestbriefe schickt, dann sendet bitte Fotokopien davon an meine Adresse. Ich würde sie dann in unseren Flugblättern veröffentlichen, die an die Arbeiter verteilt werden! Mit solidarischen Grüßen

Kayama Nasao

Chairman of Nissan Diesel Union

4-37-4 Minami-eho, Harabi City

Saitama Pref., Japan."

Nach dieser dringenden Bitte um internationale Solidarität, die hoffentlich bei vielen Leserinnen und Lesern Gehör findet, wollen wir fortfahren mit der Darstellung japanischer Arbeitsbedingungen. Ein Industriearbeiter brachte es in Japan im Jahre 1983 auf durchschnittlich 2.152 Arbeitsstunden, während es der westdeutsche 'nur' auf 1.613, der französische auf 1.657, ein britischer auf 1.938 und ein amerikanischer auf 1.898 Stunden brachte. Die jährliche Fehlzeitrate pro Beschäftigten betrug in der privaten Wirtschaft in Japan im Jahr 1982 nur 1,6%; rechnet man die urlaubsbedingte Abwesenheit dazu, ergab sich eine Abwesenheitsrate von ganzen 4,9%. In der BRD gab es während desselben Zeitraumes eine krankheitsbedingte Fehlzeitrate von 5,2%. Dazu kommt eine urlaubsbedingte Abwesenheitsrate von 11,6%, ferner Fehlzeiten aufgrund von Schlechtwetter und Arbeitskämpfen, die die Gesamtabwesenheitsrate auf 17,3% ansteigen lassen.

Zwischen Arbeitszeit und privater Zeit gibt es in Japan Grauzonen, die eine "gleitende" oder "flexible" Arbeitszeit zur Folge haben. Überstunden werden vor Arbeitsbeginn bei einer Art Befehlsausgabe angeordnet; gearbeitet wird solange bis das Produktionssoll erreicht ist. Büroarbeiten werden oft nach Hause mitgenommen. Der Verdienst ist auf Überstunden aufgebaut. Die Arbeitszeitregelungen sind von Betrieb zu Betrieb verschieden. 1984 betrug die durchschnittliche Arbeitszeit 44,5 Stunden je Unternehmen. 22% hatten volle 6 Tage in der Woche zu arbeiten. Nur 27% genossen die 5 Tagewoche, für die restlichen 50% der Beschäftigten galten Zwischenregelungen verschiedener Art.

In Japan hängt der gesetzliche Urlaubsanspruch von der Dauer der Betriebszugehörigkeit ab, und variiert zwischen 6 Tagen ab einjähriger Dienstdauer, bis 20 Tage ab 15jähriger Betriebszugehörigkeit. Von den 1984 jedem Beschäftigten durchschnittlich zustehenden 14,8 Urlaubstagen pro Jahr, wurden aber tatsächlich nur 8,2% in Anspruch genommen, und dann häufig in der zweckentfremdeten Form des Krankheitsurlaubs, was auch eine Folge der schlechten Krankenversicherung ist.

Nur 60% des Grundlohnes werden - nach drei Karenztagen - durch die allgemeine Krankenversicherung erstattet. Diese Einkommensverluste will man durch Inanspruchnahme vollbezahlter Urlaubstage vermeiden. Nicht genutzte Urlaubstage kann man in die darauffolgenden Jahre mitnehmen, was dann zu einer Art "Altersversorgung" verwendet wird. Auch die Furcht vor dem Verlust der in japanischen Unternehmen üblichen halbjährlichen Bonuszahlungen ist ein Grund für den Urlaubsverzicht. Voraussetzung für den Bonus ist nämlich "untadelige Anwesenheit".

Trotz des geringen Überstundenzuschlages für Mehrarbeit an Werktagen von nur 25% wurden 1984 im Monatsdurchschnitt 14,2 Überstunden je Beschäftigten gemacht. Durch die "Demokratisierung der Betriebe", durch Arbeitsplatzrotation, Arbeits- und Qualitätszirkel, durch gemeinsame Freizeitgestaltung usw. wird der Schein einer verschworenen Betriebsgemeinschaft aufgebaut, eine Mitverantwortung vor allem gegenüber dem Unternehmen, aber auch den Kollegen, die z.B. im Falle von Krankenstand mit Mehrarbeit belastet werden. Dies alles führt oft zum Konkurrenzkampf Arbeitsgruppe gegen Arbeitsgruppe, aber auch Arbeitsgruppe gegen einzelne Mitglieder der eigenen Arbeitsgruppe. Die Kontrolle von Seiten der Vorgesetzten, aber auch die exakte, 'objektive' Kontrolle, z.B. durch Stempeluhren, die aber nur 37% der Großbetriebe und ca. 55% der Klein- und Mittelbetriebe anwenden, soll durch "Selbstkontrolle" der Belegschaften, durch individuelle Selbstverpflichtung und informellen sozialen Druck ersetzt werden.

Bei Betrachtung der Arbeitsbedingungen in Japan versteht man, warum die amerikanischen und westeuropäischen Unternehmer einerseits von der japanischen Herausforderung und Bedrohung sprechen, andererseits aber zur Nachahmung aufrufen. Dabei spielt bei näherer Betrachtung die Einführung neuer Technologien gar nicht die zentrale Rolle, hierbei ist das Kapital in vielen Bereichen bereits weit vorgedrungen, sondern der Traum von japanischen Arbeitsbedingungen für die amerikanische und europäische Arbeiterschaft wird zum zentralen Bestandteil der Rationalisierungen. Diese japanischen Arbeitsbedingungen garantieren eine höhere Produktivität, eine optimale Nutzung des Maschinenparks, dessen kleinster Stillstand auf Grund des Wertes der Maschine und des Produktionsausfalles ein Alptraum für jeden Unternehmer ist.

Grenzen der technischen Rationalisierung.

Solange es die kapitalistische Produktionsweise gibt, und ganz besonders in jeder Wirtschaftskrise waren Rationalisierung und technischer Fortschritt Hebel und Triebfeder der Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaft. Sie haben im dialektischen Prozeß einerseits zur Überwindung jeder Krise beigetragen und andererseits die kapitalistischen Widersprüche gesteigert. Das Neue an der gegenwärtigen Rationalisierungswelle ist die außerordentliche Beschleunigung des Entwicklungstempos und wie bewußt und planmäßig die kapitalistische Offensive gegen die Arbeiterklasse durchgeführt wird. Und das wichtigste ist die ökonomische Situation des Kapitalismus, jener Zustand der tiefen Krise der gesamten kapitalistischen Wirtschaft. In dieser Situation vertieft die Rationalisierung nur die Krise und führt den Kapitalismus in eine noch größere Sackgasse. Die Arbeitslosigkeit verwandelt sich von einer konjunkturellen in eine permanente. Die Arbeitslosen sind bereits vielerorts keine Reservearmee mehr, sondern erscheinen als überflüssig, zum Untergang verurteilt.

Das sind im großen und ganzen die Rahmenbedingungen, unter denen gegenwärtig die Einführung neuer Technologien vor sich geht. Sie stecken gleichzeitig die Grenzen der technischen Rationalisierung ab, die wir im folgenden kurz umreißen wollen.

Welche Umwälzungen sich an der Oberfläche der kapitalistischen Gesellschaft auch immer abspielen mögen, der technische Fortschritt hält in seiner Vorwärtsbewegung nicht inne. Je jünger ein Land in industrieller Hinsicht, des to größere Aussichten hat es - günstige natürliche Bedingungen und Zustrom erforderlichen Kapitals vorausgesetzt - nach Ablauf einer gewissen Frist, neue Weltrekorde in Produktion und Technik aufzustellen, da ja seine Entwicklung jene höchste Stufe der Technik, die bereits von den älteren Industrieländer erreicht worden war, zu ihrem Ausgangspunkt macht. Das schlagendste Beispiel für die Unfähigkeit eines alten industriellen Organismus, neue technische Errungenschaften zu verwerten und sich zu eigen zu machen, liefert Amerika. Die Produktivkräfte wandern von einem Gebiet zum anderen, weil "die Hasse des fixen Kapitals, die in einer bestimmten Naturalform angelegt ist und innerhalb derselben eine bestimmte Durchschnittslebenszeit auszudauern hat, einen Grund der nur allmählichen Einführung neuer Maschinen usw. (bildet) und daher ein Hindernis gegen die rasche allgemeine Einführung der verbesserten Arbeitsmittel." (Kapital, Bd.II, S.141)

Der japanische industrielle Organismus war nicht belastet von einer großen Menge alten, fixen Kapitals, und es konnte die höchste Stufe der Technik weitestgehend ungehindert anwenden. Doch das rückständige fixe Kapital in den USA aber auch in Westeuropa versucht durch die Beschleunigung des Monopolisierungsprozesses die alten Kapitalanlagen vor moralischem Verschleiß zu schützen. Die Gefahr des moralischen Verschleißes erhöht sich mit der Geschwindigkeit der Entwicklung der Technik, neuer Maschinen und Produktionsverfahren.

Alte Industriezweige versuchen das Emporkommen junger Industriezweige, wenn diese eine existenzielle Gefahr für die alten Industriezweige sind, mit allen Mitteln zu verhindern. Da dies aber auf Dauer nicht möglich ist, sehen wir immer öfter einen Zusammenschluß der alten mit den neuen Industriezweigen. Die jungen sind darauf angewiesen, da ihnen sonst der Zugang zu den Märkten verwehrt wird, die alten sehen darin eine Chance in profitträchtige Sparten einzusteigen und gleichzeitig ihr altes Kapital, durch gezielte, schrittweise und verzögerte Einführung des neuen, noch profitbringend auslaufen zu lassen. Die veralteten Kapitalanlagen behindern den technischen Fortschritt, dessen Mittelpunkt sich von Land zu Land, von Gebiet zu Gebiet und von Industriezweig zu Industriezweig verschiebt. Die Gründung neuer Unternehmungen in den 'unterentwickelten' Ländern ist oft rentabler als eine Reorganisation und ein Umbau veralteter Anlagen im Mutterland. Das Monopol tritt immer stärker als ein Mittel zum Schutz veralteter Kapitalanlagen vor dem moralischen Verschleiß auf. Parallel dazu geht ein Aufschwung am weitgehendsten monopolisiert sind. Gäbe es keine Monopole, so würde in nahezu allen Bereichen ein unerbittlicher Kampf zwischen dem alten Industriegebiet und dem neuen stattfinden, der unvermeidlich zum Sieg des neuen Industriegebietes führen würde und die gesamte betroffene Industrie auf der Grundlage einer fortgeschrittenen Technik reorganisieren würde. Das Monopol modifiziert nun diesen Prozeß, indem es die Schaffung eines neuen Industriegebietes selbst übernimmt. Die Einführung neuer Produktionsmethoden und Technologien erfolgt mit entsprechender Behutsamkeit, damit die alten Industrieanlagen und Maschinen nicht vorzeitig entwertet werden. Der Übergang zu einer neueren, vollkommeneren Technik wird durch die Herrschaft des Monopols künstlich gehemmt.

Das Monopol mildert oder beseitigt den vorzeitigen moralischen Verschleiß alternden fixen Kapitals durch Behinderung der Gründung technisch vollkommenerer Unternehmungen und Verhinderung eines höheren Profits in diesen Betrieben, sofern sie bereits vorhanden sind. Doch führt jede Schrumpfung des Marktes unter der Herrschaft der Monopole zu weit umfangreicheren Arbeiterentlassungen als Produktionseinschränkungen, da in erster Reihe der rückständige Betrieb mit niedriger organischer Kapitalzusammensetzung, niedriger Produktivität der Arbeit (d.h. einer größeren Anzahl von Arbeitskräften pro Einheit des Produkts) geschlossen wird. Damit werden die Bedingungen für eine progressive Zunahme der Reservearmee an Arbeitslosen geschaffen.

Ihrerseits wirkt eine ungeheure Reservearmee auf den technischen Fortschritt zurück. Obwohl selbst das Ergebnis technischen Fortschrittes in der kapitalistischen Industrie, wird sie gleichzeitig zu einem direkten Hindernis dieses Fortschrittes, und zwar in zweifacher Hinsicht: Erstens gelingt es nicht immer, die Erhaltung einer ungeheuren Reservearmee allein auf die Schultern der Arbeiterinnen abzuwälzen, so daß die Existenz der Reservearmee in einem gewissen, mag es auch noch so geringem Grade sein, den Profit der Kapitalistenklasse verringert und die Bedingungen der Akkumulation und Konkurrenz verschlechtert. Zweitens übt die Reservearmee durch das Angebot billiger Arbeitskraft einen Druck auf den beschäftigten Teil der Arbeiter aus. Nun bildet aber billige Arbeitskraft an sich schon eines der ernstesten Hindernisse technischen Fortschrittes.

"Ausschließlich als Mittel zur Verwohlfeilerung des Produkts betrachtet, ist die Grenze für den Gebrauch der Maschinerie darin gegeben, daß ihre eigene Produktion weniger Arbeit kostet als ihre Anwendung Arbeit ersetzt. Für das Kapital jedoch drückt sich diese Grenze enger aus. Da es nicht die angewandte Arbeit zahlt, sondern den Wert der angewandten Arbeitskraft, wird in» der Maschinengebrauch begrenzt durch die Differenz zwischen dem Maschinenwert und dem Wert der von ihr ersetzten Arbeitskraft." (Marx)

Stand der 'Japanisierung'

Erst eine klassenlose Gesellschaft, deren Antriebsmechanismus nicht der Profit ist, sondern die Befriedigung der Bedürfnisse der Menschen, wird die technologischen Möglichkeiten optimal und in noch ausgedehnterem Maße nützen als der Kapitalismus. Die Knechtung der Menschen unter die von ihnen selbst geschaffenen Produktionsmittel wird aufhören. Die Maschinerie wird in einer klassenlosen kommunistischen Gesellschaft all die Wirkungen zeitigen, die ihr an und für sich eigen sind, indem ihre Planung, Entwicklung und Gebrauch von dem Ziel geleitet wird, die alte Teilung der Arbeit aufzuheben. Die klassenlose Gesellschaft wird die geisttötenden, negativen Seiten der kapitalistischen Teilarbeit überwinden, nicht durch Rückkehr zu primitiveren Produktionsformen, sondern indem sie über sie hinausgeht und die vom Kapitalismus entwickelte Produktionstechnik zur Grundlage einer höheren, harmonischeren Form der gesellschaftlichen Produktion macht. Sie wird das Teilindividuum, "den bloßen Träger einer gesellschaftlichen Teilfunktion ersetzen durch das total entwickelte Individuum, für welches verschiedene gesellschaftliche Funktionen einander ablösende Betätigungsweisen sind." (Marx)

Das ist nicht nur eine Möglichkeit, sondern geradezu eine Notwendigkeit für eine den Kapitalismus ablösende Produktionsweise. "Die Gesellschaft kann sich selbstredend nicht befreien, ohne daß jeder einzelne befreit wird. Die Produktionsweise muß also von Grund aus umgewälzt werden, und namentlich muß die alte Teilung der Arbeit verschwinden. An ihre Stelle muß eine Organisation der Produktion treten, in der einerseits kein einzelner seinen Anteil an der produktiven Arbeit, dieser Naturbedingung der menschlichen Existenz, auf andere abwälzen kann; in der andererseits die produktive Arbeit, statt Mittel der Knechtung, Mittel der Befreiung der Menschen wird, indem sie jedem einzelnen die Gelegenheit bietet, seine sämtlichen Fähigkeiten, körperliche wie geistige, nach allen Richtungen hin auszubilden und zu betätigen, und in der sie so aus einer Last eine Lust wird." (Engels.)

Unter den gegenwärtigen Bedingungen der kapitalistischen Rationalisierung jedoch, nimmt die Arbeitsteilung, ebenso wie die Ausbeutung unaufhörlich zu, obwohl die Möglichkeiten bestünden, sowohl die Arbeitsteilung aufzuheben, als auch der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen ein Ende zu bereiten. Doch unabdingbare Voraussetzung ist der Sturz der Kapitalherrschaft!

Dem Kapital sind bei seiner Entwicklung recht enge Grenzen gesetzt, so daß es einerseits nicht kann wie es will, aber auch andererseits nicht will wie es könnte. Diese Erfahrungen macht das Kapital selbst immer wieder aufs neue, und so ist auch die euphorische Begeisterung für die 'Japanisierung' merklich geschwunden und an ihre Stelle Ernüchterung und Vorsicht getreten. Schon aufgrund der Grenzen der technischen Rationalisierung war es nicht möglich japanische Produktionsmethoden und -verhältnisse so mir nichts dir nichts auf amerikanischen und europäischen Boden zu verpflanzen. Was nützt denn letztendlich die neuste Technologie, wenn sie aufgrund der Stärke der Gewerkschaften und der Arbeiterklasse nicht so genützt werden kann, wie es das Gebot der Rentabilität verlangen würde. Die technische Rationalisierung geht langsamer voran, als von vielen erwartet , dafür verschärft führen. Wenn man daher über den Stand der Rationalisierung diskutiert, so ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Diskussion die Frage der Flexibilisierung.

Der Flexibilisierungsangriff des Kapitals hat schon bedeutende Fortschritte gemacht und das Kapital drängt stürmisch weiter, denn die Flexibilisierung ist tatsächlich ein eigenständiger Rationalisierungsfaktor, über den die technische Rationalisierung weiter voranschreiten soll. Ein wesentlicher Bestandteil des Kampfes gegen die kapitalistische Rationalisierung ist daher der Kampf gegen den umfassenden Flexibilisierungsangriff des Kapitals.

Das Kapital versucht den Arbeitsmarkt zu flexibilisieren, was nichts anderes heißt, als Abbau von Kündigungs- und Schutzbestimmungen. Aufnahme und Entlassungsmethoden für Werktätige, wie sie im 19.Jahrhundert gehandhabt wurden, sollen wieder eingeführt werden.

Das Kapital will die Lohngestaltung flexibilisieren, was nichts anderes heißt, als das kollektive Regelungen und Normen abgebaut werden sollen, der Arbeiter soll wieder als einzelner dem Kapital entgegentreten. Das Kapital will die Arbeitszeit flexibilisieren, was nichts anderes bedeutet, als die totale Anpassung der Arbeitnehmer an die Anforderungen des Betriebes.

Das Kapital will den Arbeitsschutz flexibilisieren, was nichts anderes heißt, als den Abbau von Schutzbestimmungen, insbesondere für Frauen und Jugendliche, die Jahrzehnte zur Sicherung und Gesundheit der Arbeitnehmer gegolten haben.

Das Kapital will die Lebenszeit flexibilisieren, was nichts anderes bedeutet, als den Abbau kollektiver Normen und Rhythmen in der Gesellschaft mit dem Ziel, den Menschen rund um die Uhr zu aktivieren und ihn bis ins hohe Alter arbeiten zu lassen.

Alle Formen flexibler Arbeitsgestaltung schließen spezifische Benachteiligung der Beschäftigten ein, und haben rechtlich, materiell und sozial ausgehöhlte Beschäftigungsverhältnisse zur Folge. Das Kapital will das fundamentale Ungleichgewicht zwischen sich und der Arbeit weiter zuspitzen. Der Arbeiter soll wieder als einzelner dem Kapital gegenübertreten, die kollektivvertraglich geschützten und normierten Arbeitsverhältnisse sollen ausgehöhlt werden. Die Arbeit der betrieblichen und gewerkschaftlichen Interessensvertretung stößt an Grenzen bzw. wird dadurch unterlaufen. Der Angriff des Kapitals richtet sich daher nicht nur gegen die gesamte Arbeiterschaft, sondern auch gegen deren Vertretungen - gegen die Betriebsräte und vor allem gegen die Gewerkschaften.

Rationalisierung konkret.

"Nein Arbeitstag sieht etwa so aus: Ich stehe um 5 Uhr früh auf, frühstücke und gehe zum Bahnhof. Wenn ich im Zug sitze, denke ich an den bevorstehenden Arbeitstag. Ein VOESTler, der mir gegenübersitzt, richtet an mich die Frage:

'Hast du schon die Zeitung gelesen?' Ich verneine und er sagt: 'Da steht drinnen, daß in der VOEST wieder Arbeitsplätze abgebaut werden müssen.' 'Ja, ja', antworte ich spöttisch, 'wir sind halt Schmarotzer.' Vom Zug gelange ich in die Firma und kleide mich um. Punkt 6.30 Uhr bin ich an der Stempeluhr. Gegenüber hängt das schwarze Brett; in letzter Zeit trifft 'Schwarz' wirklich zu, was die Neuigkeiten betrifft, die dort ausgehängt werden.

Ich lese: Abbau von Sozialleistungen, kein Koks, keine Treueprämie und was noch alles reduziert wird. Weiters wird angekündigt, daß wir uns im Maschinenbau Gemeinschaftsurlaub nehmen müssen, um Kündigungen zu vermeiden. Ich gehe an meine Arbeit. Der Vorarbeiter teilt mir mein Pensum zu. Kollege Karl fehlt. Auf meine Frage, wo er sei, heißt es, daß er beim Betriebsleiter ist, weil er kündigt. Wieder einer, denke ich mir. Ich arbeite weiter (...) Ein Kollege kommt vorbei und sagt: 'Fritz, hast du etwas von der Liste gehört, wonach bei uns 110 Arbeiter abgebaut werden sollen?' 'Nein', sage ich, 'laß dich nicht verrückt machen von solchen Geschichten'. Der Kollege geht weiter. Ich denke mir bei der Arbeit, vielleicht gibt es sie doch, die Liste; bei uns ist alles möglich (...)

Während ich mir zu Hause das Abendessen richte, läutet das Telefon. Es meldet sich mein Vater, der ebenfalls in der VOEST arbeitet. Er sagt: 'Du, Fritz, stell dir vor, meine Abteilung wird aufgelassen. Mich kostet das die Vorarbeiter- und die Dreischichtzulage. Das sind rund 3000 Schilling. Außerdem weiß ich nicht einmal, wohin ich versetzt werde.' Vater ist außer sich; ich spüre es. Aber auch ich kann ihm nicht helfen. Es ist aussichtslos - auch in meiner Abteilung (...)

So berichtete ein junger VOEST-Arbeiter auf der Solidaritätskonferenz mit der verstaatlichten Industrie in Steyr, wie er als Betroffener die 'Modernisierung' der österreichischen 'Volkswirtschaft' erlebt. Die VOEST ist hier kein Einzelfall; sie ist nur die Spitze eines gewaltigen Eisberges!

Als Ergebnis verstärkter Intensivierung der Arbeit, also zunehmender Verdichtung der Arbeitszeit, konnten in Österreich die Privat- und Staatskapitalisten hohe Zuwachsraten der Arbeitsproduktivität erzielen. Gleichzeitig stagnieren die Reallöhne seit ungefähr 1975. Die Gewinne hingegen haben bereits wieder Hochkonjunkturniveau erreicht, wobei die führenden Banken- und Kapitalgruppen sehr hohe Profite realisieren. Aber auch die Gewinne in der Produktion sind im letzten Zyklus gestiegen, obwohl die Kapazitätsauslastung in der österreichischen Industrie mit konjunkturellen Unterbrechungen seit mindestens 1970 kontinuierlich rückläufig ist.

Auf der Gegenseite steigt die Zahl der Arbeitslosen Jahr für Jahr. Waren 1980 im Jahresdurchschnitt 53.000 arbeitslos, so 1986 bereits 152.000. Der Anteil der Leistungsbezieher ist im selben Zeitraum von 77,7% auf 70,3% gesunken, was mit einen Anwachsen der Bezieher von Notstandshilfe einher geht. Waren es 1980 6.400, so sind es 1986 bereits 31.000! Das bedeutet, daß der aller gemeldeten Arbeitslosen beziehen übrigens weder Notstandshilfe noch Arbeitslosengeld. Ganz zu schweigen von den nicht gemeldeten Arbeitslosen.

Auf der schon erwähnten Konferenz in Steyr berichtete ein Betriebsrat von Ranshofen über die Ergebnisse des Rationalisierungsprozesses in seinem Betrieb. Er führte aus, daß in dem Zeitraum 1980-1985 die Produktion um 64%, und der Umsatz um 62% gesteigert wurde. Gleichzeitig dazu wurde der Beschäftigtenstand um 9% reduziert, was eine Produktivitätssteigerung von 80% ausmacht! Im selben Zeitraum sind die Löhne und Gehälter aber lediglich um 27% angewachsen. Das sind konkrete Auswirkungen des Rationalisierungsfeldzuges! Unter Produktivitätsanstieg verstehen wir in Geld ausgedrückten Zuwachs der Leistung eines Beschäftigten gegenüber den Vorjahr. So wird unter einer Produktivitätssteigerung von z.B. 3% verstanden, daß der oder die Beschäftigte gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent mehr geleistet hat. Wird die Produktivität nicht in den Löhnen abgegolten, so bedeutet das, daß sich der Unternehmer in diesem Jahr 3% mehr Werte angeeignet hat.

Ein anderes Beispiel: Bei Simmering-Graz-Pauker ist die Welt auch noch in Ordnung. Im Geschäftsjahr 1986 konnten 17 Millionen Schilling Gewinn machen. Der Betrieb steckt mitten in einem Schrumpfungskonzept. Zwischen 1983 und 1987 wurden insgesamt 1200 Arbeiter und Angestellte abgebaut, was einen Belegschaftsabbau um fast ein Drittel bedeutet. Oder kehren wir kurz zur VOEST nach Linz zurück. Wir haben gehört, daß unser junge VOEST-Arbeiter im Maschinenbau arbeitet. Der Finalbereich in der Linzer VOEST umfaßt knapp 3000 Mitarbeiter; ein Fünftel davon soll noch heuer abgebaut werden. Oder der Linzer Stahl- und Apparatebau: 1980 waren dort noch rund 1500 Arbeiter und Angestellte beschäftigt, 1985 nur noch 800 und 1987 soll die Arbeiterbelegschaft auf 238 geschrumpft werden. Überall das gleiche Bild.

Für die ÖBB ist folgendes vorgesehen: "Intensivierung der Arbeit durch Produktivitätserhöhung; Ausschöpfung aller Rationalisierungsreserven (Einführung weiterer Zug-Leit-Betriebe, Einmannbetrieb im Schnellbahn-, sonstigen Nahverkehr und auf Nebenbahnen); wirtschaftlichere Arbeitsaufteilung (Zugaufteilung, Umlauf- und Dienstplan und so weiter); Verbesserung bei der Zeitschreibung und bei den Bewertungsrichtlinien (Neufestsetzung der Bewertung der Dienstvorrichtung, Änderung der Normierungsgrundsätze und so weiter)." Dadurch sollen allein bis 1988 1670 ÖBBler eingespart werden. Die Wiener Vorortelinie ist u.a. ein Versuchsballon für das von der Regierung verschriebene Rationalisierungskonzept bei der ÖBB. Bei der Vorortelinie wird erstmals in Österreich eine Hauptstrecke ohne Zugbegleiter geführt, die Züge sind nur mehr mit dem Lokführer besetzt. Der Zugbegleiter ist aber gerade in der Schnellbahn - aber natürlich auch in allen anderen Zügen - eine sehr wichtige Person. Er ist für die Sicherheit im Zug selbst verantwortlich und gibt die Freigabe zur Abfahrt. Ohne Zugbegleiter muß der Lokführer selbst sich um die Sicherheit kümmern. Die Vorortelinie stellt einen Probebetrieb dar. Bald sollen auch die Schnellbahnen und die Regionalzüge ohne Zugbegleiter im Einmannbetrieb unterwegs sein. Hunderte Arbeitsplätze sind dadurch bedroht. Auch hier wieder - Rationalisierung und Arbeitslosigkeit sind nicht mehr zu trennen!

Ein letztes Beispiel noch, welches zeigen soll, wie breitgefächert die Rationalisierungsoffensive ist. Jahrzehntelang mußte das Krankenpflegepersonal der Gemeinde Wien dienstplanmäßig Mehrstunden leisten. Diese werden nun seit geraumer Zeit stationsweise reduziert. Dadurch kommt es zu massiven Einkommensverlusten bei zu erwartender Intensivierung der Arbeitsleistung. Statt Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich droht eine "Reduktion der Wochenstundenverpflichtung" mit einem befürchteten Einkommensverlust von bis zu 5.000.- pro Monat. In Lainz fehlten selbst bei einer 48 Wochenstunde ca. 300 Pflegepersonen. Bei einer 40 Stundenwoche wird der Streß noch weiter zunehmen. Statt Aufstockung des Pflegepersonals heißt es mehr und schneller arbeiten.

Die Gewerkschaften und die Rationalisierungsoffensive.

Die Stellung der Gewerkschaften zur Rationalisierung hat mit ihrer Haltung zum Kapitalismus sich mitverändert. Nach dem 1.Weltkrieg sahen sich die Gewerkschaften nicht mehr als unversöhnliche Opposition gegenüber dem Kapitalismus, sondern als Mitwirkende und Mitbestimmende am Aufbau der zukünftigen Gesellschaft. Kapital und Arbeit, gleichberechtigt und versöhnt, sollten mittels Wirtschaftswachstums und ungehemmter Produktivitätssteigerung auch den Lebensstandard aller erhöhen. Der Taylorismus wurde sogar als Vorbedingung des Sozialismus hingestellt, und Proteste der Arbeiter gegen den rationalisierten, taylorisierten Arbeitsprozeß wurden von den Gewerkschaften im Stich gelassen und sogar bekämpft. So wurde zum Beispiel ein spontaner Kampf in den Steyr-Werken im Frühjahr 1924, in dessen Verlauf die Arbeiter der Zahnradabteilung sich weigerten, weiter im Akkord zu arbeiten, durch Intervention der Gewerkschaft mit einem Kompromiß beendet, der die Situation der Arbeiter nicht verbesserte. Er sah vor, "daß die Arbeit unter denselben Bedingungen wie früher, das heißt im Akkordlohn ... in vollem Umfang wieder aufgenommen wird."

Alle Versprechungen der Gewerkschaften erwiesen sich als leer. Sollte unmittelbar nach dem 1.Weltkrieg die Rationalisierung gepaart mit "Wirtschaftsdemokratie" zum Sozialismus führen, so versprach die Gewerkschaft, nach dem Scheitern dieser illusorischen Vision, als von 1924 bis 1928 ein ungeheurer Rationalisierungsangriff auf die Arbeiterschaft stattfand, daß diese Rationalisierung, wiederum gepaart mit "Wirtschaftsdemokratie", zum materiellen Wohlstand für alle führen würde. Auch daraus wurde nichts!

Zur Unterstützung der Rationalisierung wurden in den zwanziger Jahren Gremien und Institutionen geschaffen, die von den Gewerkschaften anerkannt wurden. 1928 wurde das österreichische Kuratorium für Wirtschaftlichkeit (ÖKW) gegründet, in dem bereits die späteren Sozialpartner, also Handels- und Arbeiterkammer, Industriellenvereinigung und Gewerkschaften zusammenarbeiten. Bereits 1926 wurde in Wien das Psychotechnische Institut gegründet, welches sich mit dem Problem der "Menschenökonomie" auseinandersetzte.

Nach dem ökonomischen Zusammenbruch Österreichs nach dem 2.Weltkrieg stellte sich der ÖGB der nationalen Aufgabe, ein funktionierendes Staatswesen mitverantwortlich wiederherzustellen. Vor dieser "Herausforderung" sollten die Klassengegensätze und der daraus unvermeidlich resultierende Klassenkampf, zurücktreten. Die 'gemeinsamen Interessen', die 'Allgemeininteressen, die nichts anderes sind als die jeweiligen Interessen der Mächtigen und der Herrschenden, wurden zur Priorität erklärt, unter die sich die Interessen der Arbeiterklasse unterzuordnen haben. Der erste Präsident des ÖGB, Johann Böhm, formulierte dies folgendermaßen: "Der wirtschaftliche Zusammenbruch, den der Krieg mit sich gebracht hat, die so weitgehende Entgüterung unseres Landes hat uns wohl beiden (den Vertretern von Kapital und Arbeit) gezeigt, daß wir, mögen wir noch so viele Differenzen miteinander haben, zum Teil vielleicht auch eingebildete, doch auf einem Ast sitzen, von dem wir beide - wenn einer von uns ihn durchsägt - herunterfallen müssen."

Damit war die Generallinie ausgegeben - Herstellung eines friedlichen und kooperativen sozialen Klima. Die Sozialpartnerschaft sollte zur Streikminimierung führen, was wiederum zur effizienteren Ausnützung der vorhandenen Kapazitäten und zu Wettbewerbsvorteilen im Außenhandel führen sollte. Die Sozialpartnerschaft förderte und erhielt den Klassenfrieden und führte damit auch zu einem höheren Wirtschaftswachstum.

Vom gemeinsamen Ast in die Sozialpartnerschaftsgremien war es nur ein kleiner Sprung. Nach 1945 wurde sofort das ÖKW wiederkonstituiert, und ein österreichisches Produktivitätszentrum (ÖPZ) wurde neugegründet. Die unmittelbare Aufgabe des ÖPZ war die Produktivitätssteigerung im Zusammenhang mit dem Marshall-Plan. 1973 fusionierten ÖKW und ÖPZ zum Österreichischen Zentrum für Wirtschaftlichkeit und Produktivität (ÖPWZ). Das Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI) der Handelskammer und das Berufsförderungsinstitut (BFI) der Arbeiterkammer führen jährlich für das ÖPWZ REFA-Kurse mit über 400 Lehrern und jährlich über 4000 Teilnehmern durch. In den REFA-Kursen werden heute die "Betriebsunteroffiziere" der Rationalisierung ausgebildet. Die Teilnehmer sind in der Regel qualifizierte, junge Facharbeiter.

Anhand dieser kurzen Skizze ist klar die Position unserer Gewerkschaften zur Rationalisierung zu erkennen. Sie arbeitet Hand in Hand mit der Kapitalseite, mit dem Ziel, daß "die enormen Umstrukturierungs- und Rationalisierungsprozesse auch sozial gestaltet werden." Die neuen Probleme, die die fortschreitende Rationalisierung mit sich bringt, wie Monotonie der Arbeit, verstärkter Leistungsdruck und Gefährdung der Arbeitsplätze kann und will die Gewerkschaft nur im Einklang mit der Sicherung bzw. dem Ausbau der Konkurrenzfähigkeit der österreichischen Wirtschaft lösen. Kurt Prokop meint in der 'Arbeit und Wirtschaft': "Schon aus Konkurrenz- und Kostengründen sind die österreichischen Gewerkschaften nie gegen Innovationen, technischen Wandel und Rationalisierung gewesen (...) Wir waren und sind keine Maschinenstürmer, sondern haben den technischen Fortschritt immer als Instrument des Aufstieges der arbeitenden Menschen Österreichs betrachtet, vorausgesetzt, daß er unter Mitwirkung der Gewerkschaften und der von ihnen gesetzten sozialen Rahmenbedingungen eingeführt wurde." Die neue Technologie und neue Formen der Rationalisierung müssen daher "unter menschenwürdigen Bedingungen ohne unzumutbare Folgen und unter menschengerechten Arbeitsbedingungen eingeführt werden."

In der Manier von Otto Bauer wird nur dann gegen Rationalisierungen Stellung bezogen, wenn die Gewerkschaft der Meinung ist, daß mittels ihnen die Konkurrenzposition der österreichischen Unternehmen nicht gestärkt wird. Dies sei dann eine Fehlrationalisierung, die mittels eines Technologie- oder Rationalisierungsdialogs mit den Unternehmern zu vermeiden sei. Gelingt es der Unternehmerseite aber im Verlaufe dieses "Dialogs" die Gewerkschaften zu überzeugen, daß die betreffende Rationalisierungsmaßnahme doch die Position der österreichischen Unternehmer auf dem Außenmarkt stärkt, dann erleben wir, wie bei der Frage der Arbeitszeitflexibilisierung, ein Umschwenken der Gewerkschaftsführung auf die Position des Kapitals.

Für die Gewerkschaften ist nicht die kapitalistische Rationalisierung verantwortlich zu machen für die steigende Arbeitslosigkeit, sondern die neuen Technologien. Eine wesentliche gewerkschaftliche Aufgabe ist dann - wieder nach Kurt Prokop - die Verhinderung einer technologischen Arbeitslosigkeit. Diese sei durch "eine vorausschauende Arbeitszeitpolitik" zu verhindern. Vorausschauend ist nun, das haben wir mittlerweile durch die verschiedensten Arbeitszeitverkürzungen in Industrie und Handel erfahren müssen, wenn die Arbeitszeitverkürzung zu einer Verdichtung der Arbeitszeit, und damit zu einer intensiveren Ausbeutung der Arbeitskräfte führt. Im Klartext: Die Gewerkschaft erklärt die Arbeitszeitflexibilsierung zu einem wesentlichen Bestandteil der Arbeitszeitverkürzung. Ihre Forderung ist dabei, wie könnte es anders sein, daß sie bei dieser Flexibilisierung mitbestimmen darf!

"Es gibt in der Entwicklung, oder besser gesagt in der Degeneration der heutigen Gewerkschaftsorganisationen in der ganzen Welt einen allgemeinen Zug: die Annäherung an die Staatsgewalt und das Verschmelzen mit ihr. (...) Der Monopolkapitalismus fußt nicht auf Privatinitiative und freier Konkurrenz, sondern auf zentralisiertem Kommando. Die kapitalistischen Cliquen an der Spitze der mächtigen Trusts, Syndikate, Bankkonsortien usw. sehen das Wirtschaftsleben von ganz denselben Höhen wie die Staatsgewalt und benötigen bei jedem Schritt deren Mitarbeit. Ihrerseits finden sich die Gewerkschaften in den wichtigsten Zweigen der Industrie der Möglichkeit beraubt, die Konkurrenz zwischen den verschiedenen Unternehmen auszunutzen. Sie haben eine zentralisierte, eng mit der Staatsgewalt verbundenen kapitalistischen Widersacher zu bekämpfen. Für die Gewerkschaften - soweit sie auf reformistischen Boden bleiben, d.h. soweit sie sich dem Privateigentum anpassen - entspringt hieraus die Notwendigkeit, sich auch dem kapitalistischen Staate anzupassen und die Zusammenarbeit mit ihm anzustreben." (Leo Trotzki.)

Während sich der leitende Apparat der österreichischen Gewerkschaft dem bürgerlichen Staat und der Unternehmerschaft extrem angenähert hat und die Sozialpartnerschaft immer mehr die Form eines Verwachsens des Verbandapparates mit den Unternehmerorganisation annimmt, entwickelt sich aber in der Mitgliedschaft eine zunehmende Unzufriedenheit. Die kapitalistische Rationalisierung trägt die Zersetzung und die Spaltung in die Arbeiterschaft und in die Betriebe hinein. Alle Bemühungen der Unternehmer sind darauf gerichtet, einen Teil der Arbeiterschaft und ihre Organisationen (Betriebsräte, Gewerkschaften usw.) zu Helfern der Rationalisierung zu machen. Die Gewerkschaft baut den Unternehmern mit ihrer Position goldene Brücken!

Wie sollte die Arbeiterbewegung sich zur kapitalistischen Rationalisierung verhalten?

Wir haben also gesehen, daß die gegenwärtige Gewerkschaftsführung es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben ansieht, die Rationalisierung nicht nur zu begrüßen und zu unterstützen, sondern, soweit es in ihrer Macht steht, selbst die Rationalisierung zu erzwingen - und zwar die Rationalisierung im Rahmen des Kapitalismus. Unserer Ansicht nach, ist es nicht die Aufgabe der Gewerkschaften in der kapitalistischen Wirtschaft die Rationalisierung und die Anwendung des technischen Fortschrittes zu fordern, zu forcieren oder gar dafür zu kämpfen. Daran ändert auch ein möglicher Ausbau der Mitbestimmung nichts. Solange an den Besitzverhältnissen nichts geändert wird, ist jede "Mitwirkung an der Leitung" in der Regel eine gefährliche Täuschung und Ablenkung vom Klassenkampf, denn die Rationalisierung bewirkt ja, wie wir gesehen haben, gerade das Gegenteil von einer Stärkung des friedlichen, proletarischen Einflusses auf die Wirtschaft.

Es wäre aber auch falsch die Klassenkampftaktik so einstellen zu wollen, daß man sich einer Steigerung der Arbeitsproduktivität mit allen Mitteln des Kampfes in den Weg stellt. Die Arbeiterklasse kann den Kapitalismus stürzen, aber sie kann unmöglich innerhalb des kapitalistischen Systems die zwangsläufigen kapitalistischen Wirtschaftsgesetze aufheben. Mit solch einer Position würde man sich von den Massen in Betrieb und Gewerkschaft unweigerlich isolieren.

In eine völlig hoffnungslose Schematisierung verfiele jeder Versuch, einen "guten", für die Arbeiterklasse günstigen Fortschritt, von einer "schlechten" Rationalisierung, einer "hinterlistigen" Ausbeutung zu trennen. Die verschiedenen Seiten der Rationalisierung - die Ersetzung des Arbeitnehmers durch die Maschine und die Intensivierung der menschlichen Arbeit sind unter kapitalistischen Verhältnissen absolut untrennbar und können nicht voneinander geschieden werden. Die Entwicklung der Technik führt unter kapitalistischen Bedingungen unvermeidlich zur Verschärfung der Ausbeutung der Arbeit. Der Unternehmer, der die Rationalisierung durchführt, strebt in erster Linie die Erlangung der größtmöglichen Energie von dem von ihm stunden- oder tageweise gekauften Arbeiter an, und nicht die kleinste Verausgabung von Arbeitsenergie auf die Produktion des betreffenden Gegenstandes.

Die Arbeiterklasse kann daher die kapitalistische Rationalisierung nicht mitmachen, sie muß sich der kapitalistischen Rationalisierung widersetzen, wie sie sich jedem Versuch die Ausbeutung zu steigern mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln widersetzen muß. Die Losung "Nieder mit der kapitalistischen Rationalisierung" widerspiegelt daher die historische Aufgabe der Arbeiterklasse - der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen ein für alle mal ein Ende zu bereiten! Die Losung "Nieder mit der kapitalistischen Rationalisierung" ist aber nicht gleichzusetzen mit einem Kampf gegen den technischen Fortschritt. Sie drückt aber unmißverständlich aus, daß dem Kapital die Fähigkeit abgesprochen wird, das erarbeitete Wissen der Menschheit zum Wohle dieser einzusetzen. Der Kapitalismus plant und entwickelt die neuen Technologien und Maschinerien unter den Gesichtspunkten, einerseits die Ausbeutung zu intensivieren, und andererseits die Kontrolle über die menschliche Arbeitskraft zu erhalten und auszubauen. Beides mündet in einem steten Ausbau der Arbeitsteilung! Aber die Produktionsverhältnisse, die materiell gewordene Arbeitsteilung, steht bereits in einem gigantischen Widerspruch zu den Produktivkräften. Die Produktivkräfte drängen danach, die Produktionsverhältnisse und die Arbeitsteilung aufzuheben!

Indem die Arbeiterklasse gegen die kapitalistische Rationalisierung kämpft, kämpft sie gleichzeitig für die optimalste und ausgedehnteste Nutzung aller technologischen Möglichkeiten, kämpft sie dafür, daß sie die Planung, die Entwicklung und den Einsatz aller technologischen Möglichkeiten unter ihre Kontrolle bekommt. Das Ziel all dessen, muß der Versuch sein, der Arbeitsteilung und der Ausbeutung ein Ende zu bereiten. Zugegeben - das alles ist unter den gegenwärtigen Verhältnissen noch nicht durchzuführen. Wenn wir nicht mehr als "Nieder mit der kapitalistischen Rationalisierung" sagen, dann werden wir schwer Gehör bei den Arbeitermassen finden. Doch diese Losung gibt die Richtung an, in welche die Tageskämpfe einmünden sollten. Die Arbeiterklasse muß auf ihr Banner, neben der Losung "Nieder mit dem Lohnsystem", die Losung "Nieder mit der kapitalistischen Rationalisierung* schreiben. Doch ebensowenig, wie die, von Karl Marx geforderte Losung "Nieder mit dem Lohnsystem", den Lohnkampf ersetzt, ersetzt die Losung "Nieder mit der kapitalistischen Rationalisierung" den tagtäglich Kampf gegen die Intensivierung der Arbeit!

Solange die Arbeiterklasse die neuen Technologien nicht unter ihrer Kontrolle und Herrschaft einführen kann, solange muß sie unerbittlich dafür kämpfen, daß sich die Produktivitätssteigerung in kürzerer Arbeitszeit und höheren Löhnen niederschlägt. Die Kampflosungen, für die die Massen gewonnen werden müssen, sind daher: allgemeine Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich; zusätzliche Pausen während der Arbeitszeit; Steigerung der Löhne und Gehälter; Revolutionierung sowie Erweiterung der Rechte der Betriebsräte; Vollendung der Umgestaltung der Gewerkschaften nach dem Grundsatz des Industriegruppenprinzips und auf Betriebsgrundlage; Erweiterung und Ausbau des Arbeitnehmerschutzes und der Sozialgesetzgebung; Arbeitslosengeld auf Kosten des Staates und der Unternehmer.

Diese Losungen sind trotz Krise und Arbeitslosigkeit realisierbar. Durch die Zusammenfassung der Kämpfe und durch Abschluß von Kampfbündnissen der Beschäftigten in verwandten Industrien, ist der Kampf um Lohnerhöhung und Arbeitszeitverkürzung erfolgreich zu führen. Zunehmend wichtiger wird beim Kampf während und nach der Rationalisierung, das heißt angesichts der großen Arbeitslosigkeit, die Erfassung der Arbeitslosen durch die Gewerkschaften. Auch die nationale Isolierung von Kämpfen muß angesichts der internationalen Verflechtung des Kapitals überwunden werden. Der internationale Zusammenschluß der Gewerkschaften, die Wiederherstellung der internationalen Gewerkschaftseinheit und die Zusammenarbeit aller Gewerkschafter, die auf dem Boden des Klassenkampf stehen, wird immer dringender. Die Verwirklichung all dieser Forderungen ist jedoch nur möglich, wenn die Gewerkschaften revolutioniert werden und der Gewerkschaftsbürokratismus rücksichtslos bekämpft wird.

Unmißverständlich erklären wir nochmals: Wir wollen ein praktisches Programm zur Bekämpfung der Folgen der Rationalisierung aufstellen, welches in den Kampf um den Charakter der Rationalisierung einmündet. Wir wollen die kapitalistische Rationalisierung zu Fall bringen, indem die Arbeiterklasse das Bedürfnis entwickelt, selbst die technischen Vervollkommnungen des Produktions- und Dienstleistungsbereich, unter ihrer Herrschaft und Kontrolle einzuführen. Unser Programm spricht sich daher weder gegen die Einführung neuer Maschinen noch gegen die verschiedenen anderen technischen Vervollkommnungen aus, noch gegen die Erhöhung der Arbeitsproduktivität in den Betrieben. Unser Programm spricht sich aber sehr wohl gegen jeden Versuch aus, die Arbeit zu intensivieren, die Arbeitszeit zu verdichten oder die Leistungskontrolle, auf welchen Weg auch immer, zu erhöhen. Unser Programm hat als Aufgabe den Schutz der lebendigen Arbeitskraft gegen die ununterbrochen gesteigerte Anspannung und Intensität der Arbeit. Dieses Programm des alltäglichen Kampfes muß organisch mit dem Endziel verbunden werden. Die Taktik im Kampf gegen die kapitalistische Rationalisierung muß zum Ziel haben, neue Schichten der Arbeiterklasse in den Kampf hineinzuziehen, den Kampf so breit und einheitlich wie nur möglich zu führen!