Seit ihren Anfangen war die Arbeiter(innen)bewegung begleitet von der
Entwicklung verschiedenster Doktrinen und Ideologien, die versuchten, dem Kampf
der Arbeiterklasse gegen die kapitalistische Ausbeutung Analysen und eine
Orientierung zu geben. Aus dem breiten Spektrum an Doktrinen und Tendenzen, die
es Mitte des 19. Jahrhunderts gab, konnten nur der Marxismus und der
Anarchismus auf internationaler Ebene wirklichen Masseneinfluss erlangen.
Im Verlauf der Entwicklung des Klassenkampfes und der Ereignisse am Ende
des letzten Jahrhunderts bis hin zur Russischen Revolution erkannte die Masse
der Arbeiterinnen die absolute Überlegenheit des Marxismus über den Anarchismus
in allen Bereichen, ob dies nun auf theoretischer, programmatischer oder
taktischer Ebene war. Heute, am Ende des 20. Jahrhunderts nach dem Fall der
Berliner Mauer und dem offensichtlichen Versagen der Hauptströmungen der
Arbeiter-Innenbewegung beim Aufbau einer sozialistischen Gesellschaftsordnung,
werden alle Ideen in der Arbeiterbewegung und der Linken zur Diskussion
gestellt. Unter diesen schwierigen objektiven gesellschaftlichen Bedingungen
laufen viele Gefahr, das Kinde mit dem Bade auszuschütten, indem sie alles, was
nach Marxismus riecht, mit dessen historischen Entartungen (Sozialdemokratie
und Stalinismus) gleichsetzen und ablehnen. Die Aufgabe der fortschrittlichsten
Aktivistinnen der Arbeiterbewegung muss es sein, ihre eigenen Organisationen
für die Ideen und das Programm des Marxismus zurückzugewinnen. Dieser Kampf ist
von äußerster Dringlichkeit, denn mit der Krise des Kapitalismus, und in der
Folge, der Frustration mit der Politik der Führungsspitzen von Sozialdemokratie
und Gewerkschaft könnten Teile der Arbeiterklasse, aber vor allem Jugendliche
(Arbeitslose, Teile des linken Schüler- und Studentenmilieus, prekär
Beschäftigte) auf einfache und radikale Allheilmittel zurückgreifen. Der
Anarchismus könnte dabei von besonderer Anziehungskraft sein. Schon heute kann
man bei vielen Jugendlichen, die sich auf der Linken politisch betätigen
(wollen), die Ablehnung von Organisationsstrukturen per se erkennen. In der
Praxis drückt sich dies auch in einer Hinwendung zu Randgruppen und
„Minderheiten" aus, wobei die organisierte Arbeiterbewegung oft sogar als
reaktionär betrachtet wird. Oft werden gewählte Vertreterinnen mit
Verantwortungen aus Prinzip abgelehnt. Vor allem viele Schüler bevorzugen
spontane Aktionen und lockere Organisationsformen. Großer Beliebtheit erfreut
sich dabei die autonome Jugendszene mit einer Mischung aus Kultur und
„alternativer" Politikformen.
Das Wort 'Anarchie' kommt aus dem Griechischen und bedeutet „ohne
Herrschaft". Die ersten Vertreter dieser politischen Richtung waren
Stirner in Deutschland und Proudhon in Frankreich, wobei der Anarchismus als
Strömung in der Arbeiterbewegung erst in den 70er Jahren des letzten
Jahrhunderts unter der Führung des russischen Revolutionärs Bakunin eine
größere Verbreitung erreichte. Andere Theoretiker und Führer der anarchistischen
Bewegung waren die Anarchokommunisten Kropotkin und Malatesta zu Beginn des 20.
Jahrhunderts.
Die beiden wichtigsten Aspekte der anarchistischen Gedankenwelt sind:
Kritik an der kapitalistischen Ausbeutung und die radikale Ablehnung jeder Art
von Herrschaft. Die persönliche Freiheit hat absoluten Vorrang, nicht zuletzt
deshalb war der Anarchismus nie eine einheitliche Ideologie, sondern bestand
aus einer Vielzahl von verschiedenen Tendenzen. Wir können daher den
individualistischen Anarchismus eines Proudhon, der auch das kapitalistische
Privateigentum akzeptierte, vom Anarchokommunismus, der die Abschaffung des
Privateigentums fordert, unterscheiden. Das Endziel des Anarchismus ist nach
Malatesta: „die Regierungen ausweisen, das Eigentum abschaffen und die
öffentlichen Dienstleistungen der spontanen, freien, nicht offiziellen, nicht
autoritären Arbeit, all jenen, die ein Interesse haben etwas zu machen,
anzuvertrauen" (aus „Die Anarchie"). Der Anarchismus, mit seinem
Individualismus und seiner Achtung der persönlichen Freiheit, spiegelt im
Wesentlichen den Protest jenes Teils des Kleinbürgertums wider, der durch die
Entwicklung der großen kapitalistischen Produktion in den Ruin getrieben wurde.
Der kleine Unternehmer oder der Freiberufler erkennt aufgrund seiner Stellung
in der Gesellschaft und seiner individuellen Arbeitsformen nicht ganz klar den
Klassenfeind. Er sieht sich jedoch durch den bürgerlichen Staat, der mit seinen
Gesetzen immer mehr die großen Kapitalisten, den Großhändler oder den Großgrundbesitzer
beschützt, erdrückt. Der Staat ruiniert durch immer höhere Steuern seine
Existenz. Daraus resultiert die Ablehnung des Staates, das Nichtakzeptieren
jeder Art von Zentralisierung und das Beharren auf absolute Autonomie. Der
Arbeiter hingegen, der in den großen Fabriken gemeinsam mit vielen anderen
Arbeiter(innen) arbeitet, sieht im Kapitalisten die Ursache all seiner
Probleme. Dieser senkt seinen Lohn, beutet ihn aus und entlässt ihn. Um sich zu
verteidigen, ist er auf die größtmögliche Einheit mit seinen Arbeitskollegen
und -kolleginnen angewiesen; deshalb ist es für ihn natürlich, dass er eine
kollektive und anti-individualistische Mentalität entwickelt.
Der Anarchismus spiegelt die ersten Etappen der Herausbildung der
Arbeiter(innen)bewegung wider, in einer Zeit, als aufgrund des Gewichts des
kleinen Besitzes in der Wirtschaft die Arbeiterklasse noch nicht reif genug
war. Es ist kein Zufall, dass die anarchistischen Ideen gerade in Ländern wie
Russland, Italien und vor allem Spanien eine Massenbasis hatten, in Ländern
also, wo das Kleinbürgertum und die Bauernschaft vorherrschten und wo das
Industrieproletariat bis zum Ende des letzten Jahrhunderts noch unbedeutend
blieb.
Proletarische Moral und Humanismus?
Im Endziel stimmt der Marxismus mit dem Anarchismus überein, d.h. in der
Notwendigkeit den bürgerlichen Staat zu zerschlagen und eine Gesellschaft ohne
Klassen und ohne Staat aufzubauen. Trotzdem gibt es zwischen Marxismus und
Anarchismus tiefe und unversöhnliche Unterschiede. So schrieb Kropotkin: „Wer
die Gesetze macht, d.h. die Regierung, nutzte die sozialen Gefühle des
Menschen, um die der Minderheit von Ausbeutern gefälligen Prinzipien, gegen die
sich die Menschen sicherlich aufgelehnt hätten, zu verbinden mit den
Vorschriften, die der Mensch schon akzeptierte."
Wie man sieht, wird der Anarchismus als Konzept einer moralischen Ordnung
präsentiert, die sich an alle Menschen ohne Ausnahme und nicht nur an die
Arbeiter richtet. Er bekämpft die Kapitalisten, weil er die soziale
Ungleichheit als Konsequenz der Bösartigkeit der Menschen betrachtet. Logisch,
dass das Beharren auf die individuelle Aktion den Anarchismus oft in die Nähe
des individuellen Terrorismus brachte, was sogar zu „Exekutionen" von
Kapitalisten und hohen Vertretern des Staatsapparates führte, ohne zu
verstehen, dass nur die revolutionäre Enteignung der Kapitalistenklasse durch
das Proletariat der Ausbeutung ein Ende setzen könnte. Die marxistische Theorie
vom Klassenkampf als Motor der Geschichte stützt sich auf die Widersprüche, die
sich zwischen den verschiedenen Klassen in der menschlichen Gesellschaft
unabhängig vom Willen der Menschen selbst entwickeln. Wie Marx sagte, „es ist
nicht so wichtig, was die Menschen über ihre Handlungen denken, sondern ihre
Handlungen selbst." Aus der Art der Produktionsverhältnisse und der
Eigentumsverhältnisse in einer Gesellschaftsform ergibt sich das Entstehen
verschiedener Klassen, die sich feindlich gegenüberstehen. Die Spaltung
zwischen den Klassen führte außer zu einer ungeheuerlichen Ungerechtigkeit auch
zu einer Beschleunigung der wirtschaftlichen Entwicklung. Wenn ein
Produktionssystem (Sklavenhalter-, Feudalgesellschaft) die Wirtschaft nicht
mehr weiterentwickelt, schlittert es in eine Krise und wird durch ein neues
System ersetzt.
Die verschiedensten Produktionssysteme haben die Spaltung in Klassen
aufrechterhalten. Dies wird sich nur durch die Zerschlagung des Kapitalismus
lösen lassen, da dieses System eine ausgebeutete Klasse geschaffen hat (die
Arbeiterklasse), die die große Mehrheit der Gesellschaft umfasst; indem sie
sich selbst befreit, befreit sie die gesamte Gesellschaft.
Das Ablehnen jeder politischen Aktivität in der Arbeiterklasse, wie es die
Anarchist(innen) machen, ist nicht nur absurd, sondern sogar völlig reaktionär.
Die Bourgeoisie beherrscht die Lohnabhängigen nicht nur auf der
wirtschaftlichen Ebene, wo sie Herrin über die Produktionsmittel und des
Austausches ist, sondern auch viel allgemeiner in der Gesellschaft, durch die
Polizei, die Gesetze, die Gefängnisse, das Parlament und letztendlich den
bürgerlichen Staat. Diese politische Herrschaft stützt sich auf die
wirtschaftliche Macht, die sie gleichzeitig mit aller Kraft verteidigt.
Die Arbeiterklasse wird nie ihre Befreiung in einer Fabrik nach der
anderen, sondern nur kollektiv und gleichzeitig erkämpfen können. Wir werden
die wirtschaftliche Herrschaft der Kapitalist(inn)en nur mit einer nationalen
und internationalen Organisation der Arbeiterklasse und einem revolutionären,
marxistischen Programm beseitigen können. Natürlich wird sich die Bourgeoisie
nicht kampflos ergeben, sondern all ihre politische Macht gegen die Arbeiter
einsetzen: wollen wir gewinnen, müssen wir die Herrn auf allen Ebenen, auch auf
der politischen, bekämpfen. Die Arbeiter müssen sich organisieren, sich bilden,
sich auf den Aufbau einer neuen Gesellschaft vorbereiten. Diesen Prozess kann
man nur beschleunigen indem man gegen die politischen Privilegien der
Bourgeoisie auftritt. Auf diese Weise konnten unsere Vorfahren das Recht auf
freie Meinungsäußerung, die Versammlungs- und Vereinsfreiheit, das Recht auf
eine öffentliche Alterspension, usw. erkämpfen -Errungenschaften, die mehr
politisch als wirtschaftlich waren, und die Arbeiter für den Kampf für
Sozialismus stärkten. Es genügt daher nicht die Arbeiter nur in Gewerkschaften
zu vereinen, sondern es bedarf auch einer Arbeiterpartei, die sich, unabhängig
von den bürgerlichen Parteien - und sich anfangs nur aus den bewusstesten und
fortschrittlichsten Teilen der Arbeiterklasse zusammensetzt - das Ziel setzt,
die Mehrheit der Arbeiterklasse für die Erringung der politischen Macht zu
organisieren.
Wenn wir in diesem Prozess die Möglichkeit erhalten, ins Parlament
einzuziehen, werden wir dies dann ablehnen? Nein! Wir müssen das Parlament auf
revolutionäre und nicht opportunistische Art und Weise nutzen; Parlament und
Verfassung sind keine Lösung für unsere Probleme. Auch wenn wir keineswegs auf
eine schrittweise, durch Reformen getragene Lösung unserer Probleme vertrauen,
so bleibt das Parlament immer noch eine Tribüne, von der wir immer breiteren
Schichten der Arbeiterklasse unsere Ideen näher bringen können, indem wir
gleichzeitig die Grenzen der bürgerlichen Demokratie aufzeigen. Die Bosse sehen
die Gefahr einer revolutionären Nutzung des Parlaments und versuchen daher, die
Abgeordneten der Arbeiterparteien mit hohen Gehältern und anderen Privilegien
zu kaufen. Deshalb müssen wir - analog dem Beispiel der Pariser Kommune -
fordern, dass die Abgeordneten, die auf den Listen einer Arbeiterpartei gewählt
wurden, jederzeit von ihren Wählern abwählbar sind und dass sie nicht mehr als
einen durchschnittlichen Facharbeiterlohn verdienen. Somit können wir die
Bürokratisierung der Abgeordneten verhindern.
Dabei muss man darauf hinweisen, dass der Anarchosyndikalismus gerade eine
extreme Reaktion auf die opportunistische Wende eines großen Teils der
Gewerkschaften und Parteien der Sozialistischen Internationale war, was in
weiten Teilen der Arbeiterklasse mit Misstrauen und Wut quittiert wurde.
Indem der Anarchosyndikalismus die Organisierung der Arbeiter in einer
eigenen Partei ablehnte, konzentrierte er all seine Hoffnungen auf den
revolutionären Generalstreik. Angesichts des Faktums, dass es in der bisherigen
Geschichte kein Beispiel einer Revolution mittels eines „revolutionären
Generalstreiks" gibt, zeigt sich, dass das Problem hier unzureichend und
abstrakt behandelt wird. Eine revolutionäre Arbeiterpartei mit einem Masseneinfluss,
die die Arbeiter organisiert, sie ausbildet, die Unterstützung oder zumindest
die Neutralität eines Großteils der Mittelschichten gewinnt und die als
Höhepunkt einer Phase der Agitation und der Selbstvorbereitung beim
revolutionären Generalstreik anlangt, ist ganz einfach unerlässlich. Es ist
kein Zufall, dass bisher die einzige erfolgreiche sozialistische Revolution,
jene in Russland 1917 war, die von der bolschewistischen Partei angeführt wurde
und sich auf die Ideen und das Programm des Marxismus stützte. Die Entartung
der UdSSR war Ergebnis der Isolation der Revolution, hervorgerufen durch das
Versagen der Führer der II. Internationale und die Rückständigkeit der
Wirtschaft und der russischen Gesellschaft. Dies war die Basis für die
Herausbildung einer bürokratischen Kaste, die das Proletariat politisch
entmachtete; dies schmälert allerdings keinesfalls den Wert der russischen
Revolution . Der Stalinismus war eine Reaktion gegen die Revolution und nicht
ihre „natürliche" Fortsetzung. In der spanischen Revolution (1931- 37)
hatte der Anarchismus seine einzige Chance in der Geschichte, seine Ideen zu
verwirklichen. Die CNT war die größte Gewerkschaft des Landes und vereinigte
die revolutionärsten Schichten des katalanischen und andalusischen Proletariats.
Als aus Reaktion auf den versuchten Staatsstreich Francos im Juli 1936 die
Macht in Katalonien in den Händen der CNT lag, unterstützte diese die
bürgerliche Regierung.
Indem sie den Aufbau von proletarischen Machtorganen und die Zuendeführung
der Revolution verweigerte, ermöglichte sie der Bourgeoisie langsam aber
sicher, die revolutionären Errungenschaften der ersten Stunde abzubauen. Ein
Jahr später wurden mit Garcia Oliver und Federica Montseny zwei der
anarchistischen Führer Minister für Justiz und Gesundheit in der bürgerlichen
Regierung der Republik Spanien. Durch das Unterschätzen des bürgerlichen
Staates verzichtete man auf den Aufbau einer Alternative durch die Arbeiter.
Die Anarchistinnen vertreten die Meinung, es sei möglich, sofort nach der
sozialen Revolution und der Enteignung der Kapitalisten mit dem Aufbau einer
klassenlosen Gesellschaft zu beginnen. Die Fabriken und das Land würden in die
Hände der Arbeiterkollektive oder der Fachgewerkschaften übergehen. Somit wären
die Produktionsmittel nicht Gemeineigentum aller Arbeiter. Die Anarchisten sind
gegen jede Art der Zentralisierung der Produktivkräfte, weil sie glauben, dass
dies zu einem Verlust der Autonomie der „freien Kommunen" führen würde, die
nur auf der Basis freiwilliger Beziehungen ohne jegliche Einmischung von außen
miteinander verbunden sind, führen würde. Der Marxismus erklärt, dass die
soziale Revolution Ergebnis der Entwicklung der Produktivkräfte ist. In einem
entwickelten Land, wo die Wirtschaft die nationalen Grenzen zersprengt, wäre es
ein Rückschritt, die Grenzen, die die Bourgeoisie während ihrer Entwicklung
beseitigte, wieder zu errichten. Schon unter dem Kapitalismus existiert eine
Weltwirtschaft, und dies ist auch die Grundlage für eine Planung der Produktion
auf internationaler Ebene. Durch das einmal abgeschaffte Privateigentum an
Produktionsmitteln und das Ende der Profitwirtschaft könnte die Integration der
einzelnen nationalen Volkswirtschaften zu einem harmonischen System vorangetrieben
werden. Der ungleiche Austausch von Waren, der zu immer größeren Ungleichheiten
zwischen den einzelnen Ländern führt, könnte eliminiert werden.
Diese Periode der Umwandlung würde aufgrund der enormen Produktivitätssteigerungen
der Arbeit eine drastische Senkung der täglichen Arbeitszeit erlauben, was den
Arbeitern die Zeit geben würde, sich aktiv an der Verwaltung und Leitung aller
gesellschaftlichen Bereiche zu beteiligen. In dieser Periode müsste der
bürgerliche Staat einem Arbeiterstaat Platz machen, welcher in erster Linie die
Aufgabe hätte, den Sieg der Revolution in jedem Land, auf der ganzen Welt zu
erringen. Die Verwaltung und Leitung der Gesellschaft würde durch Komitees in
den Fabriken, den Bezirken, den Regionen bis hinauf zur staatlichen und
internationalen Ebene organisiert werden.
Wer eine Verwaltungsfunktion hat, wäre jederzeit wähl- und abwählbar und
würde nicht mehr als einen durchschnittlichen Facharbeiterlohn verdienen. Ziel
muss es sein, durch eine allgemeine Hebung des kulturellen Niveaus
(Bildungssystem würde sofort ausgebaut werden!), die gesamte Bevölkerung in
Form eines Rotationsprinzipes an der Verwaltung zu beteiligen. Diese
Vorstellungen sind nicht irgendwie aus der Luft gegriffen, sondern knüpfen an
den Erfahrungen von 150 Jahren Geschichte der Arbeiterbewegung, und im
besonderen der Pariser Kommune 1871 und der Russischen Revolution von 1917, an.
Dieser „Halbstaat", der von den Marxist(inn)en auch als „Diktatur des
Proletariats" oder Arbeiterdemokratie genannt wird, würde Schritt für
Schritt seinen Charakter der Verteidigung der Errungenschaften der Revolution
verlieren und immer mehr ein reines Organ der Verwaltung und der Vollstrecker
jener Pläne, die sich die. Gesellschaft selbst gibt, werden. Mit der Abnahme
der sozialen Konflikte würde auch der Bedarf an Zwangsinstrumenten (z.B.
Polizei) in dem Maße abnehmen, indem die durch soziale Ursachen hervorgerufene
Gewalt, der Egoismus, usw. tendenziell verschwinden würden.
Somit würde der Halbstaat durch die volle Entwicklung der Solidarität und
der Gleichheit in der menschlichen Natur überflüssig sind diese neue
klassenlose Gesellschaft könnte sich den Satz von Karl Marx auf die Fahnen
schreiben: „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen."