Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht
Als uns das Antifaschismus-Konzert, das wir für den 7. Dezember als Antwort auf das rechtsextreme Skinheadkonzert vorgesehen hatten, durch bürokratische Hürden von Seiten der Stadt Feldkirch und der Exekutive "untersagt" wurde, wussten wir, dass unser Kampf nicht nur gegen die rechtsextreme, sondern auch gegen die staatliche Repression gerichtet werden musste. Darum entschlossen wir uns anstatt des Konzerts eine Demonstration gegen Rechtsextremismus und gegen die Verhinderung von aktivem Antifaschismus durch den Staat durchzuführen.
Der Aktionstag am 22. November wurde von den Medien durchaus positiv aufgenommen und wir erreichten die gewünschte Resonanz. Uns erreichten Reaktionen von Bevölkerung, Land Vorarlberg und aus der ganzen Welt (siehe Berichte von Treffen mit Exekutive, ganze Seite in den Vorarlberger Nachrichten und Solidaritätsbekundungen). So gingen wir also guter Hoffnung in die Vorbereitung für die Demo am 7. Dezember. An diesem Tag fanden sich ca. 200 DemonstrantInnen am Bahnhof Feldkirch ein, wobei ca. 50 Personen, die über die marxistische Zeitschrift "Der Funke" mobilisiert wurden, mit einem von der SJ Österreich organisierten Bus von Wien über Linz und Innsbruck nach Vorarlberg gereist waren. Transparente wurden ausgepackt, Flugblätter verteilt und erste Sprüche hallten über den Bahnhofsplatz. Dann setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung, zusammen mit ca. 40 mit Schlagstöcken bewaffneten Beamten der Polizei. Die Stimmung übertraf unsere Erwartungen, die Einstellung der DemonstrantInnen war kämpferischer, als wir uns das in unserer Vorbereitung vorgestellt hatten. Eine erste Kundgebung fand vor dem Rathaus Feldkirch statt, da uns vor allem von hier aus das Konzert verboten wurde. Wir erachteten es für notwendig, den Leuten innerhalb dieses Gebäudes zu zeigen, dass wir uns nicht so einfach aus der Öffentlichkeit verbannen lassen und uns unsere antifaschistischen Aktivitäten nicht aufgeben werden! Auf dieser Kundgebung wurden die Namen von 20 AntifaschistInnen, die ihr Leben wegen ihrem Kampf lassen mussten, verlesen. Um die Demonstration versammelten sich einige interessierte Passanten und waren durchaus begeistert von unserem Auftreten.
Danach zogen wir weiter bis zum Alten Hallenbad Feldkirch, dem eigentlichen Ort des Geschehens - oder besser gesagt des Nicht-Geschehens. Dort fand eine zweite Kundgebung statt, auf der neben VertreterInnen der Sozialistischen Jugend und der SP Vorarlberg auch der Vorsitzende der August-Malin-Gesellschaft Werner Bundschuh redete. Außerdem begeisterten Redebeiträge von angereisten DemonstrantInnen (wie aus Oberösterreich und Wien) die versammelte Menge. Danach fand eine Diskussionsrunde mit "offenem" Mikrofon statt, wo man schließlich merkte, dass Antifaschismus keine parteipolitische Farbe hat, zur aktiven Bekämpfung der rechtsextremen Szene aber eine Organisierung notwendig ist. Lautstark verließen wir das Reichenfeld vor dem Alten Hallenbad wieder in Richtung Bahnhof, wo sich die Demonstration auflöste und ein Teil nach Bludenz zum Demofest weiterfuhr. Auf dem Fest im Jugendzentrum Bludenz ging es dann mit gleich guter Stimmung weiter. Für Unterhaltung war von marxistischen Rappern und DJ's gesorgt und es wurden noch lange heftige Diskussionen geführt.
Alles in allem war die Demo mit 200 TeilnehmerInnen ein Erfolg für die ganze antifaschistische Szene Vorarlbergs. Es haben sich Menschen versammelt, denen es wichtig war für den politischen Kampf auf die Straße zu gehen und zu zeigen, dass sie sich vom Land Vorarlberg nicht Unrecht als Recht verkaufen lassen.
Die Rolle der Medien
Im Gegensatz zu der SchülerInnendemonstration, die am 22.11. stattfand, gab es zu dieser Demo keine Reaktion in den Medien. Damals konnte man in "Vorarlberg heute" einen zweiminütigen Bericht inklusive Interview sehen und am nächsten Tag in einigen Zeitungen wenigsten einige Zeilen über die Demo lesen, doch diesmal war das Medienecho gleich Null. In den Vorarlberger Nachrichten, die in Vorarlberg de facto ein Monopol über Tageszeitungen besitzen verlor man kein Wort über die Aktion. Auch in der täglichen Berichterstattung im TV wurde der Demonstration keine Sendesekunde gewidmet. Könnte es in dieser Hinsicht vielleicht eine Rolle spielen, dass der Ehemann der ÖVP-Vizebürgermeisterin von Feldkirch, Erika Burtscher, der Intendant des ORF-Landesstudios Vorarlberg, Wolfgang Burtscher, ist? Von Seiten der Sozialistischen Jugend wurde auf jeden Fall an alle relevanten Medien Vorarlbergs eine Presseaussendung geschickt und musste daher eigentlich allen bekannt gewesen sein. Man kann nun annehmen, dass diese antifaschistische Aktion den Medien zwar bekannt war aber absichtlich unter den Teppich gekehrt wurde. Fakt ist, dass die SJ mit der Organisierung dieses Protests in ein Wespennest getreten ist, welches von Land, Exekutive und Medien ständig gemieden wurde, was jetzt offensichtlich wird.
Organisierter Kampf
Was schlussendlich aus dieser Antifa-Kampagne wohl jedem/r Beteiligtem/r klar geworden ist, ist dass der Kampf gegen Faschismus und gegen die Repression des Staates organisiert sein muss. Aus dieser und anderer Erfahrung haben wir gesehen, dass individueller Kampf nicht funktionieren kann. Wenn sich nicht viele Jugendliche an den Antifakommitee-Sitzungen und an den Demonstrationen beteiligt hätten, wären diese Nazikonzerte in Vorarlberg von allen (vor allem von Staat und Medien) akzeptiert worden und dieses Thema wäre nie so breit in der Bevölkerung ausgetragen worden. Ohne politischer Organisation hätte es keine Busse aus dem restlichen Österreich und auch keine Solidaritätsbekundungen aus der ganzen Welt gegeben. Weiters ist auch jedem/r DemonstrantIn bewusst geworden, dass die Teilnahme an einer Demo nicht genug sein kann und dass mit ihr der Kampf noch nicht gewonnen ist. Nein, wir werden uns weiterhin in einer politischen Organisation treffen und koordinieren müssen um schlussendlich Sieger über rechtsextreme Ideologie zu werden. Mit der Demo haben wir nur Aufmerksamkeit erregt aber die organisierten Nazis werden deswegen nur ein müdes Lächeln verschwenden. Wenn wir uns in Zukunft aber zu einer starken politischen Organisation entwickeln, dann wird der Naziszene das Fürchten gelehrt. Wir von der Sozialistischen Jugend wollen genau so eine starke politische, antifaschistische Organisation sein, die nicht nur an Demos teilnimmt, sondern permanent gegen Faschismus, Staatsrepression und Kapitalismus kämpft.
· Mach mit und organisier dich in der SJ
· Komm zu einem unserer Treffen, um mit uns weitere Antifa-Aktionen
zu planen
· Keinen Fussbreit den Faschisten !
Euer jugendkaempft.com-Team
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