MASSAKER AN DER ARBEITERKLASSE IN MADRID

 

Gestern erschütterte das bisher grausamste terroristische Attentat in der Geschichte Spaniens die Welt. In den Morgenstunden explodierten in einem Pendlerzug und in Arbeitervierteln gelegene Bahnhöfe fast zeitgleich zehn Bomben. Offiziellen Zahlen zufolge forderten die Anschläge bereits 199 Todesopfer und über 1.500 Verletzte.

Heute riefen UGT und CCOO zu einem 15minütigen Generalstreik als Protest gegen dieses Blutbad auf. Im ganzen Land, auch in den großen Städten des Baskenlandes, werden seit Mittag Großdemonstrationen abgehalten.

Wir veröffentlichen hierzu eine Verlautbarung der spanischen Schüler- und Studentengewerkschaft. 

 

 

DAS „SINDICATO DE ESTUDIANTES“ VERURTEILT DAS VERBRECHEN GEGEN ARBEITER/INNEN UND JUGENDLICHE IN MADRID

 

Wir verurteilen die grausamen terroristischen Attentate in Madrid auf das Schärfste. Letzten Informationen zufolge forderten die Explosionen in Atocha, Santa Eugenia und Pozo del Tío Raimundo über 180 Menschenleben und mehr als 1000 Verletzte. Madrid durchlebte gestern einen Zustand tiefer Trauer und Erschütterung. Die gestrigen Geschehnisse sind eine Tragödie und werden auf ewig in unserem Gedächtnis verbleiben.

Zu allererst möchten wir in diesen bitteren Momenten unsere tief empfundene Solidarität mit den Familien und Freunden der Betroffenen dieses unmenschlichen Blutbades bekunden. In wenigen Minuten wurde das Leben dutzender Arbeiter/innen, Jugendlicher, Migrant/inn/en, Kinder beendet … einfache und gewöhnliche Menschen auf dem Weg in die Arbeit, die Schule, das Institut oder die Fakultät. In wenigen Minuten wurden sie in den Tod gerissen und in wenigen Minuten veränderte sich das Leben Tausender Familien, Freunde und Angehöriger. Heute möchten wir mit ihnen sein, versuchen ihnen unsere Wärme und unser Mitgefühl entgegenzubringen.

Die terroristischen Mörder von Madrid – sei es die ETA, die al-Qaida oder wer auch immer – gingen gegen die ungeschütztesten Schichten der Gesellschaft vor. Gegen jene, die tagtäglich arbeiten müssen um ihrem und dem Leben ihrer Familien zu helfen vorwärts zukommen und jene, die in Hoffnung eines besseren Lebens studieren. In Nahverkehrszügen, zur Stosszeit und in Arbeitervierteln. Die Mörder wussten genau um welche Menschen es sich handeln würde. Die Verstorbenen sind unsere Toten, Tote unserer Klasse.  

Wir können nicht davon absehen, darauf hinzuweisen, dass die Stadtviertel von Vallecas und Pozo el Tío Raimundo Sinnbilder des Kampfes gegen die faschistische Diktatur in Madrid waren, denn es handelt sich um Arbeiterviertel, bewohnt von bescheidenen und kämpferischen Menschen. Aus diesem Grunde ist es umso niederträchtiger diese brutalen Attentate im Namen einer progressiven Sache, im Namen des Kampfes gegen irgendeine Art der Unterdrückung, zu begehen.  

Wir betonen in aller Deutlichkeit, dass die Methoden des Terrorismus niemals der Sache der Armen, der Gedemütigten und der Unterdrückten gedient haben. NIEMALS. Die demokratischen und sozialen Rechte die wir in den vergangenen Jahrzehnten erkämpfen konnten, HABEN ÜBERHAUPT NICHTS MIT DEN TERRORISTISCHEN ATTENTATEN ZU TUN. Der Kampf, die Organisation und die Beteiligung von Millionen namensloser Arbeiter/innen und Jugendlichen, von welchen viele ihr Leben dieser Sache widmeten und dieses häufig auch verloren, ermöglichten uns die Siege der Vergangenheit.

Aus vielen Gründen verurteilen wir die grausamen Attentate von Madrid. Wir verurteilen sie, da es sich um Massenmorde an unschuldigen und arbeitenden Menschen handelt. Wir verurteilen sie, da sie einzig dazu betragen das Gift der Spaltung der Arbeiterklasse der verschiedenen Völker zu streuen. Wir verurteilen sie, da der Terrorismus eine wahrhaftige Hürde im Kampf für eine bessere, eine demokratischere und gerechtere, Gesellschaft darstellt.

Das brutale Attentat von gestern erinnert uns an den gleichermaßen brutalen Anschlag auf das World Trade Center vom 11. September. Auch in diesem starben Tausende an unschuldigen Menschen. Zur damaligen Zeit verurteilten wir mit aller Kraft dieses brutale Attentat. Trotz des Schmerzes und der Tragödie die uns alle umgibt, trotz der enormen Spannung, die die Anschläge hinterlassen hat, werden wir heute nicht verschweigen, was wir auch am 11. September gesagt haben: Wir werden nicht tolerieren, dass die terroristischen Anschläge als Rechtfertigung zur Bekämpfung unserer demokratischen Rechte herangezogen werden.

Der 11. September diente der Regierung Bush als Rechtfertigung zwei Kriege zu führen und ein Land, mit dem einzigen Zweck sich dessen Reichtümer zu erbeuten, zu überfallen. Er diente dazu einen Krieg gegen den Irak zu führen, der 10.000 Todesopfer forderte, mehr Tote als die Anschläge auf das World Trade Center. Er diente dazu Demonstrationen im eigenen Land zu verbieten und Tausende Menschen ohne Gerichtsverhandlung zu verhaften, von welchen viele verschwanden.

Wir betonen in aller Deutlichkeit: Nein zum Terrorismus und NEIN zu jeglicher Maßnahme der Mächtigen um unsere Rechte zu beschränken, Nein zur staatlichen Repression und Nein zu imperialistischen Kriegen. Sie erzählten uns, der Krieg gegen den Irak würde eine sicherere Welt garantieren. LÜGNER! Wir leben heute dank eurer Raketen, eurer Armeen und eurer Gier nach unbeschränktem Gewinn in einer schlechteren Welt, einer Welt mit mehr Armut, mehr Instabilität, mehr Kriegen und größeren Gräuel.

Gestern war ein schwarzer Tag, heute ist ein Tag bedrückt von großer Trauer, doch wir möchten mit einigen optimistischen Worten abschließen. Die Welt könnte eine bessere sein. Es könnte eine Welt ohne Terrorismus, ohne Krieg, ohne Unterdrückung existieren, unter einer Bedingung: Dass wir einzig in unsere Kraft vertrauen, in die Einheit der Arbeiter/innen, in den Kampf der Unterdrückten. Wir benötigen keine Erlöser die uns töten, noch Erlöser die uns unterdrücken, uns Kriege aufzwingen und unsere demokratischen Rechte beschneiden. Wir selbst sind stark genug!

An die Familien, die Freunde und die Angehörigen: Ein weiteres Mal unsere Wärme und Solidarität. Wir können den Verstorbenen nicht das Leben wiedergeben. Aber betrügen wir nicht ihre Erinnerungen: Kämpfen wir weiter.

 

Quelle:

http://www.sindicatodeestudiantes.org/