Meine Spende kämpft... in Pakistan

Solidarität mit dem Kampf der pakistanischen Gewerkschaften!

 

 

 

Die Pakistan Trade Union Defence Campaign (PTUDC) wurde 1995 gegründet, nachdem der Gewerkschafter Arif Shah wegen seiner Tätigkeit - Protest gegen die Privatisierungspläne der pakistanischen Regierung – von Paramilitärs ermordet wurde. Ziel der PTUDC ist in erster Linie die Verteidigung von GewerkschaftsaktivistInnen vor staatlicher Repression, die unter den Bedingungen der Militärdiktatur eklatant verschärft hat; viele der AktivistInnen müssen in der Illegalität arbeiten. Im Gegensatz zu vielen anderen Gewerkschaften, die kein Interesse an der Organisierung von  Frauen zeigen, und trotz des immensen Drucks, dem Frauen ausgesetzt sind, sobald sie politisch aktiv werden, ist ein Schwerpunkt der Arbeit der PTUDC die Organisierung von Frauen.

 

Armut...

 

Die Situation, in der ein Großteil der Frauen in Pakistan leben muss, ist erschreckend. Die Lage hat sich noch weiter verschärft nach dem Militärputsch von General Musharaf im letzten Jahr.

 

Zum einen sind Frauen von der allgemeinen sozialen Misere betroffen. 40% der 140 Millionen Pakistanis leben unter der Armutsgrenze, 30 Millionen haben keine Arbeit, Kinderarbeit ist weit verbreitet, Gesundheitsversorgung und Bildung sind nur für eine kleine Elite möglich. Der pakistanische Staat gibt 40% des Budgets für das Militär aus und einen großen Teil für die Zinszahlungen der Staatsschulden, was 2001 5 Milliarden US $ ausgemacht hat. Aufgrund der Schulden steht Pakistan unter dem Druck von IWF und Weltbank, Strukturanpassungsprogramme durchzuführen, staatliche Infrastruktur abzubauen und Betriebe zu privatisieren; nur 0,7% des BIP werden für Sozialausgaben verwendet. Die Leidtragenden sind nicht zuletzt die Frauen. Nur 21% erhalten während der Geburt medizinische Versorgung, als Folge sterben jährlich rund 135.000 Frauen während bzw. an den Folgen der Entbindung. 

 

Pakistan – das ist ein Staat, der die grundlegendsten Bedürfnisse seiner Bevölkerung nicht befriedigt und ein repressives  Regime, das wie schon die Regierungen zuvor deshalb seine Macht mit der Unterstützung islamischer Fundamentalisten zu sichern sucht.

Frauen sind extremer Unterdrückung ausgesetzt, besonders in den ländlichen Gebieten. Sie gelten im wortwörtlichen Sinn als das Eigentum ihrer Männer, Väter und Brüder. Im Punjab etwa, einer Region in Pakistan, sind 82% der Frauen von häuslicher Gewalt betroffen. Sexuelle Gewalt ist allgegenwärtig und wird kaum sanktioniert; Frauen sind weder in der Familie, noch in Spitälern oder Gefängnissen vor Missbrauch sicher.

 

...Unterdrückung...

 

Die Gewalt geht bis zum Mord. Karo Kari, Ehrenmorde, werden heute häufig begangen, vor allem am Land, wenn eine Frau "Schande" über ihre Familie gebracht haben soll. Im Jahr 2000 wurden 286 Fälle offiziell registriert, bei denen männliche Familienmitglieder Frauen im Namen der "Ehre" (ghairat) umgebrachte haben. In den seltensten Fällen geht es tatsächlich nicht einmal um "Ehre", vielmehr um Eigentum, Geld, Land oder Wasser. Keiner der Täter hat danach mit staatlicher Verfolgung zu rechnen. Viele Ehrenmorde werden auch verübt, wenn Frauen es wagen, eine Liebesheirat gegen den Willen ihrer Verwandten einzugehen.

In Sindh ist in Familien von Großgrundbesitzern die "Heirat mit dem Koran" üblich. Frauen werden gezwungen, unverheiratet zu bleiben, wobei es bei diesem Brauch darum geht, vererbten Landbesitz nicht zu zerstückeln.

 

Die systematische Unterdrückung von Frauen äußert sich nicht nur in diesen Praktiken, sondern wird im Rechtsystem durch diskriminierende Gesetze fortgeführt, die General Zia 1979 - zwei Jahre nach Errichtung der Militärdiktatur - unter dem Einfluss des islamischen Fundamentalismus eingeführt hat. Diese Gesetze wurden auch unter demokratischen Regimes wie dem von Premierministerin Benazir Bhutto nicht abgeschafft.

Die Hadood Ordinance bedeutet, dass eine Frau vier männliche Zeugen braucht, um eine Vergewaltigung zu beweisen, sie selbst gilt vor Gericht nur als halbe Zeugin. Ist ihr das nicht möglich, kann sie selbst wegen des Geschlechtsverkehrs verfolgt und der "Zina" (außerehelicher Geschlechtsverkehr) angeklagt werden, worauf Haftstrafen von bis zu 14 Jahren stehen. 5.000 Frauen sind zur Zeit aufgrund dieser Verordnung im Gefängnis. Auch bei Liebesheiraten ohne Einwilligung der Verwandten kann die Ehe als ungültig erklärt und das Paar der Zina angeklagt werden.

 

...und Ausbeutung

 

Wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Krise sind Familien dazu gezwungen, dass auch ihre Frauen und Töchter neben der häuslichen Arbeit Erwerbsarbeit leisten müssen, was vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre. Heute hingegen liegt der Frauenanteil in manchen Fabriken multinationaler Konzerne bei bis zu 70%, trotz der Kampagnen der Fundamentalisten gegen diese Entwicklung. Die zunehmende Berufstätigkeit von Frauen hat mehrere Effekte: Zum einen haben Frauen mit eigenem Verdienst eventuell die Möglichkeit zu finanzieller Unabhängigkeit und gewisser Eigenständigkeit, zum anderen werden aber arbeitende Frauen als "unmoralisch" beurteilt.

Frauen werden bevorzugt eingestellt in der Annahme, dass sie duldsamer seien und härter arbeiten. Im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen erhalten sie niedrigeren Lohn und müssen auch länger arbeiten, 12 bis 15 Stunden täglich. Arbeit bedeutet neben der Ausbeutung aber auch Gefahr, häufig kommt es vor, dass Frauen auf dem Heimweg Opfer von Massenvergewaltigungen werden.

 

Organisierung

 

Sich zu organisieren und etwa in der Fabrik, in der mensch  arbeitet, eine Gewerkschaft zu gründen, um für die eigenen Rechte einzutreten, ist in Pakistan schwierig und gefährlich; die AktivistInnen sind ständig davon bedroht gekidnappt, verhaftet oder umgebracht zu werden. Seit der Errichtung der Militärdiktatur wurde eine Reihe gewerkschaftsfeindlicher Gesetze beschlossen, und die staatliche Repression allgegenwärtig: In den Betrieben patroullieren bewaffnete Soldaten. Der Organisierungsgrad ist sehr gering, nur 2% der ArbeiterInnen sind Mitglieder einer Gewerkschaft, davon nur sehr wenige Frauen. Gewerkschaftsführer haben im allgemeinen kein Interesse daran, dass Frauen sich selbst organisieren und behindern jede dahingehende Initiative. Der Grund dafür ist, dass viele korrupt sind und echtes Engagement nicht brauchen können.

 

Die PTUDC hat im Jahr 2000 eine landesweite Kampagne zur Arbeitszeitverkürzung begonnen, damit Frauen ihren Heimweg antreten können solange es noch hell ist und sich dadurch die Gefahr vergewaltigt zu werden reduziert . Die Kampagne hat große Wirkung gezeigt: In vielen Fabriken weigerten sich Frauen, bis acht oder neun Uhr zu arbeiten und verließen gemeinsam um fünf Uhr die Arbeit. In einer Fabrik in Lahore, der zweitgrößten Stadt Pakistans, hat die PTUDC im September 2000 einen Arbeitskampf gewonnen, wo erreicht wurde, dass die Arbeitszeit der ganzen Fabrik verkürzt wurde und an eine Arbeiterin Entschädigung für sexuelle Belästigung gezahlt werden musste.

 

Die Bedingungen, unter denen die AktivistInnen der PTUDC in einem Staat wie Pakistan arbeiten müssen, sind extrem schwierig. Vor allem Frauen sind dem Druck ihrer Brüder, Väter und Ehemänner ausgesetzt, sobald sie sich zu organisieren beginnen. Die PTUDC braucht internationale Solidarität und für ihre Arbeit auch finanzielle Hilfe. Um ihre Arbeit zu unterstützen, damit Frauen sich organisieren und für ihre Rechte selbst kämpfen können, damit sie ihren Kampf fortsetzen können, bittet die PTUDC um Spenden.

 

PSK Konto 92 106 857 BLZ 60.000 KW Pakistan